Bochum-Querenburg. Seit 50 Jahren wird im Frühjahr in Bochum-Querenburg eine Müll-Sammelaktion gestartet. Dieses Projekt machte Schule – und fand viele Nachahmer.

Was 1972 in kleiner Runde in Bochum-Querenburg begann, hat im Laufe der nächsten 50 Jahre die ganze Stadt beeinflusst. Damals taten sich auf Initiative der SPD einige Bürger zusammen, um den Müll aus dem Laerholz-Wäldchen zu entfernen. Bis heute findet diese Umweltaktion statt, immer zu Beginn des Frühjahres. Die Initiatoren finden toll, dass sie vielen anderen Initiativen ein Vorbild waren.

Bochum: Umweltaktion startete vor 50 Jahren – und prägte die ganze Stadt

Denn aus dieser Aktion ist unter anderem der große Stadtputz des Umwelt-Service Bochum (USB) entstanden. Das hebt auch deren Geschäftsführer Christian Kley hervor. „Das ist wirklich eine tolle Sache. Da merkt man, wie sehr sich die Menschen mit ihrem Umfeld identifizieren.“ Mehr als 50 Gruppen gebe es in Bochum inzwischen, die ebenfalls schon teils über viele Jahre im Kleinen aktiv seien, sagt Kley.

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Der USB unterstützt solche Aufräum-Aktionen, natürlich auch den „Dauerbrenner“ in Querenburg. Hier sind seit gut 20 Jahren auch die beiden Grundschulen – die Waldschule und die Hufelandschule – mit dabei. Mitarbeiter des USB rüsten die kleinen Helfer mit Handschuhen, Warnwesten und Zangen aus. Und dann geht es an diesem Freitag, 1. April, auch schon ans Werk.

Auch Bundestagsmitglied Axel Schäfer packt bei der Umweltaktion in Bochum-Querenburg mit an. Seine SPD hat diese Initiative vor 50 Jahren angestoßen.
Auch Bundestagsmitglied Axel Schäfer packt bei der Umweltaktion in Bochum-Querenburg mit an. Seine SPD hat diese Initiative vor 50 Jahren angestoßen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Dass just an diesem Tag die Temperatur nur knapp über Null liegt und ein eisiger Wind weht, ist den Kleinen egal. Mit Feuereifer streifen sie umher und lassen alles an Müll, was sie erspähen, in den großen Mülltüten verschwinden. Zigarettenkippen, Flaschen, ein alter Pizzakarton, sogar ein Corona-Test (negativ übrigens) und natürlich ganz viele Schutzmasken. „Ist echt ekelhaft, was die Leute alles wegschmeißen“, sagt ein Grundschüler. Recht hat er.

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Gut, dass die Kinder so fleißig sind und „klar Schiff“ machen. Britta Hartmann, die Leiterin der Waldschule, freut der Einsatz. Verwundern tut er indes nicht. Sie erlebe oft, dass Schüler Unrat, den sie entdecken, aufheben und in den Mülleimer werfen.

Bochum: Waldschüler nehmen das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst

Das Thema Nachhaltigkeit sei eben sehr präsent im Lehrplan. So steht u.a. immer wieder ein Besuch des Recyclinghofs des USB an. „Und an unserer Aktion ,Sauberer Schulhof’ beteiligen sich alle Klassen.“ Für Britta Hartmann ist es nur die logische Konsequenz, dass die Kinder über Aktionen wie diese auch Verantwortung für das erweiterte Umfeld der Schule übernehmen. „Wir nutzen den Wald ja auch für Ausflüge und Sport.“

USB: Sind auf Hilfe angewiesen

Jeder kann mitmachen – das ganze Jahr.“ Unter diesem Titel bietet der USB all jenen, die ihre Umwelt sauber halten wollen, Unterstützung an. Alle Informationen dazu gibt es auf www.usb-bochum.destadtputz/ .

USB-Geschäftsführer Christian Kley ist dankbar für jede Hilfe aus der Bevölkerung. „Denn allein schaffen wir das nicht.“ Er begrüßt sehr, dass auf immer mehr Getränkeflaschen Pfand erhoben wird. „Hoffentlich geht diese Entwicklung noch weiter. Das wäre auch für Fast-Food-Verpackungen sinnvoll.“

Auch Axel Schäfer, Bundestagsmitglied der SPD, streift sich Arbeitshandschuhe über und packt mit an, damit der Grüngürtel an der Hustadt sauber bleibt. „Die Umweltaktion wurde damals gestartet, weil mit der Inbetriebnahme der Studentenheime in der Hustadt plötzlich auch mehr Coladosen in den Büschen landeten“, erzählt er. Damals sei das Thema Umwelt noch nicht so im Bewusstsein der Menschen gewesen wie heute.

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Initiator des Ganzen sei Professor Michael Hereth, damals SPD-Landtagsabgeordneter, gewesen, weiß Axel Schäfer zu berichten. Er selbst habe die Umwelt-Aktion dann 1976 weiter fortgeführt und letztlich zur Tradition werden lassen. „Eigentlich findet sie immer früher im März statt“, verrät Schäfer, „noch bevor die Krokusse blühen. Damit wir die nicht zertrampeln. Dieses Jahr sind wir etwas spät dran.“

Macht nichts. Müll liegt ja mehr als genug herum. 20 Säcke haben die Kinder am Ende mit Unrat gefüllt. Einen richtig großen Fang wie damals in den 70er Jahren landeten sie allerdings nicht. „Da hatte jemand ein Auto entsorgt“, berichtet Axel Schäfer. „Das haben wir dann mit vereinten Kräften aus dem Wald gezogen.“