Bochum. Fürs Sommertheater „Hoffen und Sehnen“ steht auf dem Vorplatz eine riesige Tribüne. Die Proben laufen, Sorgen bereitet die Baustelle nebenan.
Das gab’s am Schauspielhaus Bochum noch nie: Eine riesige Tribüne für 400 Zuschauerinnen und Zuschauer steht seit wenigen Wochen mitten auf dem Vorplatz. Hinter blickdichten Zäunen gut abgeschirmt, laufen hier die Proben fürs große Sommertheater, das unter dem Titel „Hoffen und Sehnen“ am Samstag, 18. Juni, seine Open-Air-Premiere feiern soll.
Und so mancher Passant drückte sich bereits die Nase platt, um zu erfahren, was auf dem Theaterplatz gerade Spannendes geschieht: „Einige linsen durch die Schlitze am Zaun oder klettern auf die kleine Mauer an der Königsallee“, erzählt Dramaturgin Dorothea Neweling. „Das Interesse freut uns natürlich, obwohl überall auch Infozettel ausliegen.“
Zehn Vorstellungen bis Ende Juni
„Hoffen und Sehnen“ ist nur bis Ende Juni auf dem Vorplatz des Schauspielhauses (Königsallee 15) zu sehen. Vom 18. bis 26. Juni gibt es zehn Vorstellungen, teils auch am Nachmittag.
Je nach Wetterlage bittet das Schauspielhaus die Zuschauer, auf entsprechende Kleidung zu achten. „Regencapes können wir leider nicht verteilen“, sagt Dramaturgin Dorothea Neweling. „Gutes Wetter ist aber längst bestellt.“
Karten und Infos: 0234 33 33 55 55 und schauspielhausbochum.de
Sommertheater findet auf dem Vorplatz des Schauspielhauses Bochum statt
„Hoffen und Sehnen“ unter der Regie von Liesbeth Coltof, die zuletzt „Die unendliche Geschichte“ ins Schauspielhaus brachte, ist seit einigen Jahren der erste Versuch, den Hans-Schalla-Platz zur Spielfläche und das Theater zur imposanten Kulisse zu erklären. Zuletzt war dies 2018 der Fall, als die Besucher bei „Changing of the guard“ in einem Sternenlauf zum Vorplatz strömten und dann während des Abends halb standen, halb auf langen Holzkisten hockten.
Dagegen sieht die Zuschauertribüne, die das Schauspielhaus eigens angemietet hat, weitaus markanter aus: „Wir wollen hier schon eine klassische Theatersituation mitten auf dem Vorplatz schaffen“, sagt Neweling. „Für Familien soll das ebenso ein Erlebnis werden wie für Menschen, die vielleicht nicht so oft ins Theater gehen.“
22 Laiendarsteller und einige Mitglieder des Ensembles sind dabei
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn „Hoffen und Sehnen“ ist eine Aufführung üppigen Ausmaßes. Mit dabei sind 22 Laiendarsteller und mehrere Mitglieder aus dem Ensemble (wie Karin Moog, Romy Vreden und Mercy Dorcas Otieno). Eine Live-Band begleitet das Spiel musikalisch, es gibt viele Songs, sogar ein Auto mischt mit.
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Links und rechts neben dem Haupteingang sind hohe Podeste aufgebaut, auch auf dem Balkon wird gespielt. „Wir haben das extra als begehbares Bühnenbild angelegt, in dem sich in der Pause auch die Zuschauer bewegen können“, sagt der technische Direktor Frits Nieuwland.
Baustelle nebenan kratzt etwas an den Nerven
Einige Sorgen bereitet den Theatermachern neben dem derzeit recht unbeständigen Wetter vor allem die große Baustelle direkt nebenan: Auf der Kreuzung Hattinger Straße / Königsallee wird von früh bis spät gewerkelt. „Der Lärm ist bei den Proben schon enorm“, sagt Nieuwland. Erst kurz vor der Premiere sollen die Bauarbeiten direkt vor dem Theater weitgehend abgeschlossen sein, sodass die Vorstellungen von keinem Presslufthammer mehr übertönt werden.
„Die ersten Wochen waren wir gut geschützt auf der Probebühne. Als wir das erste Mal nach draußen kamen, war das für alle ein Schock“, erzählt Dorothea Neweling. Das ging auch Joanna Ziajska so, die als Laiin an der Aufführung mitwirkt. Für die 25-jährige ist dies ihr erster Schritt auf eine große Theaterbühne: „Für mich ist das ein Kindheitstraum, ich wollte schon immer Schauspielerin werden“, sagt sie.
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Bunter Episodenreigen zur Zuwanderungsgeschichte
Über einen Aufruf bei Instagram kam sie zum Casting und ist seither Teil der eingeschworenen Truppe von „Hoffen und Sehnen“. Dabei ist das Stück, das der Autor Akin Emanuel Şipal eigens fürs Schauspielhaus geschrieben hat, auch ein Teil ihrer eigenen Geschichte.
„Hoffen und Sehnen“ erzählt in einem bunten Episodenreigen von Zugewanderten mit polnischen und türkischen Wurzeln. Manche fanden in Bochum eine Heimat, andere zog es wieder zurück. Joanna Ziajska kam mit 17 Jahren aus Polen nach Deutschland, weil sie schwer verliebt war: „Ich bin zu Hause abgehauen und dann nach Hagen gegangen“, erzählt sie.
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Proben sind ein großer Spaß
Doch die große Liebe hielt nicht lang, sodass die junge Frau sogar kurz obdachlos war. Mittlerweile geht es ihr gut: „Das Theaterspiel in der Gruppe hat mir sehr geholfen, meine schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten“, sagt sie.
Für Christian Stiller (33) sind die Proben vor allem ein riesiger Spaß: „Ich habe früher schon in Theater-AGs gespielt. Das hier ist richtig toll“, strahlt er. Open Air vor Hunderten Zuschauern: Darauf freut er sich besonders. „Es ist einfach eine große Chance, in meiner Stadt Theater zu spielen. Ich kann es kaum erwarten.“