Bochum. Die Explosion der Strompreise spielt den Stadtwerken Bochum in die Karten. Das hauseigene Solarpaket boomt. Was Interessierte wissen sollten.

Kräftig steigende Strompreise bescheren der Solarstrom-Branche den lange erhofften Aufwind. Auch die Zahl der Photovoltaikanlagen in Bochum wächst stetig. Wie die Stadtwerke Bochum als Netzbetreiber mitteilen, erzeugten Ende des vergangenen Jahres 2509 Solarkraftwerke in der Stadt Strom. Rechnerisch hätten damit fast 10.000 Haushalte versorgten werden können.

Immer mehr Solaranlagen in Bochum

Binnen nur eines Jahres gingen 221 Anlagen neu ans Netz. Die installierte Leistung wuchs von 35.739 Kilowatt Peak auf mehr als 40.000 kWp. Und dieser Trend verstärkt sich im laufenden Jahr. Bis Ende April schlossen bereits 43 Verbraucher mit dem örtlichen Energieversorger einen Vertrag zur Installation einer Solaranlage ab. Mehr als in den jeweils zwölf Monaten der Jahre 2015 bis 2020 und nur sieben weniger als 2021. Immer mehr Hauseigentümer streben ein Stück weit Unabhängigkeit an.

„Beim Stadtwerke-Solarpaket errichten wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unserer Kunden und kümmern uns um Betriebsführung und Instandhaltung“, sagt Marc Vogel, Leiter Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken. „2500 Anlagen sind ein guter Anfang für Klimaschutz und Energieeffizienz, aber noch lange nicht genug. Es gibt in Bochum noch viel Potenzial für Solarenergie.“

Photovoltaik-Boom lässt Preise steigen

Die steigende Nachfrage indes wirkt sich neben Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg auf die Preise aus. Zweimal schon mussten die Stadtwerke in diesem Jahr ihre Angebote anpassen. Erforderliche Bauteile wie Solarmodule und Wechselrichter, die aus dem mit Hilfe der Sonne erzeugten Gleichstrom Wechselstrom für das Hausnetz machen, seien um 15 bis 20 Prozent teurer geworden, sagt Vogel. Hinzu kämen Lieferengpässe bei Chips und anderen Bauteilen. „Wir laufen in eine Knappheit hinein.“

Die Stadtwerke betreiben acht Photovoltaik-Anlagen in Bochum - hier die Module auf dem Betriebshof in Hamme.
Die Stadtwerke betreiben acht Photovoltaik-Anlagen in Bochum - hier die Module auf dem Betriebshof in Hamme. © Stadtwerke Bochum

Stadt fördert Solaranlagen mit bis zu 1000 Euro

Die Stadtwerke Bochum bieten unter www.stadtwerke-bochum.de/solar ein Tool im Internet an, mit dessen Hilfe kalkuliert werden kann, ob sich die Installation einer Solaranlage lohnt. Die Kundenberatung gibt Auskunft unter 0234 960 3047 oder per E-Mail: edl@stadtwerke-bochum.de

Informationen finden Interessierte auch im regionalen Solardachkataster. Dieses und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bis hin zur Handwerkersuche finden sich auf www.solarmetropole.ruhr/solardachkataster

Die Stadt Bochum fördert neue Solarstromanlagen bis Ende dieses Jahres mit bis zu 1000 Euro. Der Förderantrag kann auf www.bochum.de/solarenergie heruntergeladen und nach der Beratung durch die Verbraucherzentrale gestellt werden.

Gefördert werden nicht nur Dachanlagen, sondern auch Steckersolargeräte mit einem Kaufpreis bis zu 400 Euro, die auf dem Balkon eingesetzt werden können.

Weitere Infos gibt es bei der Stabsstelle Klima & Nachhaltigkeit der Stadt Bochum per E-Mail an Wir-fuer-Solarenergie@bochum.de oder per Telefon unter 0234 910 1413. Termine mit der Verbraucherzentrale können per Mail an bochum.energie@verbraucherzentrale.nrw vereinbart werden.

Aktuell bieten die Stadtwerke eine PV-Anlage mit zehn Solarmodulen und einer Leistung von 3,7 kWp für eine monatliche Pacht ab 94,24 Euro an. Während der Laufzeit des Vertrages von 18 Jahren wird die Funktion der Anlage garantiert. „Die Kunden tragen keine Investitionskosten. Die Anlage kann, wenn gewünscht, auch gekauft werden“, erläutert Vogel. Im dem genannten Beispiel liege der Kaufpreis bei 11.112 Euro.

Speicher hilft, den eigenen Strombedarf zu decken

Lohnen könnte sich zudem ein Speicher. Betreiber neuer Anlagen erhalten immer weniger Geld für den Strom, den sie nicht selbst verbrauchen und daher ins öffentliche Netz einspeisen. Zurzeit sind es nur rund 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Vor zwei Jahren gab es noch mehr als zehn Cent. Die Stadtwerke bieten daher auch einen Batteriespeicher an. „Hierdurch können bis zu 70 Prozent des Strombedarfs mit selbsterzeugter Energie abgedeckt werden“, verspricht Vogel.

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Steht einmal die Entscheidung für die Investition in eine Solaranlage, müssen Interessierte Geduld mitbringen. Die Stadtwerke versprechen zwar Tempo bei Angebot und Vertragsabschluss, anschließend aber dauere es mindestens ein viertel Jahr bis zu Installation, Genehmigung und Inbetriebnahme, heißt es. Wenn alles gut läuft.

EEG-Reform sieht höhere Vergütungen vor

Das Warten könnte sich durchaus lohnen. Jedenfalls für Betreiber großer Anlagen, die ihren Strom komplett ins Netz einspeisen. Die für den Sommer geplante Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sieht deutliche höhere Einspeisevergütungen vor (13,8 Cent). Die Stadtwerke Bochum betreiben selbst acht solcher Anlagen.

Gut möglich aber auch, dass sich neue Fördertöpfe von Bund, Land oder Stadt für Betreiber kleinere Anlagen auftun. Die Entwicklung ist dank drastisch steigender Strompreise und dem Kampf gegen den Klimawandel dynamisch.