Bochum. Der Medican-Prozess in Bochum geht weiter: Ein Zeuge sprach nun vom chaotischsten Laden, den er kennengelernt hat. Dafür gebe es einen Grund.

Im Medican-Prozess vor dem Landgericht Bochum bleibt weiterhin vieles unklar: Der Corona-Teststellenbetreiber soll fast eine Million Tests zu viel abgerechnet haben, zu überhöhten Konditionen. Am Mittwoch kamen vor der sechsten Wirtschaftskammer weitere Zeugen zu Wort. Viel Licht ins Dunkle brachten die Befragungen aber nicht.

Zeuge spricht von großem Chaos bei Medican in Bochum

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„Medican ist der chaotischste Laden, den ich je kennengelernt habe“, sagte ein 40-jähriger Kommunikationselektroniker aus, dessen Unternehmen die Teststellen beispielsweise mit Laptops, Druckern oder Routern ausstattete. Dass so viel Chaos herrschte, schob der Mann aus dem Rhein-Sieg-Kreis auf das exponentielle Wachstum von Medican.

Immer wieder geht es in dem Prozess vor dem Landgericht darum, wie viele Tests am WTC in Wattenscheid gelagert wurden. „Es war unglaublich viel Warenbestand da, das habe ich gesehen“, sagt dazu der 40-Jährige.

„Vater hatte alle Fäden in der Hand“

Im Prozess angeklagt sind Vater (48) und sein Sohn (26), als Geschäftsführer der Medican. Dem 48-Jährigen wird gewerbsmäßiger Betrug, dem 26-Jährigen Beihilfe zur Last gelegt. Auch beim Prozesstag am Mittwoch wurde wieder deutlich: „Wie im sonstigen Leben auch, hatte der Vater alle Fäden in der Hand“, sagte ein 23-Jähriger aus, der sich bei Medican hauptsächlich um die Gestaltung der Internetseiten gekümmert hat, über die Kundinnen und Kunden Tests buchen konnten.

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Am Rande des Prozesses teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass bei zwei ehemaligen Medican-Mitarbeitenden Durchsuchungen stattgefunden haben. „Wir gehen ganz fest von einer Falschaussage der Zeugin aus“, sagte zudem Richter Michael Rehaag. Genauer geht es dabei um die Lieferung einer großen Menge Corona-Tests. Die 27-jährige Zeugin beteuerte Ende Februar einen bestimmten Lieferzeitpunkt, soll möglicherweise bewusst ein falsches Datum angegeben haben.

Noch 20 weitere Verhandlungstage stehen im Kalender, bis zum 18. Juli soll der Prozess vor dem Landgericht dauern.