Bochum. Drei Monate für einen Bruchteil des Preises ÖPNV nutzen: Das soll das 9-Euro-Ticket ermöglichen. Doch Bochumer haben Fragenzeichen.

Die Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen bekommen auch die Bochumer zu spüren. Ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder bei der Gasrechnung – überall haben die Preise deutlich angezogen. Ein Energiekosten-Entlastungspaket der Ampel-Koalition soll Abhilfe schaffen. Darin enthalten: Ein 9-Euro-Ticket für den Öffentlichen Nahverkehr.

9-Euro-Ticket im ÖPNV: Bochums Abonnenten profitieren auch

Ab Juni sollen Bus und Bahn für drei Monate zum Bruchteil des regulären Tarifs nutzbar sein. Damit will die Regierung Bürgerinnen und Bürgern eine kostengünstige Alternative zum Autofahren ermöglichen.

Die Bochumer Seniorin Margret Meier ist bereits seit Jahren Kundin der „Bogestra“ und mit Bus und Bahn unterwegs. „Ich fahre wöchentlich mit dem Bus“, sagt die 84-Jährige. Dass sich für sie ein Abonnement lohnt, war deshalb schnell klar. „Ich nutze mein Ticket für Besuche bei der Familie, zum Einkaufen oder für den Weg zum Arzt“, sagt Meier.

Fast 60 Euro kostet sie derzeit ihr „Ticket 2000“ im Monat. Deutlich mehr also als die neun Euro, für die eine Monatskarte im Sommer zu haben sein soll. „Ich profitiere aber trotzdem: In dem Zeitraum werden auch mir als Abonnentin nur neun Euro im Monat abgebucht“, sagt Meier.

Gehäufte Anfragen

Das wissen scheinbar nicht alle Abonnenten. Seit der Ankündigung der Aktion hat das 9-Euro-Ticket bei der Bogestra für jede Menge Fragen gesorgt. Eine der häufigsten dabei: Wann und wie gilt das Ticket?

Pressesprecher Christoph Kollmann antwortet: „Das dreimonatige Angebot, so sieht es aktuell aus, soll am 1. Juni 2022 starten und damit am 31. August 2022 enden. Die Tickets sollen monatsscharf für Juni, Juli und August gelten.“ Gleitende Zeiträume seien nicht vorgesehen, der Einstieg und Kauf des Tickets solle für Interessierte aber jederzeit möglich sein.

Keine voreiligen Kündigungen

Den meisten Abonnenten sei inzwischen bewusst, dass sie auch von dem Angebot profitieren werden und eine voreilige Kündigung des bestehenden Abonnements nicht nötig sei. Vorzeitige Kündigungen von Abonnements verzeichne die Bogestra nicht, so Sprecher Kollmann.

„Abonnentinnen und Abonnenten müssen nichts unternehmen, um in den Genuss des Angebots zu kommen. Wenn alle Details feststehen, werden sie informiert“, kündigt Kollmann an. Mitarbeitende der Deutschen Bahn haben derweil bereits Alarm geschlagen: Aufgrund des vermuteten Fahrgastaufkommens durch das geplante vergünstigte Ticket fordern sie zusätzliches Personal.

Ansturm erwartet

„Wir begrüßen das 9-Euro-Ticket, befürchten aber eine Überlastung vor allem in den Ferienregionen“, sagte Ralf Damde, Vizevorsitzender des Gesamtbetriebsrats DB Regio, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Bei der „Bogestra“ heißt es: „Wie stark das Angebot genutzt wird, lässt sich im Vorfeld nicht verlässlich voraussagen. Positiv für alle Nutzerinnen und Nutzer ist, dass aufgrund des im Dezember 2019 in Bochum von der Stadt Bochum und der Bogestra eingeführten Netzes 2020 das ÖPNV-Angebot in Bochum erheblich ausgeweitet wurde.“

Neue Kunden gewinnen

So stehe durch die Einführung von neuen Straßenbahnlinien auf vielen Strecken in der Spitze ein siebeneinhalb-Minuten-Takt zur Verfügung. Darüber hinausgehende Maßnahmen – mehr Personal, mehr Busse, höhere Taktungen – gibt es allerdings nicht. „Ebenfalls im Vorfeld nicht absehen lässt sich, wie viele Personen, die durch das 9-Euro-Ticket den ÖPNV als gute Mobilitätsalternative kennenlernen, nach Ende der 9-Euro-Ticket-Aktion weiter mit Bus und Bahn unterwegs sein werden“, sagt Kollmann.

Durch die Aktion neue Kunden zu gewinnen, ist jedoch eine Hoffnung des Verkehrsbetriebs. Für Seniorin Meier bringt das Ticket in jedem Fall eine Entlastung. „Ich habe mich gefreut, ich werde das Geld sparen“, sagt sie. Meier hat allerdings eine andere Anmerkung: „Ich habe Freundinnen, die ihr Ticket schon vor längerer Zeit abgegeben haben, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten.“ Dass der ÖPNV dauerhaft günstiger wird – nicht nur für drei Monate – sei daher ratsam.

Weitere Maßnahmen

Zum Entlastungspaket zählen weitere Maßnahmen: Die Energiesteuer auf Kraftstoffe soll für drei Monate gesenkt werden, womit der Benzinpreis um 30 Cent je Liter, Diesel um 14 Cent je Liter sinkt.

Außerdem zahlt die Regierung eine Energiepauschale in Höhe von 300 Euro und Einmalzahlungen für Familien von 100 Euro pro Kind. Empfänger von Sozialleistungen erhalten weitere Einmalzahlungen