Bochum Langendreer. Der Zulauf an Jugendspielern ist bei vielen Bochumer Fußballvereinen riesig. Manche müssen Kinder abweisen, andere suchen dringend Trainer.

Henry (5) ist stolz wie ein König: Seit einigen Monaten steht der Knirps im Tor seines Fußballvereins "TuS Kaltehardt" in Langendreer. Besonders die großen Handschuhe und das Schmeißen im Flug nach dem Ball haben es dem Fünfjährigen angetan.

"Nach den Sommerferien 2021 sind wir gestartet", sagt Vater Christoph Kurth. Zwar sei Henry schon beim Turnen und Schwimmen aktiv, besonders das Fußballturnier im Kindergarten habe aber das Fußballfieber ausgelöst.

Reger Zulauf an Nachwuchs

Es dauerte nicht lang, da war auch Papa Kurth involviert. "Kannst du eben das Tor aufstellen?" oder "Verteil doch mal die Hütchen", wurde er gebeten. Kurz darauf gab er schon in gelber Weste den Ordner beim Spiel. "Mittlerweile bin ich selbst Jugendtrainer geworden", sagt der Bochumer. Er sei ohnehin mehrmals wöchentlich am Platz - da brauchte Jugendtrainer Oliver Schloßer ihn nicht lange zu überreden.

Das kommt gelegen: "Seit den letzten Sommerferien haben sich viele fussballbegeisterte Kinder bei uns im Verein angemeldet. Die Zahl der Spieler und Spielerinnen hat sich fast verdoppelt", sagt Schloßer. Nach der Winterpause starte "TuS Kaltehardt" mit sechs Jugendmannschaften und fast 100 Kindern in die Rückrunde. Der Verein ist deshalb auf Trainersuche, besonders für die E-Jugend.

Neue Mannschaften eröffnet

"Wir haben zwei komplett neue Mannschaften eröffnet, ich vermute, da hat sich im Lockdown viel angestaut", sagt er. Das Bedürfnis, doch endlich etwas im Verein machen zu wollen, sei bei vielen Kindern entstanden.

Diesen Trend hat man auch bei "Concordia Wiemelhausen" verzeichnet: "Gerade bei Kindern im Alter von 5 - 10 Jahren verzeichnen wir ein hohes Aufkommen", sagt Jugendleiter Peter Kaysers. In den letzten Monaten hätte man bereits viele Kinder abweisen müssen. "Wir verfügen nicht über so viele Trainer und es gäbe ein Platzproblem", sagt er. In zu großen Gruppen kämen die Kinder zu kurz und könnten sich nicht entwickeln.

Vereinsarbeit zahlt sich aus

Jede Menge neue Nachwuchsspieler verzeichnet auch "Weitmar 09". Dort erklärt sich Jugendtrainer Sven Klenke den Zulauf auch durch die Vereinsarbeit. "Wir sind ein familiärer Verein mit einem äußerst engagierten Jugendvorstand, guten und zuverlässigen Kinder- und Jugendtrainern und einer gewachsenen und aktiv mithelfenden Elternschaft", sagt er.

Spieler machten dafür immer wieder Werbung bei Freunden. Das hat Wirkung gezeigt: Seit Jahresbeginn verzeichnet der Verein einen Zuwachs von 122 Kindern. "Jahrgang 2013 war sehr anmeldestark", sagt Jugendleiterin Saara Dymid. Eine A-Jugend konnte man in der aktuellen Saison hingegen nicht stellen - "da fehlten uns wiederum die Jugendlichen", sagt sie.

Auch Zulauf von Mädchen

Im letzten Jahr habe man mit dem Aufbau einer U13-Mädchenmannschaft begonnen. "Dieses Angebot wurde unfassbar gut angenommen, sodass wir nun mit dem Aufbau einer U15 Mädchenmannschaft starten möchten", kündigt sie an.

Beim "TuS Harpen" hat man bislang davon noch nichts gemerkt. "Wir haben eher gespürt, wie der Zulauf durch den Lockdown fehlte. Eltern durften lange nicht auf den Sportplatz, da gab es keine Neuanmeldungen", informiert Patrick Maksymow. Aktuell trainierten bei den Minikickern drei Jahrgänge gemeinsam. "Wir haben noch nicht genug Spieler, um eigene Jahrgangsmannschaften zu eröffnen", sagt der Trainer. Wie schwierig es ist, Trainer zu finden, weiß man auch beim "TuS Harpen". "Das ist ja ein Ehrenamt. Allerdings leben die Vereine von den Jugendspielern", sagt er.

Beim "TuS Kaltehardt" in Langendreer macht man Interessierten deshalb ein Angebot: "Für jede Trainerin oder jeden Trainer besteht die Chance auf eine Weiterbildung zur C-Lizenz mit Kostenübernahme durch den Verein", sagt Schloßer. Trainer mit Jugenderfahrung sind willkommen - Voraussetzung ist das allerdings nicht. "Man muss nur Leidenschaft für den Fußball und Spaß an der Arbeit mit Kindern mitbringen", sagt Schloßer.

120 Lerneinheiten nötig

Die C-Lizenz ist die erste Ausbildungsstufe im Leistungsfußball. Das Mindestalter liegt bei 16 Jahren. Vor der Prüfung gibt es etwa 120 Lerneinheiten, eine davon umfasst 45 Minuten.

Zielgruppe sind Trainer und Betreuer von Kindern und Jugendlichen der unteren beiden Juniorenspielklassen sowie von Aktiven bis zur Kreisliga A.

Wer Interesse hat, Trainer beim TuS Kaltehardt zu werden, kann sich melden: oliver.schlosser@tus-kaltehardt.de