Bochum. . Vier Familienporträts aus der Herrschaft Stiepel und dem Amt Bochum aus den 1770er Jahren wurden per Zufall auf einem Antikmarkt entdeckt.
Die Ahnen von Haus Kemnade kehren auf ihren Sitz in der Wasserburg zurück – nach über 200 Jahren. Restaurierte Porträts von vier Stiepeler „Herrschaften“ adeln neuerdings wieder die Burganlage im Bochumer Süden. Worauf der Förderverein Haus Kemnade ziemlich stolz ist. Das kann er auch, denn die Vereinsmitglieder haben mit viel Engagement die Rückkehr des „alten Adels“ auf die denkmalgeschützte Burg möglich gemacht. Und das kam so:
Es war ein glücklicher Zufall, dass Wilfried Krunke, Mitglied im Stiepeler Verein für Heimatforschung, besagte Familienporträts auf einem Antikmarkt entdeckt, erstanden und dann dem Förderverein Haus Kemnade zum Kauf angeboten hatte. Weil der kleine Verein, der ausschließlich durch Mitgliederbeiträge existiert, sich den Ankauf aber nicht leisten konnte, wurde die Sparkassen-Stiftung für Kultur und Wissenschaft um Unterstützung angegangen. Deren Finanzierung setzte allerdings die Klärung der Provenienz und des möglichen (kunsthistorischen) Werts der Ölschinken voraus.
Gutachten beauftragt
Also wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, Prof. Dr. Dieter Scheler von der RUB-Fakultät für Geschichtswissenschaften nahm die Porträts unter die Lupe. Und stellte fest, dass es sich bei den Bildern aus den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts keinesfalls um Kunstwerke handelt. Vielmehr zeigen die Porträts „steife Abbilder, bei denen fast mehr Wert auf die penible Ausführung der Kleidung als auf die Gesichter gelegt worden ist“. Aber gerade Kleidung, Schmuck und Amtstracht belegen, dass es sich um typische Bilder einer Familiengalerie handelt, wie man sie seinerzeit wohl überall auf den Häusern des märkischen Adels antraf.
Vernissage am 12. Juni
Der Förderverein Haus Kemnade und Musikinstrumenten-Sammlung Grumbt e.V. lädt zur Westfälischen Vernissage ein, auf der die vier historischen Porträts erstmals öffentlich vorgestellt werden.
Sie findet am heutigen Freitag (12.6.) um 18 Uhr in der Wasserburg Kemnade, An der Kemnade 10 (HAT) statt.
Sicher auch in Bochum, doch keine dieser Ahnengalerien hat sich erhalten. Aber nun tauchten mit einem Schlag vier Porträts auf: Zwei zeigen Gattinnen der Sybergs auf Haus Kemnade (Anna Maria Christina und Sophia Philippina Louisa), ein weiteres den Ehemann der Josina Isabella von Syberg zu Kemnade, Maximilian Conrad von Berswordt. Vierte im Bunde ist Louise Isabelle Lisette Friderike von Berswordt, Gemahlin des Jobsts von der Leithen auf Haus Laer – womit gleichzeitig die Adelsverwandtschaft im Amt Bochum vor der Industrialisierung belegt wird.
Ankauf durch die Sparkassen-Stiftung
Damit war der historische Wert des Zufallsfundes vom Antikmarkt sicher. Nach Ankauf durch die Stiftung sollte das Rokoko-Quartett auch gezeigt werden. Also wurden die Bilder restauriert und sind nun tatsächlich wieder zugänglich. So kommen – im Porträt – die Bochumer Herrschaften nach fast 250 Jahren wieder im Haus Kemnade zusammen. Um diesmal für immer zu bleiben.