Bochum. Die Situation in der Ukraine beschäftigt Bochums Kinder. Manche Grundschüler haben schon die Frage gestellt, ob nun der dritte Weltkrieg kommt.
„Die Kinder fragen: Kommt jetzt der dritte Weltkrieg?“, schildert Claudia Drees, Lehrerin an der Grundschule in Bochum-Laer. Der Krieg ist der Ukraine beschäftigt viele junge Bochumerinnen und Bochumer sehr, auch Grundschülerinnen und Grundschüler bekommen schon unglaublich viel mit. Das bestätigen Schulleitungen.
Ukraine-Krieg: Lehrkräfte in Bochum wollen Kinder die Angst nehmen
Von selbst hätten ihre Schüler sie auf den Krieg in der Ukraine angesprochen, berichtet Claudia Drees – besonders die Dritt- und Viertklässler. Doch was antwortet man auf Fragen der Kinder, auf die man selbst keine Antwort weiß? „Wir haben uns im Kollegium geeinigt, dass wir unsere Angst den Kindern nicht mitteilen, gleichzeitig aber Anteilnahme zeigen“, so die Pädagogin. So versuchen die Grundschullehrerinnen und -lehrer, Ängste zu nehmen.
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Selbst die jüngsten Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse, die gerade mal sechs oder sieben Jahre alt sind, bekommen mit, was aktuell in Europa passiert. „Die Kinder können mit dem Wort Krieg noch nichts anfangen“, so Drees. So habe sie den Krieg kindgerecht als riesigen Streit zwischen zwei Ländern erklärt. Gleichzeitig ist ihr wichtig, den Mädchen und Jungen zu zeigen, dass ihre Angst in der Grundschule Raum hat – es immer jemanden gibt, der zuhört.
Viele Schulen in Bochum setzen ein Zeichen
Wie viele andere Grund- und weiterführende Schulen in Bochum setzen die Grundschüler aus Laer in der Vergangenheit ein Zeichen. Sie malten Peace-Zeichen, die nun in den Fenstern hängen, zudem fand eine große Sachspendenaktion statt.
„Sie kriegen auf jeden Fall mit, was los ist“, verdeutlicht auch Anja Stauch, stellvertretende Schulleiterin der Frauenlobschule auf die Frage, wie ihre Schülerinnen und Schüler mit der Situation in der Ukraine umgehen. Und so wird diese auch hier in der Schule thematisiert, vor allem dann, wenn Fragen aufkommen. Denn auch zu Hause bekommen viele Kinder mit, dass in der Ukraine Krieg herrscht.
„Wir wollen verhindern, dass Ängste entstehen“, so Stauch. Wichtig sei es dem Kollegium, deutlich zu machen, dass auch die russischen Kinder und deren Eltern nichts für die aktuelle Situation können. Genau wie die Tatsache, dass der Ukraine geholfen werden muss. Deshalb wurden auch an der Frauenlobschule Pakete gepackt und andere Zeichen gesetzt, um Solidarität auszudrücken.
„Es ist zu erwarten, dass die Kinder damit konfrontiert werden“
Wichtig sei es, eine Balance zu schaffen – aus Sicherheit und Normalität, so Paul Roos, Leiter der Lina-Morgenstern-Schule. „Wir haben uns darauf verständigt, sehr sensibel zu reagieren, wenn die Kinder das Thema beschäftigt oder sie verstört sind“, erklärt er. Dafür gibt es Material vom Bildungsministerium, das hilft, in kindgerechter Form zu erklären.
Ukraine-Krieg: Tipps für Eltern
Die Nachrichten, die uns in diesen Tagen aus der Ukraine erreichen, machen traurig, ängstlich und wütend - nicht nur Erwachsene. Ane Lemche, Psychologin bei Save the Children, gibt Tipps, wie Eltern oder Lehrkräfte Gespräche mit Kindern führen können.
„Geben Sie Kindern den Raum, Ihnen zu erzählen, was sie gesehen und gehört haben und wie sie sich dabei fühlen. Lassen Sie sie Fragen stellen. Kinder haben sich vielleicht ein ganz anderes Bild von der Situation gemacht als wir Erwachsenen“, rät Psychologin Lemche.
Das Gespräch sollte dabei dem Alter der Kinder entsprechen. Jüngeren Kindern reiche es vielleicht, wenn sie verstehen, dass sich Länder manchmal streiten. Ältere begreifen eher, was Krieg bedeutet und welche Gefahren er birgt, sind aber genau deshalb häufig noch besorgter.
Kinder sollten zudem erinnert werden, dass sie sich nicht schuldig fühlen müssen – und Dinge tun dürfen, die sie glücklich machen. Außerdem könne es helfen, wenn Kinder selbst helfen und unterstützen können – zum Beispiel durch die Organisation von Spendenaktionen oder durch das Malen von Plakaten, die zum Frieden aufrufen.
Man spreche darüber, dass die Situation gerade schlimm ist, dass viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen. „Es ist zu erwarten, dass die Kinder damit konfrontiert werden“, so Roos. Nämlich dann, wenn ukrainische Kinder in den Bochumer Klassen sitzen. Um die Ursache des Kriegs geht es hingegen nicht im Unterricht. „Das ist in der Grundschule nicht leistbar“, so der Schulleiter. Er habe das Gefühl, dass die Kinder nach zwei Jahren Corona-Pandemie ein Talent entwickelt haben, Dinge auszublenden, sich nicht umhauen zu lassen.
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Besonders belastend sei die aktuelle Situation sowohl für Menschen mit ukrainischen Wurzeln, als auch für diejenigen, die selbst eine Fluchterfahrung haben, verdeutlicht Dirk Sälzer, Leiter der Grundschule An der Maarbrücke. „Wir gehen da sehr behutsam vor“, erklärt der Schulleiter. Auch die Kinder und Erwachsenen an seiner Grundschule bewegt der Krieg in der Ukraine sehr, er wird thematisiert – je nach Klasse in unterschiedlicher Art und Weise.
Schulen bieten Unterstützung und Halt in einer schwierigen Zeit
Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, desto mehr verstehen sie auch, was der Krieg in der Ukraine bedeutet. Und so ist er auch Themen an den weiterführenden Schulen in Bochum, die in den vergangenen Tagen zahlreiche Hilfs- und Solidaritätsaktionen gestartet haben. „Der Krieg in der Ukraine beschäftigt auch unsere Schulgemeinschaft intensiv“, heißt es beispielsweise von der Maria-Sibylla-Merian-Schule. Im Unterricht setzen sich die Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler mit den aktuellen Ereignissen und Entwicklungen im Unterricht auseinander. „Darüber hinaus bieten wir Unterstützung und Halt in dieser schwierigen Zeit.“