Bochum-Wiemelhausen. Dem Neubaugebiet an der Charlottenstraße in Bochum steht (fast) nichts mehr im Wege. Hier sollen viele neue Häuser entstehen – trotz Kritik.
Der Baustart für das Neubaugebiet an der Charlottenstraße in Bochum-Wiemelhausen rückt ein gutes Stück näher. Obwohl noch einmal von Bürgern deutliche Kritik geäußert wurde, gab die Bezirksvertretung Bochum-Süd jetzt grünes Licht für die „familiengerechte Wohnbebauung“, wie die Stadt Bochum es nennt.
Bochum: Grünes Licht für Neubaugebiet in Wiemelhausen – trotz viel Kritik
Auf 1,4 Hektar sollen parallel zur Königsallee Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Mehrfamilienhäuser entstehen, die Platz für 40 Familien bieten. Dafür wird die Charlottenstraße verlängert und breiter gebaut. Auch für den Fall, dass der angrenzende Grünbereich, für den ebenfalls ein Bebauungsplan vorliegt (Nr. 245), einmal bebaut werden sollte.
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Um eine alte Eichengruppe zu schützen, wurde die Bebauung von den drei Bäumen (werden bald zum Naturdenkmal ernannt) abgerückt. So entsteht nun eine große öffentliche Grünfläche, die im Besitz der Stadt Bochum bleibt.
Die Dächer der neuen Häuser sollen alle begrünt werden. Weil das Plangebiet nach Starkregen immer wieder unter Wasser steht, hat die Stadt ein Regenwasserrückhalte-Konzept erarbeiten lassen. „Es wird einen neuen Regenwasserkanal und ein unterirdisches Rückhaltebecken geben“, sagt Stadtplaner Klaus Kleine.. „Das Wasser wird zunächst in Mulden gesammelt und dann in das unterirdische System überführt.“
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Mehrfach wurden Bürger an der Planung für das Neubaugebiet beteiligt. Zuletzt über den Jahreswechsel und im April. Alle Stellungnahmen wurden gebündelt und zu einem dicken Paket geschnürt, das der Politik nun vorgelegt wurde. Am Ende wird der Rat in seiner Sitzung am 21. Juni entscheiden. Die Bezirksvertretung Süd gab jetzt im Vorfeld schon mal ihr Okay.
Nicht allerdings, ohne noch einmal die Kritiker zu Wort kommen zu lassen. Anwohner Michael Schulte hält die Bebauung in seiner Nachbarschaft auch weiterhin für keine gute Idee, „vor allem um die Eichen herum“. Diese Stelle würde sich aus seiner Sicht eher als Gemeinschaftsfläche mit Spielplatz für das Wohngebiet anbieten.
Naturschutzbeirat Bochum: Schützenswertes Gebiet und Lebensraum für Tiere
Auch mit der Planung ist er nicht einverstanden. „Das ist keine nachhaltige Architektur, völlig ideenlos. Die Häuser, die jetzt schon da stehen, sehen alle gleich aus“ Zur Königsallee hin ergebe es Sinn, zu bebauen, räumt Schulte ein. „Doch machen wir uns nichts vor, der Rest des Grüns wird auch noch bebaut werden.“
Investor muss Bäume schützen
Das Neubaugebiet an der Charlottenstraße wird die Bollmann-Gruppe mit Sitz an der Querenburger Straße hochziehen. Dort wartet man sehnlichst auf den bevorstehenden Satzungsbeschluss. ,„Denn erst dann können wir ernsthaft planen“, so Verkaufsleiter Gerhard Scholle. Erste Interessenten für die Häuser hätten schon bei ihm nachgefragt.
Der Investor hat sich verpflichtet, die Kosten für das Erstellen des Bebauungsplanes zu übernehmen. Auch muss er den Schutz der Eichengruppe während der Bauzeit gewährleisten und die Baumaßnahme ökologisch begleiten lassen.
Brigitte Giese lehnt als Vertreterin des Naturschutzbeirates die Baumaßnahme ebenfalls ab. „Wir reden nicht nur über die Eichengruppe, sondern über ein besonders schützenswertes Gebiet. Das ist auch ein Lebensraum für Tiere.“ Die Stadt wolle grüne Oasen in den Stadtteilen schaffen, „aber hier wird das Gegenteil getan, wir schaufeln unser eigenes Grab, wenn wir weiter verdichten“.
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Giese erinnert daran, dass die Baufläche ein Überschwemmungsgebiet sei und dass man einen Riegel vor eine Frischluftschneise stelle. Darauf verweist auch die FDP: „Das Gebiet hat eine wichtige Funktion als Kaltschneise, die Fläche hat abkühlende Funktion“, sagt Benjamin Läpple von der FDP. Ihr Wegfall lasse sich nicht durch Dachbegrünung kompensieren.
Neubaugebiet in Bochum-Wiemelhausen: Politiker stimmen mit großer Mehrheit zu
Am Ende ist der FDP-Mann der einzige Bezirksvertreter, der gegen das Neubaugebiet stimmt. „Es ist klar, dass überall, wo gebaut wird, der Widerspruch sehr stark ist und das von den Nachbarn als sehr schmerzhaft empfunden wird“, zeigt Peter Borgmann (Grüne), der den erkrankten Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) vertritt, Verständnis. „Doch wir müssen uns solchen Situationen immer wieder stellen.“
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2016 habe er den ersten Hinweis bekommen, dass die drei alten Eichen durch die geplante Bebauung in Gefahr seien, sagt Borgmann. „Wir haben erreicht, dass die Eichen unter Naturschutz gestellt werden, sind auf Kritikpunkte eingegangen, haben für mehr Schutz der Bäume gesorgt und nun letztendlich diese Planungsversion nach erneuter Prüfung von Kritikpunkten.“