Bochum. Der VfL steigt in die Bundesliga auf und ein paar Idioten haben sich nicht im Griff. Das war ein Bärendienst, sagt WAZ-Redakteur Thomas Schmitt.

Endlich. Der VfL ist zurück in der Bundesliga. Ein schöneres Geschenk hätte der Verein für Leibesübungen der Stadt Bochum zu ihrem 700. Geburtstag nicht machen können. Exakt 50 Jahre nach dem ersten Aufstieg ins Fußball-Oberhaus hat der Club 2021 geliefert. „Anne Castroper“ ist man wieder wer. Glückwunsch!

Der Erfolg des VfL 1848 macht nicht nur zigtausende Fußball-Fans stolz wie Maskottchen Bobbi Bolzer, sondern spielt auch den Verantwortlichen im Rathaus in die Karten. Für die Bochum-Strategie 2030 und ihr Motto „Wissen, Wandel, Wir-Gefühl“ liefert der Hotspot VfL im Ruhrstadion eine extra Portion Energie.

Positives Image des VfL Bochum hilft der Stadt im Wandel

Insbesondere für Thomas Eiskirch. Der leidenschaftliche VfL-Anhänger wird als SPD-Oberbürgermeister einer Stadt im Umbruch das „Bonbon“ Bundesliga-Fußball zu vermarkten wissen. Was für lokale Sponsoren des VfL in erster Linie ein Bekenntnis zum Standort ist, rundet das Gesamtpaket Stadt Bochum in anderen Zusammenhängen ab. Stichwort: weicher Standortfaktor.

Wer tief im Süden oder hoch im Norden der Republik an Bochum denkt, dürfte zwar heute schon neben Grönemeyer und Starlight Express den VfL auf dem Zettel haben; vielleicht denkt er noch an das Ende von Opel oder Nokia. Aber sicher nicht an neun Hochschulen, IT-Security oder an ein Max-Planck-Institut.

Der VfL in der Fußball-Bundesliga kann helfen, diese Fortschritte in Bochum bekannter zu machen und das „Graue-Maus-Image“ blau-weiß anzustreichen. Voraussetzung aber ist, dass der Verein seine Problem-Fans in den Griff bekommt. Das gilt in Bochum wie andernorts.

Krawalle rund ums Stadion beschädigen das Ansehen des VfL Bochum

Die Krawalle rund um den Aufstieg am Sonntag sind Wasser auf die Mühlen derjenigen, die dem Fußball und seiner Sonderstellung in der Gesellschaft ohnehin kritisch gegenüber stehen. Zum Beispiel wegen der immensen Kosten, die immer wieder durch Polizeieinsätze verursacht werden, und die auf die Allgemeinheit abgewälzt werden, während sich die Vereine an dieser Stelle einen schlanken Fuß machen.

Flaschen- und Steinwürfe, acht verletzte Polizistinnen und Polizisten – der gewaltbereite Fußball-Mob hat dem VfL Bochum mit den Krawallen rund ums Stadion und in der Stadt am Sonntag einen Bärendienst geleistet. Die Vorfreude vieler auf die Bundesliga ist damit ein Stück weit zunichte gemacht worden, das frisch polierte Image des VfL schon wieder beschädigt.