Bochum. In einem dreistündigen Solo bringt der begnadete Komiker seinen Bademantel-Philosophen Dittsche ins Schauspielhaus Bochum. Der Jubel ist riesig.

Von „Sternstunden“ zu schreiben, ist immer etwas heikel – doch dies waren mehr als drei davon: Mit einem irren, über dreistündigen Solo macht der Komiker Olli Dittrich (65) das Schauspielhaus Bochum am Montagabend zum Tollhaus. Das Publikum lacht Tränen, eine Lachsalve jagt die nächste, manche scheinen sich gar in einer Art Lachkrampf gefangen kaum noch einzukriegen. Der Saal ist seit Monaten ausverkauft, der Jubel nimmt euphorische Züge an. Wann hat es das in diesem Theater zuletzt gegeben?

Olli Dittrich versetzt das Schauspielhaus Bochum in Ekstase

Olli Dittrich ist zu Gast in seiner Paraderolle als arbeitsloser „Dittsche“, den er seit 2004 auf unvergleichliche Weise in seiner frei improvisierten Comedy-Sendung im WDR gibt. Dabei wird manchmal vergessen, dass Dittrich seinen Bademantel-Philosophen schon viel früher als One-Man-Show auf die Bühne brachte: etwa im „Quatsch Comedy Club“. Anno 2006 trug er die Aldi-Tüte sogar schon einmal ins Schauspielhaus: während eines „Boten“-Abends von Ex-Intendant Elmar Goerden.

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So scheint sich Dittrich auf seiner aktuellen Solotour wieder auf die Ursprünge seiner Figur zu konzentrieren, mehr als ein Mikro und einen Scheinwerfer braucht er dafür nicht. Eine Vielzahl heutiger Stand-up-Comedians, von denen nicht wenige seine Kinder sein könnten, steckt er dabei locker in die Bademanteltasche.

Seit 2004 treibt der Bademantel-Philosoph Dittsche (Olli Dittrich) sein Unwesen in der Eppendorfer Grillstation in Hamburg. In diesem Frühjahr gab es erstmals keine neuen Sendungen.
Seit 2004 treibt der Bademantel-Philosoph Dittsche (Olli Dittrich) sein Unwesen in der Eppendorfer Grillstation in Hamburg. In diesem Frühjahr gab es erstmals keine neuen Sendungen. © Beba Franziska Lindhorst

Mit Bademantel und „Schumiletten“

Bademantel ist dann auch das Stichwort: Wie immer in Blau-Grau gestreift und mit den roten „Schumiletten“ samt Extra-Grip an den Füßen setzt Dittrich zu seinen ganz großen Erzählungen an, die Tausendfache Haken schlagen. Von den Kargers übers englische Königshaus bis zum „König der Löwen“ (oder wie heißt die Sendung auf VOX?) geht die muntere Fahrt. Einiges davon kennt man schon aus den Sendungen, anderes (wie die Erinnerungen an seine hessische Großmutter) scheint neu zu sein.

Zumindest zu Beginn vermisst man etwas seinen kongenialen Widerpart in Gestalt von Imbisswirt Ingo (gespielt von Jon Flemming Olsen), ohne den Dittsche im TV nur der halbe Spaß wäre. Doch die große Bühne füllt Dittrich mühelos auch allein.

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Sorge vor einem möglichen Dittsche-Aus im TV

Dabei verrät er zum Schluss, durchaus etwas Respekt vor einem solch bedeutenden Theater zu haben. „Dass sie einen Kasper wie mich überhaupt hier drauf lassen“, scherzt er. Seit 2019 führt ihn seine Solotour durchs Land, Bochum ist der umjubelte Abschlussabend. „Eine reine Weltstadt“, ruft Dittrich ins tobende Publikum.

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Wie es weitergeht, ist die bange Frage: Erstmals seit Ewigkeiten strahlt der WDR in diesem Frühjahr keine neuen Dittsche-Sendungen mehr aus, die Sorge seiner Fans vor einem möglichen Aus der Kultshow ist groß. Vom Meister dazu kein Wort, nur dies: „Ich komme bestimmt mal wieder.“