Bochum. Ende Juli veranstaltet Familie Theis in Bochum ein großes Ahnentreffen. Mehr als 30 Amerikaner reisen dafür an. Was auf dem Programmplan steht.

Das war für Elisabeth Theis-Brimmer ganz schön aufregend: Vor einiger Zeit flatterte ein Brief ins Haus, der Großes ankündigte. "Wir bekommen Besuch von einem Ahnenforscher aus den USA", sagt die 85-Jährige. Und er kommt nicht alleine - sondern bringt über 30 Verwandte mit.

"Das Verwandtentreffen ist schon länger geplant, aber musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden", sagt die Theis-Brimmer. Sie selbst hat in die Familie eingeheiratet, interessiert sich aber trotzdem ziemlich für die Geschichte der Familie Theis. "Von der Existenz des amerikanischen Familienteils wusste ich natürlich, aber über lange Jahre, als die Kinder noch klein waren, hat man gar keine Zeit gehabt, sich damit zu beschäftigen", gibt sie zu.

Ausgewandert in die USA

Das soll sich nun ändern. "Eine Frau Theis, die mit Vornamen so wie ich Elisabeth hieß und die Tante von Hermann und Karl Theis war, ist im späten 19. Jahrhundert in die USA ausgewandert. Ihre Kinder pflanzten dort die Familie fort. Auch über Deutschland leben sie mittlerweile verteilt", weiß die Bochumerin bereits. Verwandte hat sie in San Francisco und im Odenthal.

Es gäbe aber noch viel mehr zu erfahren, wenn es nach ihr geht. "Wo komme ich her? Wer bin ich? Wie sind wir verwandt? Was ist meine Familiengeschichte?" und: "Was haben der Bochumer Auto- und Reifenservice Theis mit dem Basketballnationalspieler Daniel Theis, der bei den Boston Celtics in der NBA spielt, zu tun?" - Antworten auf Fragen wie diese, soll das Familienwochenende Ende Juli geben.

Besuch der Fiege-Brauerei

Organisator Tom Theis aus dem US-Staat Philadelphia spricht von einer "Family routes"-Tour. Er selbst war schon einige Male in Deutschland, hat sogar Antiquitäten hier gekauft und mit einem Container in die USA schicken lassen. Das dreitägige Programm, das er nun für "Kids, Singles, Paare und Dazugeheiratete" erstellt hat, macht Station auf Burg Blankenstein, aber auch in Köln und der Bochumer Fiege-Brauerei. Ebenso steht eine Fahrt ins Bergische Land an.

Gemeinsam wollen die Theis-Ahnen, deren Geschichte sich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen ließ, über ihren Tellerrand hinausblicken. "Ihr werdet Vettern und Cousinen kennenlernen, von denen ihr gar nichts wusstet", heißt es im Einladungsschreiben. Ebenso wolle man die Wohnumstände der Vorfahren erkunden und Adressen besuchen, von denen man wisse, dass Vorfahren dort einst gewohnt haben.

Lebensumstände kennenlernen

"Hier hat meine Ur-Ur-Ur-Großmutter gelebt?" Besonders die jungen Amerikaner, die aus New York, Colorado, Illinois, Kalifornien, Philadelphia und Pennsylvania kommen, dürfte das teilweise überraschen. Manche von ihnen sprechen Deutsch. "Die eigene Geschichte ist ein wichtiger Teil der Identität", findet Theis-Brimmer.

Wer wen wann geheiratet hat, kann man bei dem Treffen ebenso erfahren wie spannende Stories und Inspirationen aus mehreren hundert Jahren Familiengeschichte. "Die Theis-Nachfahren haben sich in Deutschland und den USA ausgebreitet, aber wir haben dieselben Wurzeln und teilen dieselbe Familiengeschichte", sagt Theis-Brimmer.

Blick hinter die Kulissen

Ob sich manche der Verwandten ähnlich sehen werden? Ob man einen Namensvetter trifft und gemeinsame Vorlieben entdeckt? Noch bis zum 20. Juli muss sich Theis-Brimmer mit den Antworten gedulden.

Bei gemeinsamen Restaurantbesuchen und Busfahrten wird dann genug Zeit zum Plaudern sein. Sie sei gespannt, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. "Wir sind eine coole Familie", ist sie sich sicher.

Band der Verwandtschaft

Das Treffen werde sicherlich das Band der Verwandtschaft stärken, vielleicht würden sich auch längerfristige Verbindungen ergeben. "Der Organisator Tom Theis ist ja in der Vergangenheit auch schon oft nach Deutschland gekommen und hat einen Cousin aus Essen, der als Ingenieur bei Hoch und Tief gearbeitet hat", erinnert sie sich.

Vielleicht würden auch bald einige Bochumer in die USA reisen. "Ich finde es toll, dass alle Altersgruppen vertreten sind. Da hat man sich nicht nur über den Atlantik, sondern auch die Generationen hinweg etwas zu erzählen", sagt sie.

Recherche im Stadtarchiv

Informationen zur eigenen Familiengeschichte kann man zum Beispiel im Bochumer Stadtarchiv erhalten.

Die historischen Quellen stehen allen Interessierten für eigene Recherchen, oft sogar an den Originalen, zur Verfügung. Im Lesesaal kann man Unterstützung bekommen. Es gibt zwei Standorte: Zweigstelle Wattenscheid (Alter Markt 1) und Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte (Wittener Straße 47).