Bochum. Ein interkulturelles Festival an der Jahrhunderthalle Bochum lockte Tausende zum Entdecken der Vielfalt. Besucher feierten teils euphorisch.
Der Sound von vier Djemben brachte die Menschen in Schwingung und mehr brauchte dieser spezielle Moment nicht. „Trommeln ist pure Lebensfreude, weil es Rhythmus ist und Rhythmus ist für das Leben essenziell“, sagte Musiker Tobias Bülow, der am Wochenende Teil eines faszinierenden Programms war.
Die Mannigfaltigkeit der Kulturen im Ruhrgebiet sorgte Samstag und Sonntag für ein Fest, wie es Bochum lange nicht erlebt hat. Tausende Menschen versammelten sich bei „Ruhr International“ rund um die und in der Jahrhunderthalle, um das Miteinander und vor allem den interkulturellen Austausch zu feiern.
Internationale und regionale Künstler auf vier Bühnen an der Jahrhunderthalle Bochum
Ruhr International
Die Veranstaltergemeinschaft aus Stadt, Bahnhof Langendreer, der Bochumer Veranstaltungs-GmbH in Kooperation mit Interkultur Ruhr trommelten 50 Vereine, Initiativen und Einzelpersonen zusammen, die an rund 65 Ständen für Diskussionen, Kreativität und Genuss sorgten. Auf vier Bühnen traten internationale und regionale Künstler auf: vom Festival-Urgestein Hüsnü Işık bis hin zur jungen Hip-Hop-Poetin Akua Naru.
Künstlerin sorgte mit der Kunst des Malens auf Wasser für magische Momente
Magische Momente ermöglichte auch die Künstlerin Hacer Bagcaci. Die 32-Jährige stellte in ihrer Ebru-Werkstatt die Kunst des Malens auf dem Wasser vor. Die Ebru-Kunst ist seit dem 17. Jahrhundert als „marmoriertes“ oder „türkisches Papier“ bekannt. Mit Erdfarben und Ochsengalle malte Lenny mit einem Edelstahlstab ein Feuer auf das Wasser. „Es ist sehr schön, dass das Bild auf dem Wasser liegt“, sagte der Fünfjährige später.
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Ein Staunen ergriff große und kleine Leute, wenn die Künstlerin das Papier über das Wasser zog und ein perfektes Bild auf das Blatt übertrug.
Ein weiterer Beitrag war die Foto- und Interview-Ausstellung „ArbeitsVisionen“ von Emel Aydoğdu und Serkan Akın, in der Arbeitswelten beleuchtet wurden. Neben den Themen Flucht, Migration, Rassismus und Integration stand vor allem der Spaß am Miteinander im Mittelpunkt.
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„Wir machen drei Kreuze, dass wir heute so frei sind“, sagte Veranstaltungsleiterin Miriam Witteborg vom Bahnhof Langendreer. Weder die Pandemie noch die Finanzierung der traditionsreichen Veranstaltung standen dem großen Fest im Wege, das ohne Beschränkungen stattfinden konnte.
Besucherin: „Wenn ich hier bin, könnte ich mir die Welt in Frieden vorstellen“
Neustart bei Ruhr International
Als Nachfolger des Festivals „Kemnade International“ findet das Fest der Kulturen seit 2012 alle zwei Jahre an und in der Jahrhunderthalle Bochum statt.
2020 musste das Festival kurzfristig coronabedingt abgesagt werden. In einer etwas kleineren Version wurde es 2021 auf der Freilichtbühne Wattenscheid nachgeholt.
In vollem Umfang fand „Ruhr International“ zuletzt 2018 an der Jahrhunderthalle statt.
„Es ist für alle kostenlos, denn wenn es Geld kostet, ist die Teilhabe eingeschränkt“, so Witteborg. Und so profitierte das Festival in der Tat von einem Angebot und Publikum, das vielfältiger kaum sein konnte. Kinder tanzten wie verrückt im Party-Areal des Vereins World-Beat-Club gemeinsam mit fröhlichen Senioren. Und beim Speed-Talking mit Ximena León riefen die Teilnehmer „Hallo!“ auch auf Armenisch, Arabisch und Kurdisch.
„Wenn ich hier bin, könnte ich mir die Welt in Frieden vorstellen“, sagte Besucherin Ilona Kube-Jakobson (70).