Bochum. Razzia in der Hooliganszene: Nach einer Schlägerei am Kemnader See in Bochum nach dem Spiel des VfL gegen BVB wurden 49 Wohnungen durchsucht.
Dreieinhalb Wochen vor dem Bundesliga-Derby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund haben die Staatsanwaltschaft Bochum und die Polizei eine Großrazzia in der Holligan-Szene gestartet. Von einem „Schulterschluss gegen Gewaltkriminalität“ ist die Rede. Es geht um eine verabredete Massenschlägerei mit rund 300 Personen nach dem letzten Derby zwischen den beiden Vereinen im Dezember 2021 am Kemnader See in Bochum.
Razzia der Polizei Bochum in verschiedenen Bundesländern
Am frühen Mittwochmorgen um 6 Uhr setzten Polizeikräfte einen Durchsuchungsbeschluss des Bochumer Amtsgerichts durch und durchsuchten insgesamt 49 Wohnungen in NRW, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg.
Wie Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann der WAZ sagte, seien einige Beschuldigte bereits wegen früherer Gewaltdelikte verurteilt worden.
In Bochum durchsuchten die Beamten acht Wohnungen
In Bochum waren acht Wohnungen, in Herne zwei und in Witten eines. Die Polizistinnen und Polizisten fanden umfangreiches Beweismaterial und stellten es sicher: Smartphones, Tablets und andere tatrelevante Dokumente, Messer, Baseballschläger sowie etliche „Passivbewaffnung“. Damit sind zum Beispiel Beißschienen gemeint, wie sie Boxer beim Wettkampf tragen, um ihr Gebiss zu schützen, Protektoren zum Schutz der Genitalien und andere Gegenstände. Auch Pyrotechnik und Betäubungsmittel wurden beschlagnahmt.
Nach der Durchsuchung wurden 39 Beschuldigte polizeilich vernommen und „erkennungsdienstlich behandelt“: Dazu zählen neben persönlichen Daten auch biometrischen Aufnahmen und Fingerabdrücke. Nicht alle Beschuldigten sind zwingend nur dem Umfeld des VfL und des BVB zuzuordnen. Wie Oberstaatsanwalt Bachmann sagte, seien auch nicht alle Beschuldigten beim Fußballspiel im Stadion gewesen.
Massenschlägerei fand auf einem Privatparkplatz am Kemnader See in Bochum statt
Die Razzia hat einen konkreten Hintergrund: Einige Stunden nach dem 1:1 des VfL gegen den BVB am Nachmittag des 11. Dezember hatten sich Hunderte Personen gegen 21 Uhr auf dem Privatparkplatz des Stausees in der Nähe der Straße Blumenau getroffen, unweit des Seglerhauses. Per Handy sollen sie sich zuvor verabredet haben, möglicherweise schon vor dem Spiel. Dort gingen sie dann gewaltsam aufeinander los.
Bochum- Justiz erhob nach VfL-Randale „etliche Anklagen“Zeugen alarmierten die Polizei. Als die ersten Einsatzkräfte am Kampfplatz erschienen, waren die Schläger bereits verschwunden. Allerdings fanden die Beamten aussagekräftige T-Shirts, Schals, jene Beißschienen und Handschuhe. Außerdem kontrollierten sie einige Leute, die mit der Schlägerei etwas zu tun gehabt haben sollen.
Prozess wegen Randale bei VfL-Aufstieg verschoben
Wegen Randale rund um Fußball sollte am Donnerstag vor dem Amtsgericht Bochum ein Prozess gegen einen 26-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung beginnen.
Bei der Feier zum Aufstieg des VfL am 23. Mai soll er auf dem Kirmesplatz in einer Gruppe von Fußballfans aufgehalten haben, aus der heraus mehrfach Pyrotechnik abgebrannt wurde, und einem Polizisten mehrere Faustschläge gegen den Kopf versetzt haben.
Die Hauptverhandlung gegen den Mann aus Bayern wurde aber kurzfristig verschoben, weil noch weiterer Ermittlungsbedarf besteht.
Die Kripo hat extra eine Ermittlungsgruppe eingesetzt: „EG See.“ Jetzt werten deren Mitglieder alle Datenträger und sichergestellten Sachmittel aus.
Polizei Bochum sammelt Erkenntnisse zu weiteren möglichen Schlägerei-Absprachen
„Wir versprechen uns davon auch Erkenntnisse für anstehende Fußballbegegnungen: Gibt es vielleicht weitere Absprachen?“
Inwieweit die Teilnehmer der Schlägerei verletzt worden sind, ist (noch) unbekannt. Die Ermittler haben bei der Razzia aber Krankschreibungen gefunden; die werden jetzt ausgewertet.
Am 29. April trifft der VfL erneut auf den BVB, diesmal in der Nachbarstadt. Die Polizei wird vorbereitet sein und auch in den „sozialen Medien“ ein waches Auge haben.