Bochum. Für sehr viel Geld wurde das Pumpenhaus im Westpark Bochum an der Jahrhunderthalle umgebaut. Warum es seit 24 Monaten im Dornröschenschlaf liegt.

Es ist ein großes Ärgernis für heimische Besucher des Westparks und die Touristen, die sich an der Jahrhunderthalle als einem der Ankerpunkte auf der Route der Industriekultur informieren möchten. Seit März 2020 ist das komplette Pumpenhaus mit seinem Besucherzentrum und der eingebetteten Gastronomie nebst Toilettenanlage für die Öffentlichkeit geschlossen. Andreas Kuchajda, Geschäftsführer der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft (BoVg), die die Jahrhunderthalle betreibt, sagt: „Wir sind jetzt gerade dabei, die Gastronomie neu auszuschreiben. Das Besucherzentrum soll ebenfalls wieder geöffnet werden, wenn auch mit einer anderen Ausrichtung.“

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Leere Regale im geschlossenen Info-Punkt

Nur bei ganz seltenen Veranstaltungen, wie jetzt am Donnerstag (28.4.) beim großen Bahnhof für die neue Ruhrtriennale, öffnen sich kurz die Tore des im Dornröschenschlaf dämmernden Pumpenhauses. Ein kurzes Aufwachen.

Denn, wer sich heute etwa über das zentrale Besucherzentrum Ruhr auf dem Essener Weltkulturerbe Zeche Zollverein informiert, dem wird zwar die Bochumer Jahrhunderthalle – Prunkstück des Westparks – mit ihrem „zentralen Infopunkt“ angepriesen. Nur regelmäßig vor Ort in Bochum informieren können sich die Touristen, die ja ins Ruhrgebiet gelockt werden sollen, nicht wirklich.

Schild mit Symbolkraft. Nicht nur die Gesellschaft ist geschlossen, sondern auch in aller Regel das preisgekrönte Pumpenhaus.
Schild mit Symbolkraft. Nicht nur die Gesellschaft ist geschlossen, sondern auch in aller Regel das preisgekrönte Pumpenhaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das Pumpenhaus ist geschlossen, drinnen steht quasi als unfreiwillige Ironie ein Hinweisschild „geschlossene Gesellschaft“. Natürlich gibt es Info-Tafeln mit der Geschichte des Ortes. Aber wer seine Nase am Schaufenster des geschlossenen Infopoints platt drückt, sieht geräumte Regale, also schlicht gähnende Leere. „Wir wollen die Besucher künftig hier anders abholen, digitaler“, so Kuchajda. Ein Konzept, so hieß es, sei in Arbeit, könne aber jetzt noch nicht öffentlich gemacht werden.

Fahrradstation übernimmt Service-Aufgaben

Die Fahrradstation unmittelbar neben der Jahrhunderthalle und dem Pumpenhaus wird von Mai an bis September einen Service für die Toilettennutzung und die Ausgabe des kostenlosen Entdecker-Passes übernehmen.

Laut Aushang sind die Öffnungszeiten dort von dienstags bis sonntags von 9 bis 19 Uhr. An Montagen bleibt der bunt lackierte Container allerdings geschlossen.

Dass dort nun seit mehr als 24 Monaten nichts geschehen ist, erklärt der Geschäftsführer vor allem mit der Corona-Krise. Beim ersten Lockdown im März 2020 mussten Gastronomie und Besucherzentrum geschlossen werden. Die Gastronomie war früher vom großen Nachbarn der Event-Gastronomie der Jahrhunderthalle sozusagen als Neben- und eben nicht als Kerngeschäft mitbetrieben worden. Nun sucht die Bochumer Veranstaltungsgesellschaft per Ausschreibung einen neuen Pächter, der im Pumpenhaus eine eigene Gastronomie mit Außengastronomie betreiben soll.

Dieser Fahrradcontainer neben dem Pumpenhaus soll bis zu einer endgültigen Lösung als „Ausgabestelle“ für Entdeckepass und Kloschlüssel dienen. Ein Provisorium.
Dieser Fahrradcontainer neben dem Pumpenhaus soll bis zu einer endgültigen Lösung als „Ausgabestelle“ für Entdeckepass und Kloschlüssel dienen. Ein Provisorium. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Für Spaziergänger und Tagesgäste, die den Westpark und seine spannende Geschichte entdecken möchten, bleibt es zunächst dabei: Es gibt keine Möglichkeit zur Einkehr, wenn nicht gerade eine Veranstaltung ansteht. Jemand, der sich seit vielen Jahren professionell, mit Industriekultur und dem Tourismus in Bochum beschäftigt, der aber lieber anonym bleiben möchte, glaubt: „Ich habe den Eindruck, dass der Bochumer Veranstaltungsgesellschaft der Industrie-Tourismus nicht wirklich am Herzen liegt. Vielmehr steht das Veranstaltungs-Business im Mittelpunkt des Engagements dort.“

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Mit ein bisschen Glück öffnete der Pförtner die Toiletten

Bisher, so erfuhr es die WAZ, mussten sich bei Führungen die Teilnehmer umständlich die Toiletten im Pumpenhaus aufschließen lassen. Tagesgäste konnten mit etwas Glück, aber nur, wenn der Pförtner der Jahrhunderthalle sie auf dem Platz unterhalb des historischen Wasserturms bemerkte, die Toiletten im Hauptgebäude nutzen. „Eine öffentliche Toilette gibt es im Westpark leider nicht. Das hat vor allem den Grund, dass durch Graffiti oder anderen Vandalismus immer wieder alles zerstört oder verschmutzt wird“, so Kuchajda.

Selbst der Einsatz eines Sicherheitsdienstes oder die mindestens einmal im Monat laufenden Reinigungsaktionen könnten das Problem nicht meistern. Dies habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Als graue Maus wollten die Architekten das Pumpenhaus mit Sicherheit nicht in die Zukunft weisen. Erhebliche Städtebaumittel sind in den Umbau des Gebäudes geflossen.
Als graue Maus wollten die Architekten das Pumpenhaus mit Sicherheit nicht in die Zukunft weisen. Erhebliche Städtebaumittel sind in den Umbau des Gebäudes geflossen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Gleichzeitig kündigt die BoVg nun an, dass sich Besucher im Fahrradcontainer (Revierrad) zu den Öffnungszeiten (siehe Infobox) dort den Entdeckerpass und auch den Schlüssel zu den Toiletten im Pumpenhaus geben lassen können.

Beträchtliche Städtebaufördermittel für Leerstand

Eine Dauerlösung dürfte das allerdings nicht sein, vor allem wenn man bedenkt, dass die Bezirksregierung etwa 2011 insgesamt 3,76 Millionen Euro an Fördermitteln in zentrale Einrichtungen des Westparks, darunter auch das Pumpenhaus gesteckt hat. Das neu gestaltete Pumpenhaus hatte 2015 sogar eine hochkarätige Jury überzeugt. Es brachte eine Auszeichnung des NRW-Bauministeriums als eine von 33 vorbildlichen Bauten in NRW. Die Städtebaufördermittel, die damals hier verbaut wurden, sollten sicher nicht einen Dauerleerstand zementieren, darf getrost vermutet werden.