Bochum. Die Stadt hat einen Radsportparcours in einem Waldstreifen in Langendreer eingeebnet, der schon lange existierte. Daran gibt es deutliche Kritik.
- Jahrelang tobten sich junge Querfeldeinfahrer auf ihrem Fahrrad in einem Wäldchen in Langendreer aus
- Vor wenigen Tagen hat die Stadt den kunstvoll gebauten Parcours mit einem Bagger plattgemacht
- Sie begründet dies mit Naturschutz und Sicherheitsaspekten
Jahrelang sausten in dem städtischen Wäldchen junge Menschen mit ihren Mountainbikes und BMX-Rädern her. Sie hatten sich selbst einen anspruchsvollen Parcours gebaut. Vor wenigen Tagen aber hat die Stadt diesen Abenteuerspielplatz mit einem Bagger plattgemacht. Begründung: Naturfrevel und Sicherheitsbedenken.
Der schmale, rund 200 Meter lange Waldstreifen liegt in Langendreer zwischen Urbanusstraße und Kleinherbeder Straße. Mittendurch fließt der klitzekleine Hemkebach, in dem sich so winzige Lebewesen wie der Bachflohkrebs wohl fühlen. Regelmäßig kreuzen in dem Mischwald aber auch Radsportfreunde auf. Schon vor rund zwei Jahrzehnten haben Jugendliche und junge Erwachsene auf dem lehmigen Boden steile Sprungschanzen, Steilkurven, Rampen und so genannte Halfpipes gebaut. Das Material dafür war der Boden selbst, den sie dafür direkt vor Ort aushoben.
Saltos und Überschläge
Die Bauwerke waren bis zu drei Meter hoch und extrem steil. Schließlich waren die Fahrer teils richtige Könner. Sogar Überschläge und Saltos sollen sie beherrscht haben.
Der Stadt war der Parcours aber ein Dorn im Auge. „In Wäldern darf außerhalb der Straßen und befestigten Wege nicht mit dem Fahrrad gefahren werden“, sagt ein Stadtsprecher. „Bei der Anlage handelt es sich um eine nicht genehmigte - also wilde, illegale - Einrichtung.“ Deshalb wurde der Radparcours jetzt „im Rahmen der Gefahrenabwehr“ eingeebnet, „auch um Schadenersatzansprüche auszuschließen“, so die Stadt. Für sie bedeutete die Anlage auch einen „Landschaftsschaden“ für die Tiere und den Boden, denn er werde durch die Biker zu sehr verdichtet.
„Ich finde das ganz schlimm“
Dennoch gibt es deutliche Kritik am Abriss der Anlage. „Ich habe mich fürchterlich aufgeregt“, sagt Anwohnerin Doro Schäfer. „Ich finde das ganz schlimm.“ Die jungen Radsportler seien stets freundlich und nett gewesen. Auch ihren Müll hätten sie immer wieder mit nach Hause genommen.
Sie beklagt auch, dass durch den Abriss den jungen Leuten die Möglichkeit genommen worden sei, sich frei mit ihren Rädern in der Natur auszutoben, zu trainieren, sich zu bewegen und zu fordern und dabei richtig Spaß zu haben. „Ich fand das toll.“ Das sei doch besser, als zu Hause nur vor dem Computer zu hocken.
Wie Doro Schäfer sagt, hatten die jungen Radfreunde sich in dem Wald sogar Sitze aus dem Erdreich gebaut und in eine lehmige Erdwand kunstvolle Gesichter geritzt.
Auch dies ist jetzt binnen eines Tages dem Bagger der Stadt zum Opfer gefallen.