Bochum. Der Digitalisierung der Grundschulen in Bochum hinkt weiter. Oft gibt es zwar WLAN, aber auch ein anderes Problem. Der „Schulcheck digital“.
Notendurchschnitt: 3,5 – das Fazit der Grund- und Förderschulen in Bochum zur digitalen Ausstattung bleibt ernüchternd. Auch wenn dazu zu sagen ist, dass die Resonanz der Antworten von Schulleitungen leider ebenfalls ernüchternd war. Gerade einmal vier Grundschulen haben sich an der Neuauflage unseres „Schulchecks digital“ beteiligt – von 42. Bei den Förderschulen war es eine von sieben. Immerhin: An den Antworten zeigt sich, dass im vergangenen Jahr etwas passiert ist, das belegt zudem der Vergleich mit der Durchschnittsnote des vergangenen Jahres. Hier erhielten die Grundschulen im Schnitt eine 4,8.
Digitalisierung der Grundschulen in Bochum: WLAN ist nicht mehr Hauptproblem
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Beim Vergleich der Fragebögen, die von Schulleitungen der Grundschulen, die fast alle anonym bleiben wollen, ausgefüllt wurden, scheint klar: Das Problem liegt gar nicht mehr hauptsächlich in einer mangelnden Ausstattung. Stattdessen benötigen die Schulen: „Personal, Personal, Personal! Wir haben eben nicht die Informatiklehrerin oder den technikaffinen Physiklehrer, sondern müssen alle Aufgaben auf wenige Schultern verteilen. Technik ist da, bleibt aber zum Großteil unbenutzt liegen“, bringt es eine Schulleitung auf den Punkt.
- Noch Anfang 2021 stand es wirklich schlecht um die Digitalisierung der Schulen in Bochum. Hat sich das verändert? Der große „Schulcheck digital 2.0“. Hier finden Sie die Analysen der anderen Schulformen.
Eine andere ergänzt: „Wir bräuchten First-Level-Support, auch das soll es wohl angeblich nach und nach geben. Es liegen zum Teil seit Monaten iPads nahezu ungenutzt rum.“ Die Grundschulen würden derzeit schnell an ihre Grenzen der personellen und zeitlichen Ressourcen kommen. „Viele Medienbeauftragte müssen sich selbst erst mal in die Materie einarbeiten“, heißt es aus einer weiteren Schule. Die Sorge, die daraus entsteht: „Ich habe die Befürchtung, dass die Technik nur als Substitution der analogen Medien genutzt wird.“
Viele Förderschüler in Bochum sind nun mit Tablets versorgt
Geld seien hingegen mittlerweile viel in die Hand genommen worden, um die Schulen besser auszustatten. „Anfang 2021 sind circa 45 iPads gekommen, dann noch 45 für bedürftige Schüler, circa 26 für Lehrkräfte. (…). Neue Laptops kamen vor ein bis zwei Wochen, zudem kleineres Equipment wie Bluetoothboxen. Die Offene Ganztagsschule hat einen Touchscreen-Flachbildschirm bekommen“, schildert eine Grundschulleitung die Ausstattung ihrer Schule – bei den anderen befragten Grundschulen ist die Ausstattung ähnlich.
An der Förderschule, die uns ihre Antworten geliefert hat, sind 115 Kinder mit einem iPad versorgt. „Diese Kinder bzw. Eltern beziehen Sozialleistungen und konnten sich darüber als bedürftig ,ausweisen’“, so die Schule. Auch Lehrkräfte haben dienstliche Endgeräte bekommen, zudem gibt es Klassensätze.
WLAN haben die Grundschulen in Bochum mittlerweile – wenn auch nicht immer zufriedenstellend und oftmals in Eigenregie angeschafft. Die Frage, ob das Funksignal im Gebäude ausreichend und flächendeckend ist, verneinen drei Grundschulen und eine Förderschule. „Arbeiten mehrere Klassen gleichzeitig im Internet, verlangsamt sich die Übertragungsrate sehr deutlich“, schreibt letztere. Von der vierten Grundschule, die an der Befragung teilgenommen hat, heißt es zum WLAN: „Es funktioniert verlässlich, ersetzt aber nicht die Anbindung an das Glasfasernetz.“
Wünsche und Forderungen der Grund- und Förderschulen
Bis 2024 sollen Bochums Schulen verkabelt und mit WLAN ausgestattet werden. Allerdings: „Wenn eine digitale Vollausstattung käme, dann würde man diese in ein Gebäude einbauen, das zunächst grundsaniert werden muss. Hinzu kommt, dass wir noch nicht einmal über die Mindestanforderungen im Bereich Brandschutz verfügen. Jede Verkabelung in der Schule würde also in absehbarer Zeit wieder entfernt und dann unter Sicherheitsaspekten neu montiert werden“, so eine Schulleitung.
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Es wird deutlich – obwohl innerhalb eines Jahres schon einiges passiert ist – die Wünsche der Grund- und Förderschulen sind weiterhin vielfältig: mehr Zeit für Fortbildungen und für Absprachen zum lernförderlichen Einsatz von Geräten und Apps, eine interaktive Tafel für jeden Raum, gute Präsentationstechnik, Office 365 – das es zumindest an einigen Grundschulen schon gibt – und Dienstgeräte, die auch Datenschutz-Anforderungen ganz erfüllen. Eine weitere Forderung: mehr Flexibilität und Individualität bei der Ausstattung der einzelnen Schulen.