Bochum. Intendant stellt Pläne für die neue Spielzeit am Schauspielhaus Bochum vor. 21 Premieren sind ab September geplant. Oval Office wird neu genutzt.
Eine gute Nachricht gleich vorweg: Es wird wieder ein Theaterfest geben! Nach den quälenden Pandemie-Jahren, von denen niemand weiß, ob sie im Herbst schon beendet sein werden, startet das Schauspielhaus Bochum mit einem „Tag der offenen Tür“ am 28. August in die neue Spielzeit.
Selig sind die Erinnerungen an die großen gemeinsamen Frühstücke, bei denen Besucher und Theatermacher in früheren Jahren auf die neue Saison anstießen. Ob es diesmal ähnlich herzlich zugehen kann, verrät die dann gültige Corona-Schutzverordnung.
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Neue Spielzeit am Schauspielhaus Bochum beginnt Anfang September
21 Premieren plant das Schauspielhaus in der Spielzeit 2022/23. Es ist die fünfte unter der Leitung von Intendant Johan Simons – und die Befürchtung ist groß, dass es erneut keine leichte werden wird. Sinkende Zuschauerzahlen bleiben auch den Theatermachern an der Königsallee nicht verborgen: „Bei manchen ist es die Furcht vor einer Infektion, anderen haben schlicht keine Lust auf Theater und bleiben lieber zu Hause. Manchen fehlt für einen Theaterbesuch auch einfach das Geld“, sagt Chefdramaturg Vasco Boenisch bei der Vorstellung der neuen Spielzeit.
Umso wichtiger sei es, interessante, packende Stücke von gesellschaftlicher Relevanz auf die Bühne zu bringen. „Wir spüren eine tiefe Sehnsucht vieler Menschen nach guten Geschichten. Nach Schicksalen, mit denen man sich verbinden kann. Das haben viele vermisst“, meint Boenisch.
Regelmäßige Diskussionen mit dem Publikum
Johan Simons möchte seinen Weg, den Spielplan breiter aufzustellen als bislang, weiter verfolgen: „Das Besondere an Theater ist, dass es live ist und in Gemeinschaft passiert“, sagt er. „Solche Erlebnisse gibt es nirgends sonst.“ Allerdings macht er auch klar, nach den Diskussionen der letzten Wochen seinen Kurs nicht komplett ändern zu wollen: „Ich bin stolz auf den neuen Spielplan. Er ist überaus reichhaltig, da ist für jeden etwas dabei“, sagt er.
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Diskussionen mit dem Publikum soll es künftig regelmäßig geben: „Aber ich werde nicht auf die Knie gehen und nur noch Komödien machen. Das könnte ich auch gar nicht. Ich bleibe, wer ich bin.“
Eröffnet wird die Spielzeit in den Kammerspielen
Eröffnet wird die Spielzeit in den Kammerspielen, die künftig stärker als Ort für experimentelle, intimere Theaterabende genutzt werden sollen. Regisseur Florian Fischer bringt hier ab 9. September die Uraufführung von „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ auf die Bühne: Darin geht es um die Angst vor einer tödlichen Krankheit und die Rolle der Pharmaindustrie, aktuelle Bezüge inklusive.
Johan Simons selbst inszeniert zum Spielzeitauftakt am 10. September die griechische Tragödie „Alkestis“ von Euripides, die Anfang Juli bereits beim Epidaurus-Festival in Athen zu sehen sein wird: Open Air in einem Amphitheater vor 14.000 Zuschauern. „Solche Dimensionen kann man sich kaum vorstellen, aber wir tasten uns da gerade vor“, sagt er.
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Regisseur Christopher Rüping kehrt zurück
Auf einige Beachtung dürfte die Neuentdeckung des Dramas „Kinder der Sonne“ von Maxim Gorki stoßen: In ihrer ersten Bochumer Arbeit will die slowenische Regisseurin Mateja Koležnik vor allem die überraschend aktuellen Bezüge in Gorkis weit über 100 Jahre altem Stück aufdecken – ein Ansatz, den bereits das Theater Rottstraße 5 mit der hervorragenden Einrichtung von „Wir, Kinder der Sonne“ verfolgte (ab 7. Oktober im Schauspielhaus).
Nach dem großen Erfolg mit „Das neue Leben“ wird Regisseur Christopher Rüping gleich zweimal zurückkehren: Am 26. Oktober soll endlich das wegen Corona schon sechsmal (!) ausgefallene „Einfach das Ende der Welt“ gespielt werden. Im Mai folgt mit „Miranda Julys Der erste fiese Typ“ eine Produktion aus den Münchner Kammerspielen mit Maja Beckmann und Anna Drexler.
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„Die Schöne und das Biest“ zur Weihnachtszeit
Als neues Familienstück zur Weihnachtszeit wird diesmal „Die Schöne und das Biest“ vor hoffentlich vollem Haus zu sehen sein: „Endlich sollen wieder 800 Kinder im Saal sitzen, es wird höchste Zeit“, hofft Cathrin Rose, Leiterin des Jungen Schauspielhauses.
Der Intendant Simons plant neben der Eröffnung drei weitere Inszenierungen: „Woyzeck“ feierte bereits 2019 Premiere in Wien und wurde gleich zweimal mit dem Nestroy-Preis für Simons sowie für Steven Scharf in der Titelrolle ausgezeichnet. Vier Jahre später soll das Stück im April 2023 endlich seinen Weg nach Bochum finden.
Neuer Termin für „Macbeth“ mit Jens Harzer
Außerdem gibt es jetzt auch einen festen Termin für den im Januar wegen Corona verschobenen „Macbeth“ mit Jens Harzer, aber der dauert noch: Am 12. Mai soll es im Schauspielhaus soweit sein. Daneben ist eine noch nicht genau genannte Inszenierung mit Sandra Hüller und Gina Haller in den Hauptrollen geplant (am 3. März im Schauspielhaus).
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Eine Neuausrichtung erlebt das Oval Office: Der Theaterkeller stand bislang ausschließlich für Medienkunst zur Verfügung und soll ab Oktober unter neuem Konzept vielfältig genutzt werden. Kleine Aufführungen, Musik, Performances und Lesungen sind geplant: „Das sollen schnelle, auch verrückte Sachen werden. Es gibt schon viele Ideen“, sagt Vasco Boenisch.
Zur neuen Spielzeit gibt es ein Spielzeitheft, das soeben erschienen ist. Johan Simons verteilt es am Freitag, 10. Juni, ab 16 Uhr auf dem Moltkemarkt am Springerplatz.