Bochum. Mit einem Sitz im Landtag hat es bei den Grünen in Bochum nicht geklappt. Dafür gibt es vermutlich im Rat Zuwachs. Die CDU macht’s möglich.
Die Grünen in Bochum wollen der CDU den Rang als zweitstärkste politische Kraft in der Stadt streitig machen. Was bei der Kommunalwahl 2020 gelang, wiederholte sich aber am Sonntag bei der Landtagswahl nicht. Auch Kandidatin Anna di Bari verfehlte ihr Ziel: Listenplatz 41 reichte nicht für den Einzug in den Düsseldorfer Landtag.
Grüne in Bochum erzielen stärkstes Ergebnis im Ruhrgebiet
„Bei dem Wahlergebnis hätte ich mir etwas anderes erhofft“, sagt die 21-Jährige. „Es gibt aber ausreichend Möglichkeiten, mich politisch einzubringen.“ Grund zum Feiern haben die Grünen gleichwohl. Sie haben in Bochum das stärkste Ergebnis einer Großstadt im Ruhrgebiet eingefahren.
Und im Düsseldorfer Landtag werden die Grünen wieder zur Regierungspartei. Im Bochumer Rat ist das gemeinsam mit der SPD als Koalitionspartner seit 1999 Alltag, aktuell gar mit 19 „Köpfen“ als zweitgrößte Fraktion. Der Abstand zur CDU ist seit Sonntag gar auf zwei Sitze angewachsen.
Stephanie Kotalla, die auf Listenplatz neun für die CDU in den Rat gewählt wurde, schmiss nämlich wieder einmal die Brocken hin. Im April 2015 hatte sie die Gruppe der Piraten verlassen, für die sie 2014 in den Rat gewählt worden war. Im September 2016 trat sie dann in die CDU ein und wurde auch Mitglied der Ratsfraktion.
CDU-Politikerin beschreibt ihren Frust auf Instagram
Sie habe die CDU und die Ratsfraktion der CDU „aus inhaltlichen, strukturellen und persönlichen Gründen nach fast sechs Jahren verlassen“, teilte die 48-Jährige am Montag mit. „Alle Parteiämter habe ich niedergelegt, verbleibe aber im Rat und im Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung sowie im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur.“
Kotalla war bis Sonntag Vorsitzende des Ortsverbandes Westend und im Vorstand der Frauenunion zuständig für die Pressearbeit. Auf Instagram lässt sie ihrem Frust feien Lauf. „Ich gehe, weil ich Politik machen will. Ich will gestalten. Mich fachlich einbringen und verdammt noch mal nicht mehr ständig meine gesamte Energie darauf verwenden, gegen irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen, internen Intrigen zu kämpfen. Von einer bösartigen Gruppe, die aus Kommunalpolitik ein House of Cards für Arme macht und dabei noch nicht einmal sonderlich clever vorgeht.“
Das Foto zum Post zeigt einen zerrissenen Briefkopf der CDU – mit einer Sonnenblume obendrauf. Ein deutlicher Hinweis Richtung Grüne. „Ja, es gibt Gespräche“, bestätigt Fraktionschef Sebastian Pewny.
CDU-Vorstand pocht auf Rückgabe des Mandats
CDU-Fraktionschef Christian Haardt wollte sich am Montag noch nicht ausführlich zu der Personalie äußern. „Wir werden das im Vorstand intern besprechen. Klar aber ist, dass wir von Frau Kotalla erwarten, dass sie ihr Mandat an die CDU zurückgibt.“ Nicht nur die Personalie Kotalla deutet darauf hin, dass der Machtkampf in der CDU-Fraktion anderthalb Jahre nach der Kommunalwahl längst nicht ausgestanden ist.