Bochum. Auf eigenen Erlebnissen basiert „Zum Tod meiner Mutter“ der Bochumer Regisseurin Jessica Krummacher. Am Samstag läuft der Film den Kammerspielen.

Mit einem schweren Thema, das aber eines Tages jeden von uns betrifft, beschäftigt sich die Bochumer Filmemacherin Jessica Krummacher in ihrem Spielfilm „Zum Tod meiner Mutter“, mit dem sie jetzt zur Berlinale eingeladen wurde. In ruhigen Einstellungen beobachten die Zuschauer darin weit über zwei Stunden lang das langsame Sterben einer 64-jährigen Frau, die unheilbar krank in einem Pflegeheim für sich beschlossen hat, aus dem Leben zu scheiden. Sie will sterben und hört damit auf, zu essen und zu trinken.

Bochumer Filmemacherin zur Berlinale eingeladen

Harter Stoff, eindringlich gespielt: Am Samstag, 4. Juni, um 19.30 Uhr feiert der Film seine NRW-Premiere in den KammerspielenBochum. Nach der Vorstellung gibt es ein Publikumsgespräch mit der Regisseurin und einigen Darstellern, von denen viele dem Ensemble des Schauspielhauses angehören. Unter anderem sind Elsie de Brauw, Konstantin Bühler, Gina Haller und Ann Göbel dabei.

Die Bochumer Filmemacherin Jessica Krummacher zeigt ihren zweiten Spielfilm bei der NRW-Premiere am Samstag, 4. Juni, in den Kammerspielen.
Die Bochumer Filmemacherin Jessica Krummacher zeigt ihren zweiten Spielfilm bei der NRW-Premiere am Samstag, 4. Juni, in den Kammerspielen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Für Jessica Krummacher ist dies ihr zweiter, abendfüllender Spielfilm. Früh vom Kino und seinen vielfältigen Möglichkeiten begeistert, zog es sie nach dem Studium an der Ruhr-Uni nach Karlsruhe und München, wo sie Film studierte. „Ich wollte Geschichten erzählen und natürlich Preise gewinnen“, erzählt sie lächelnd.

Film läuft auch im Endstation-Kino

Gemeinsam mit dem Filmemacher Timo Müller gründete Jessica Krummacher 2006 die Produktionsfirma „Klappboxfilme“. Müllers neuer Film „Der rote Berg“ wird am 27. Juni beim Filmfest München gezeigt. Für Jessica Krummachers nächstes Projekt gibt es schon erste Ideen: „Ich würde gern eine Gruppe Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs zeigen“, erzählt sie.

Der Film „Zum Tod meiner Mutter“ ist nach der Premiere in den Kammerspielen auch im Endstation-Kino im Bahnhof Langendreer (Wallbaumweg 108) zu sehen: am 13. und 14. Juni um 17.30 Uhr sowie am 17. und 18. Juni um 18.45 Uhr. Karten: endstation-kino.de

Film basiert auf eigenen Erlebnissen

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Direkt ihr Debüt „Totem“, ihre Abschlussarbeit an der Münchner Filmhochschule, brachte es 2011 bis zu den Filmfestspielen in Venedig. Gedreht wurde der Streifen komplett in Bochum und war schon damals vornehmlich mit Darstellern aus dem hiesigen Theater (wie Marina Frenk und Benno Ifland) besetzt. Dieses Faible hat Krummacher bis heute beibehalten: „Ich mag das, weil Schauspieler, die von der Bühne kommen, oft eigenständige, kreative Menschen sind“, sagt sie.

Auch „Zum Tod meiner Mutter“ schrieb und inszenierte sie selbst, nachdem ihre Mutter vor einigen Jahren in Folge einer seltenen Hirnerkrankung starb. Vor ihrem Tod verweigerte sie freiwillig jegliche Nahrungsaufnahme: „Die Mitarbeiter im Pflegeheim haben zwar eine Fürsorgepflicht, aber letztlich dürfen sie niemanden zwingen“, sagt sie. So verbrachte sie zwei Wochen am Sterbebett ihrer Mutter: „Es ist kein schöner Tod, wenn man verdurstet und verhungert.“

Ein schmerzvoller, langsamer Prozess

Dieser schmerzvolle, quälend langsame Prozess, der für den sterbenden Menschen ebenso entsetzlich ist wie für die Angehörigen, steht jetzt im Mittelpunkt ihres Films. „Natürlich sind da auch fiktionale Elemente mit eingeflossen, aber das zentrale Motiv ist schon ähnlich wie damals bei uns“, erzählt sie.

Eine Szene aus „Zum Tod meiner Mutter“ mit Elsie de Brauw (links) und Birte Schnöink.
Eine Szene aus „Zum Tod meiner Mutter“ mit Elsie de Brauw (links) und Birte Schnöink. © Grandfilm

Im Film ist es die junge Juliane (fantastisch gespielt von Birte Schnöink vom Hamburger Thalia-Theater), die am Bett ihrer Mutter wacht. Die 64-jährige Kerstin hat mit dem Leben abgeschlossen. Man muss wirklich zweimal hinschauen, um in dieser herausfordernden Rolle Elsie de Brauw zu entdecken, die am Schauspielhaus zuletzt in „Ödipus, Herrscher“ und „Lorenzaccio“ zu sehen war und kaum wiederzuerkennen ist.

Ernstes Thema, opulente Spiellänge

„Elsie musste während der Dreharbeiten lange Zeit still im Bett liegen. Das war schon eine Hürde für sie, aber sie hat das wunderbar gemacht“, erzählt die Regisseurin. Über zwei Stunden dauert der Film: „Das muss man sich als Zuschauer schon trauen, denn es braucht eine Weile, um diesen Prozess erfahrbar zu machen.“ Doch obwohl das Thema ernst und bedrückend ist: Komplett traurig sollen die Kinogänger die Vorstellung nicht verlassen. „Letztlich dreht sich die Welt immer weiter. Auch davon möchte ich erzählen.“