Bochum. Landtagswahl in Bochum: Viele Bochumerinnen und Bochumer haben am Sonntag gewählt: Wir zeigen die großen Gewinner und die Verlierer der Wahl.
Die größten Erfolge verbuchen die Bochumer Grünen. Grünen-Kandidatin Anna di Bari (21) zittert am Sonntagabend mit ihrem Listenplatz 41 um den Einzug in den Düsseldorfer Landtag. Sollte ihr das – unter anderem auch abhängig von Überhangmandaten – gelingen, dann wäre sie womöglich die jüngste jemals in den NRW-Landtag gewählte Abgeordnete.
Diesen Rekord hält noch Christian Lindner, der damals mit 22 Jahren für die Liberalen in den Landtag gewählt worden ist. Nach Ewald Groth, der bis 2011 für die Grünen im Landtag saß, wäre damit außerdem nach zehn Jahren wieder eine Grüne aus Bochum in Düsseldorf.
Grüne und CDU feiern in Bochum – die Gewinner der Landtagswahl
Doch auch, wenn das noch scheitern sollte, sind die Grünen in der SPD-Hochburg Bochum klare Gewinner der Landtagswahl. Ihr Zweitstimmenergebnis hat sich im Vergleich zur Landtagswahl 2017 beinahe verdreifacht. Damals hatten sie gerade einmal 7,2 Prozent der Zweitstimmen geholt. Hans Bischoff, Kreissprecher der Bochumer Grünen, zeigt sich mit den 21,05 Prozent dieses Mal sehr zufrieden: „An uns kommt keiner vorbei.“
Nach seinem Eindruck habe vor allem die Arbeit in der Bundespolitik, so etwa von Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck, für Rückenwind gesorgt. „Wir profitieren natürlich auch von der sehr guten Arbeit unserer Bundesspitze. Unsere Minister in Berlin haben einen starken Auftritt, was sicher nicht für alle Minister der Bundesregierung gilt.“
Bochumer CDU feiert im Prater
Auch bei der CDU im Prater wurde am Sonntagabend gefeiert. Die Christdemokraten konnten mit 25,41 Prozent der Bochumer Zweitstimmen das Ergebnis der Landtagswahl 2017 leicht verbessern (damals 25,3 Prozent), die Freude über die sehr wahrscheinliche Regierungsverantwortung im Landtag ist groß.
„Sie sehen heute Abend einen strahlenden Kreisvorsitzenden“, sagte CDU-Vorsitzender Fabian Schütz zur WAZ und kündigte gleichzeitig eine lange Feier an. „Die Stimmung ist hervorragend. Jetzt hat die CDU im Land den Auftrag zur Regierungsbildung. Für diesen Erfolg im Land haben wir hier in Bochum auch gekämpft.“
FDP und Linke sind in Bochum die großen Verlierer – und geben sich selbstkritisch
Abgestürzt dagegen sind FDP und Linke in Bochum. Die Linken hatten 2017 noch bei 7,5 Prozent der Stimmen in Bochum gelegen, nun haben sie 3,1 Prozent geholt. Moritz Müller, Sprecher der Bochumer Linken, zeigt sich enttäuscht, sieht die Verantwortung aber im Bund. „Gegen den negativen Bundestrend konnte auch der engagierte Wahlkampf in Bochum nichts ausrichten.“
Während die FDP 2017 noch bei 10,3 Prozent gelegen hatte, hat sie in Bochum dieses Mal gerade einmal 4,9 Prozent der Zweitstimmen geholt. Keine Mehrheit ohne die FDP, das sei erklärtes – und nun deutlich verfehltes – Ziel im Land gewesen, sagt FDP-Landtagskandidat Léon Beck zur WAZ. Der 26-Jährige gibt sich selbstkritisch: „Es ist uns nicht gelungen, uns als fortschrittliche Kraft zu präsentieren.“ Die FDP in Bochum sieht er dennoch gut aufgestellt: „Hoffnung macht uns, hier in Bochum Zustrom von jungen engagierten Menschen erfahren zu haben. Wir haben den Anspruch, uns weiterzuentwickeln.“
SPD in Bochum bleibt stabil – doch das schlechte Landesergebnis drückt die Stimmung
Und bei der SPD? Während die Sozialdemokraten in Bochum ihr Ergebnis in etwa halten konnten, drückt das schlechte Landesergebnis doch deutlich die Stimmung. Die Blicke auf der Wahlkampfparty im Riff nach den ersten Prognosen um 18 Uhr sprechen Bände. „Es ist ein bitteres Ergebnis in NRW, das schlechteste in der Geschichte“, wird der Bochumer SPD-Chef Serdar Yüksel später deutlich.
Mit Blick auf das stabile Ergebnis in Bochum zeigt sich Yüksel aber zufrieden. „Wir sind die Kümmererpartei, das hat sich ausgezahlt. Unsere Kandidaten sind wieder gewählt worden. Ich sehe die Verpflichtung, weiter engagiert Politik hier in Bochum maschen zu wollen.“ Nach der Pressekonferenz wollte Yüksel zurück zur Wahlkampfparty ins Riff. Von einer Feier jedoch ist bei der SPD an diesem Abend keine Rede mehr.