Bochum. Der folgenschwere Becherwurf beim VfL Bochum ist kein Einzelfall für die Justiz: Auch wegen Randale beim Aufstieg im Mai beginnen bald Prozesse.

Der Becherwurf auf einen Linienrichter am Freitagabend im Bochumer Ruhrstadion ist nicht die einzige Gewalttat im Umfeld des VfL, die die Bochumer Strafjustiz beschäftigt. Erst am vorigen 23. Mai hatte es beim Aufstieg der Mannschaft in die 1. Liga auf der Castroper Straße/Ecke Stadionring so massive Ausschreitungen gegeben, dass demnächst vor dem Amtsgericht eine ganze Reihe von Strafprozessen beginnt.

Die Freude über den Aufstieg war zwar riesengroß gewesen, doch einige Fußballanhänger hatten bei der spontanen Party rund ums Stadion auch Lust auf Randale gehabt.

211 Strafverfahren wurden von der Staatsanwaltschaft Bochum eingeleitet

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Wie Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann am Montag auf WAZ-Anfrage mitteilte, wurde wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch insgesamt 221 Verfahren eingeleitet, davon 92 wegen Angriffen auf Polizeikräfte. 57 Beschuldigte konnten bisher identifiziert werden. Auch hier geht es teilweise um das Werfen von Gegenständen, in diesem Fall Flaschen und Bierdosen auf Polizeikräfte. Acht von ihnen wurden damals verletzt. Die Polizei zog ein „erschütterndes Resümee“.

Bachmann: „Es sind bereits etliche Anklagen zum Amtsgericht erhoben worden.“ Teilweise seien die Verfahren dort aber noch nicht eröffnet worden, so dass es auch noch keine Termine für die Prozesse gibt.

„Ermittlungsgruppe Aufstieg“ der Polizei Bochum identifizierte 57 Tatverdächtige

Zahlreiche Beschuldigte sind über öffentliche Foto-Fahndungen der Polizei („Ermittlungsgruppe Aufstieg“) identifiziert worden. Die Polizei hatte während der Randale Aufnahmen in der Menge gemacht: Nachdem die Bilder von den jeweiligen Verdächtigen in den Medien veröffentlicht worden sind, haben sich die meisten entweder selbst gestellt oder sie sind aufgrund von Zeugenaussagen ermittelt worden. Nur ganz wenige der Personen, deren Gesicht öffentlich gezeigt worden ist, blieben bis heute unerkannt.

Einer der Beteiligten (21), die damals bei der Randale mitgemischt hatten, hatte bereits vor einigen Wochen vor Gericht gestanden. Völlig grundlos hatte er eine halb volle Bierdose in Richtung der Polizei geworfen. Das Ding traf einen Beamten (28) am Oberarm. Folge war ein schmerzhafter Bluterguss.

Angeklagter aus Bochum: Dosenwurf war „der größte Fehler meines Lebens“

Der Wurf sei „der größte Fehler meines Lebens“, sagte der 21-Jährige. Das Gericht brummte ihm die Zahlung von 500 Euro auf zu Gunsten der „Aktion Deutschland hilft“ für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe und stellte das Verfahren im Gegenzug ein. Der VfL verhängte ein vierjähriges Stadionverbot.