Bochum. Im Prozess um die Randale beim Aufstieg des VfL Bochum schilderten Polizisten das Ausmaß der Gewalt. Über Funk hieß es: „Wir werden angegriffen.“
„Am Kirmesplatz kam über Funk: Wir werden angegriffen.“ Mit Pyrotechnik und Steinen.
Das sagte am Montag ein Polizeibeamter vor dem Landgericht Bochum über den Beginn der schweren Ausschreitungen bei der Feier zum Aufstieg des VfL Bochum in die 1. Liga. Angeklagt sind zwei mutmaßliche Mitglieder (26, 30) einer Bochumer Ultra-Gruppe.
Dieser Prozesstag schilderte eindrücklich, wie am 23. Mai 2021 eine Minderheit unter den überwiegend friedlichen VfL-Fans schwer randaliert und neun Polizeikräfte verletzt hatten. Die meisten von ihnen sagten nun im Zeugenstand aus. Eine „sehr polizeifeindliche“ Stimmung habe geherrscht“, sagte ein 29-jähriger Polizist.
Mit Verbrennungen 1. und 2. Grades in ein Bochumer Krankenhaus gebracht
VfL-Bochum-Randale- Angeklagter wirkte „polizeierfahren“„Überall waren Fans, die gegen uns agiert haben. Immer weiter sind Gegenstände eingeschlagen.“ Vor allem Pyrotechnik und Flaschen, aber auch Dosen und kastaniengroße Steine. Er selbst wurde angegriffen, als er einen Randalierer, der seinen Kollegen gegen den Helm geschlagen hatte, festnehmen wollte und dabei zu Boden ging. Durch ungeheuer heiße Pyros erlitt er – durch die Brandschutzhose hindurch – Verbrennungen 1. und 2. Grades. „Nach zwei Stunden tat es so weh, dass es nicht mehr ging.“ Der voll durchtrainierte Beamte musste ins Krankenhaus und war eine Woche dienstunfähig.
Bochumer Polizeibeamter erlitt durch Polenböller einen Hörsturz
Ein 33-jähriger Polizist bekam „einen Polenböller gegen den Helm. Ich hatte einen sehr starken Tinnitus“.
Und einen Hörsturz. Sein Chef zog ihn sofort aus dem Verkehr und schickte ihn ins Krankenhaus. Bis heute hat er „Folgeschäden“. Zwei Wochen war er nicht arbeitsfähig. „Wir wurden durchgehend beworfen mit Rauchtöpfen“, sagte der Beamte.
https://www.waz.de/staedte/bochum/bochum-randale-bei-vfl-aufstieg-fan-gesteht-flaschenwurf-id235247469.html Ein weiterer Polizist (31) wurde von einem Stein am Unterarm getroffen. Der Täter habe ihm danach noch „den Mittelfinger gezeigt“ und sei in der Menge verschwunden.
Aussagen wie diese sind beispielhaft für weitere Aussagen, die vom Zeugenstand zu hören waren. Eine junge Polizistin ergänzte noch: „Es war viel Alkohol im Spiel.“
Verteidiger deuten Teilgeständnisse ihrer Mandanten an
Im Einsatz war damals auch die noch recht neue Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE), eine spezialisierte Bereitschaftspolizei.
Beide Angeklagten – sie sollen „Rädelsführer“ und vermummt gewesen sein – schweigen bisher zu den Vorwürfen. Das könnte sich aber bald ändern. Die Verteidiger machten am Montag den Vorstoß, dass ihre Mandanten wohl zu Teilgeständnissen bereit seien, wenn denn die Strafen nicht zu hoch seien. „Rädelsführer“ seien sie jedenfalls nicht und geplant sei die Gewalt auch nicht gewesen. Beide hatten schon vor dem Aufstieg Stadionverbot beim VfL. Der 26-jährige Angeklagte ist aber bisher nicht vorbestraft.
Fortsetzung: 25. Mai.