Bochum. Im großen Prozess um Randale beim VfL-Bochum-Aufstieg schilderte ein Polizist seinen Eindruck vom Angeklagten: Er wirkte „polizeierfahren“.
Der mutmaßliche „Rädelsführer“ einer Bochumer Ultra-Gruppierung, der wegen massiver Gewalttätigkeiten bei der Party zum Aufstieg des VfL Bochum im vorigen Mai vor dem Landgericht steht, ist schon seit Kindesbeinen VfL-Fan.
Das sagte der 30-Jährige am Mittwoch am zweiten Prozesstag vor der 12. Strafkammer, die jetzt die bisher schwerwiegendste Anklage in diesem ganzen Tatkomplex mit 221 Verfahren verhandelt. Schon mit sechs Jahren habe er eine Dauerkarte gehabt, später selbst in der VfL-Jugend gekickt. „Da war die Faszination zum VfL gegeben.“ Über das VfL-Fanprojekt habe er auch an sozialen Projekten mitgearbeitet.
Angeklagter wurde von der Polizei Bochum aus der Menschenmenge geholt
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Der Handwerker war der Polizei längst bekannt, als er bei den Feierlichkeiten festgenommen wurde. Während die Mehrzahl ausgelassen, aber völlig friedlich die Rückkehr in die 1. Liga bejubelte, machten einige Leute Randale, indem sie extrem heiße Bengalos mitten in der Menge zündeten oder sie auf Polizeibeamte warfen. Zu ihnen sollen der 30-Jährige und sein Mitangeklagter (26) gehört haben. Mehrere Polizeikräfte wurden verletzt.
Ein Gruppenführer (38) der Polizei berichtete im Zeugenstand von „massivem Pyro-Abbrand durch VfL-Fans“. Der 30-Jährige soll sich dabei vermummt haben. Die Polizei, die in voller Schutzausrüstung mit Helm vor Ort war, packte ihn sich. „Wir sind in die Menschenmenge rein“, so der Gruppenführer.
Angeklagter hat beim VfL Bochum Stadionverbot
„Er wirkte sehr erfahren im Umgang mit Polizeibeamten.“ Normalerweise seien Menschen eher „ängstlich“, wenn sie mit komplett ausgerüsteten Polizeikräften in Kontakt kämen, dieser Mann aber nicht. „Ich habe daraus geschlossen, dass er schon häufiger Kontakt mit voll ausgerüsteten Bereitschaftspolizisten gehabt hatte.“ Der 30-Jährige hat wegen früherer Gewalt bereits Stadionverbot.
Noch während der Aufstiegsfeier wurde er ins Gewahrsam gebracht, obwohl er die Beamten überreden wollte, ihn laufenzulassen, weil er nun „nichts mehr machen“ und nach Hause gehen wolle, so der Polizist.
Polizei-Video wird im Gerichtssaal gezeigt – aber Zuschauer dürfen es nicht sehen
Das Gericht zeigte im Gerichtssaal ein Video, das die Polizei von einem Helikopter aus gemacht hatte. Allerdings durften Zuschauer die Bilder im Saal nicht sehen, nur die Juristen und Angeklagten, obwohl es sich um eine öffentliche Hauptverhandlung handelt. Deshalb kann auch die Presse sich kein visuelles Bild machen, inwieweit die Anklagevorwürfe zutreffen könnten.
Beide Angeklagte schweigen bisher zu den Vorwürfen.
Der Prozess wird seit Mittwoch von einem Polizeibeamten im Zuschauerbereich beobachtet. Zum Auftakt hatte er massive Vorwürfe der Verteidiger an der Polizeiarbeit gegeben: „ungeeignet für einen Rechtsstaat“, hieß es an einer Stelle.