Bochum.
„Totem“, ein Film der Bochumerin Jessica Krummacher, ist der einzige deutscher Beitrag bei den Filmfestspielen in Venedig. Er wurde im Sommer 2009 in einem Haus in Bochum gedreht - und durfte nun Premiere in der Lagunenstadt feiern.
George Clooney ist da, Madonna auch, Gwyneth Paltrow und Al Pacino. Und auch Jessica Krummacher. Die in Bochum aufgewachsene Regisseurin ist verantwortlich für den einzigen deutschen Beitrag, der in diesem Jahr bei den berühmten Filmfestspielen in Venedig läuft. Heute, 8. September, um 14 Uhr läuft „Totem“ in einer von einer internationalen Kritikerjury zusammengestellten Nebenreihe. Daneben bewirbt sich „Totem“ um den lukrativen Preis des besten Debütfilms.
Und auch wenn es nicht um den Goldenen Löwen geht: der rote Teppich gehört dazu und Krummmacher und ihre Darsteller werden darauf einmarschieren und ihren Film im 1300 Menschen fassenden Kino zeigen.
Doch nicht nur die Regisseurin stammt aus Bochum. „Totem“ wurde im Sommer 2009 komplett hier gedreht. Krummacher mietete ein Haus in der Nähe des Wiesentals und zog für vier Wochen mit einer kleinen Crew und den Darstellern dort ein. Die Besetzungsliste der modernen Tragödie nennt auch viele hier bekannte Namen: In der Hauptrolle eines neu in eine Familie kommenden Hausmädchens ist Marina Frenk zu sehen, Trägerin des Bochumer Theaterpreises in der Kategorie Nachwuchs von 2010.
Sie spielt inzwischen (leider für viele Bochumer Fans) am Centraltheater Leipzig und am Schauspiel Köln. Neben ihr agiert mit Benno Iffland ein zweiter Darsteller, der oft an der Königsallee zu sehen war. In einer weiteren Rolle ist Natia Brunckhorst zu sehen, die als 13-jährige in „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ deutsche Kinogeschichte schrieb. Viel Ruhrgebietskolorit versprühen zudem Schauspieler wie Fritz Fenne oder Dominic Buch.
Wollte in der Heimat drehen
Jessica Krummacher wuchs in Bochum auf, ging zur Willy-Brandt-Gesamtschule, später lernte sie Film in Köln, dann in Karlsruhe und schließlich an der Filmhochschule in München. „Totem“ ist dort ihr Abschlussfilm. Inzwischen lebt sie in Berlin. Dennoch wollte sie diesen Film in ihrer Heimat drehen, auch wenn die Handlung keinem Ort und keiner Zeit eindeutig zuzuordnen ist. „Ich kann besser dort arbeiten, wo ich die Menschen kenne“, sagt die Jungregisseurin.
Jetzt wartet der rote Teppich
Der Film basiere zunächst auf einem selbst geschriebenen Prosatext, das für die Filmförderung geschriebene folgende Drehbuch diente dann als Anhaltspunkt für eher improvisiertes Arbeiten. Nach cineastischen Vorbildern befragt, bleibt die 1978 geborene Künstlerin wortkarg. Sie habe eher eine eigene Handschrift, betont sie selbstbewusst. Verglichen würden ihr Film gelegentlich mit jenen österreichischer Auteurs wie Ulrich Seidel oder Michael Haneke.
Ob das Film-Drama denn nach dem Festival im Kino ausgewertet wird, das bleibt abzuwarten. Jetzt wartet erst einmal der rote Teppich in Venedig.