Bochum-Langendreer. Große Menschenansammlungen, Autos auf den Wiesen: so die Situation am Ümminger See am Sonntag. Angemeldet war das nicht, Regeln wurden gebrochen.

Der Ärger ist groß im Bochumer Osten: Am Ümminger See haben sich am Sonntag, 20. März, etwa tausend Menschen versammelt, um das kurdische Neujahrsfest zu feiern – unangemeldet. Sie befuhren die Rasenflächen mit Autos, die Stadt hat 26 Regelverstöße festgestellt. In der Politik denkt man nun über Konsequenzen nach.

Unangemeldete Menschenansammlung am Ümminger See in Bochum

„Laute Musik drang aus den Autos, die auf der Wiese standen. Es war definitiv zu viel“, schildert Bochumer Timo R., der am Sonntag mit dem Fahrrad am Ümminger See vorbeifuhr. Viele Spaziergänger, die mit ihren Hunden unterwegs waren, seien genervt gewesen, einige hätten sich nicht getraut, vorbeizulaufen. Konflikte hätte es hingegen nicht gegeben, schildert ein anderer Bochumer: „Die waren beschäftigt mit Feiern, lauter Musik und jeder Menge Grills.“

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Die Feierlichkeiten rund um den Ümminger See waren nicht angemeldet, bestätigt die Stadt Bochum auf Anfrage unserer Redaktion. „Erst mit Benachrichtigung durch die Polizei erlangte das Ordnungs- und Veterinäramt Kenntnis von der Personenansammlung“, teilt Sprecherin Karolin Breitschädel mit.

Die Polizei Bochum teilt auf Anfrage mit, dass sie am Wochenende keine größeren Einsätze am Ümminger See verzeichnet habe – und verweist auf das Ordnungsamt der Stadt. Dieses hat insgesamt 26 Regelverstöße festgestellt: 13 gegen das Grillverbot, zwölf gegen das Parkverbot abseits befestigter Straßen in Landschaftsschutzgebieten. „Und ein Verstoß hinsichtlich des Verrichtens der Notdurft außerhalb der dafür vorgesehenen Toilettenanlagen“, so Breitschädel. Auch Müll blieb zurück.

An zahlreichen Stellen wurde am Ümminger See am Sonntag gegrillt – auch dort, wo es nicht erlaubt ist. Die Stadt Bochum hat insgesamt 26 Regelverstöße ausgemacht.
An zahlreichen Stellen wurde am Ümminger See am Sonntag gegrillt – auch dort, wo es nicht erlaubt ist. Die Stadt Bochum hat insgesamt 26 Regelverstöße ausgemacht. © z | privat

Auch von Seiten der Politik gibt es erste Reaktionen: „Alle bestehenden Regeln wurden missachtet und die Flächen, die gerade mit viel Geld schön gemacht werden, wurden mit Autos befahren“, kommentierte beispielsweise Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) noch am Sonntag bei Facebook. Dirk Meyer (SPD), Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost, ergänzt: „Wir nehmen uns dieser Sache an und werden sie bewerten. Dann müssen wir schauen, wie wir damit umgehen.“

„Hätte nach drei Jahren nicht erneut passieren dürfen“

Vor ziemlich genau drei Jahren gab es schon einmal Ärger am Ümminger See, auch damals war der Grund eine Menschenansammlung zum kurdischen Neujahrsfest. Der Verein Ronak, der eine Teilschuld auf sich nahm, entschuldigte sich. SPD-Politiker Meyer sagt dazu: „Das ist eine Sache, die nach drei Jahren nicht wieder hätte passieren dürfen.“

Diskussionen um Grillverbot am Ümminger See

Das Grillen ist in Grünanlagen in Bochum grundsätzlich erlaubt. So steht es in der Bochumer Sicherheitsverordnung (Stand: Juli 2019).

Ausnahmen gelten für den Stadtpark und den Stadtgarten Wattenscheid. Sowohl im Westpark als auch am Ümminger See ist das Grillen nur innerhalb markierter Flächen erlaubt.

Die CDU hatte im Umweltausschuss 2019 ein komplettes Grillverbot gefordert, das mehrheitlich abgelehnt wurde. Stattdessen gilt seit Juli 2019 nur das eingeschränkte Verbot.

Immer wieder hatten sich SPD und Grüne in den vergangenen Jahren dafür eingesetzt, dass das Grillen am Ümminger See nicht verboten werden soll. Auf zwei gepflasterten Flächen ist es gestattet. Auch ein Grillverbot hätte an der Situation am Sonntag wohl nichts verändert, so Meyer und Busche. Es handle sich dabei um zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

Das sieht man bei der CDU, die aufgrund der Vorkommnisse 2019 ein Grillverbot gefordert hatte, anders: „Manchmal tut es weh, Recht zu behalten,“ so der Ratsfraktionsvorsitzende Christian Haardt, „dass es wieder zu solchen Ereignissen kommen würde, haben wir im Zuge der Diskussion um das Grillverbot am Ümminger See schon vorhergesagt.“

Auch als die Menschen die Fläche am Ümminger See verlassen haben, blieb eines zurück: der Müll.
Auch als die Menschen die Fläche am Ümminger See verlassen haben, blieb eines zurück: der Müll. © Bochum | CDU

Von der Langendreerer Ratsfrau Elke Janura (CDU) heißt es dazu: „Die Pandemiejahre 2020 und 2021 haben die trügerische Sicherheit vermittelt, dass die Beschränkung der Grillfläche ausreichend ist.“ Das vergangene Wochenende habe bewiesen, dass derzeitige Maßnahmen nicht ausreichen würden.

Wer verantwortlich ist, bleibt vorerst unklar

Wer verantwortlich für die Menschenansammlung am Ümminger See ist, bleibt derzeit unklar. Der Verein Ronak, den kurdische Geflüchtete aus Syrien gegründet haben, teilt auf Anfrage mit, nichts damit zu tun zu haben. „Wegen des Kriegs in der Ukraine haben wir entschieden, dieses Jahr aus Solidarität nicht zu feiern“, heißt es auf Nachfrage.

Die Stadt teilt mit, die Geschehnisse intern nacharbeiten zu wollen. Die CDU-Fraktion will das Thema auf die Tagesordnung der Ratssitzung am 5. Mai setzen.

Auch SPD und Grüne im Bochumer Osten werden die Ansammlung nicht auf sich beruhen lassen. Denn: „Dieses so schöne und wichtige Fest für Demokratie und gegen Rassismus verfehlt natürlich so das Ziel, weil die Leute vor Ort extrem verärgert reagieren. Das macht mich sehr betroffen“, resümiert Bezirksbürgermeisterin Busche.