Bochum. Die IHK Mittleres Ruhrgebiet hat einen neuen Präsidenten: Philipp Böhme. Der 47-jährige Bochumer steht vor einigen Herausforderungen.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet hat einen neuen Präsidenten. Philipp Böhme folgt auf den Wittener Unternehmer Wilfried Neuhaus-Galladé, der die Kammer in den vergangenen fünf Jahren geleitet hat. Sein Nachfolger ist Inhaber des Inkassodienstleisters Creditreform Bochum und womöglich der jüngste Präsident, den die IHK Mittleres Ruhrgebiet je hatte.
Ehrenamt ist für neuen Präsidenten Ehrensache
„So jung auch nicht mehr“, sagt der 47-Jährige und verweist auf seine mittlerweile beinahe 20-jährige Verbindung zur IHK. Die sei für den gebürtigen Ostwestfalen damals die erste Anlaufstelle in Bochum gewesen. Über die Wirtschaftsjunioren, die AG Mittelstand, die Mitgliedschaft in der Vollversammlung und schließlich die Zugehörigkeit zum Präsidium hat er zahlreiche Facetten der Organisation kennengelernt und fühlt sich gewappnet für die neue Aufgabe: „Ich mache das gerne“, so Böhme. Ehrenamt ist für ihn Ehrensache.
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Gleichwohl räumt der Unternehmer ein: „Ja, wir stehen vor einigen Herausforderungen.“ Zum einen die, die jede der 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland habe, allen voran das Thema „Ausbildung und Fachkräfte“, außerdem die Interessensvertretung sowie die Bereitstellung eines Netzwerks und die Beratung der Unternehmen. Aber es gibt auch hausgemachte Probleme. Böhme verhehlt nicht, dass es nach der vom früheren IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik betriebenen Radikalreform der IHK einige Korrekturen bedarf: im Prüfungswesen etwa und bei der Mitarbeiterführung. Auch müsse die Kammer nach seiner Überzeugung wieder präsenter in der Öffentlichkeit werden und stärker mit Politik und Verwaltungen in Debatten eintreten. Das sei in den vergangenen Jahren – auch vor Corona – zu kurz gekommen.
Neue Zentrale ist schon vor Baubeginn eine Baustelle
Auch der Neubau der IHK-Zentrale am Westpark im Bochum erweist sich als große Baustelle, lange bevor der Bau tatsächlich begonnen hat. In Sachen Wirtschaftlichkeit habe korrigiert werden müssen. Zur Finanzierung stehen Rücklagen und der Verkaufserlös des Bestandsgebäudes am Ostring zur Verfügung. Weitere Kosten sollten die Mitglieder nicht stemmen müssen. „Man kann nicht jeder Fantasie und jedem Wunsch freien Lauf lassen“, so Böhme. Er nennt ein Beispiel: Eine Dachterrasse werde das Gebäude nicht bekommen. Er geht davon aus, dass die Pläne für die künftige Zentrale, das „Haus der Wirtschaft“, im Sommer vorgestellt werden können.
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Mit Böhme hat die IHK-Vollversammlung, das oberste Gremium der Wirtschaftsorganisation, einmal mehr ein bisheriges Präsidiumsmitglied an die Spitze gewählt. 45 der 53 stimmberechtigten Mitglieder haben dem neuen Präsidenten bei der konstituierenden Sitzung in der Henrichshütte Hattingen ihre Stimme gegeben; je vier stimmten mit „Nein“ oder enthielten sich. Insgesamt hat die Vollversammlung 69 Mitglieder.
Fünf neue Präsidiumsmitglieder
Zum Teil neu besetzt ist das IHK-Präsidium. Die Mannschaft an der Spitze ist jünger und weiblicher geworden. Ihr gehören weiterhin Modehändler Andor Baltz (Bochum), Henrich Kleyboldt (Herne) und Christoph Schäfer (Hattingen) an. Neu im Gremium sind Bernadetta Brandenburg (LBS Bochum), Andreas Lüning (G Data Bochum), Christina Philipps (Bochum), Camilla Urbanczyk (Clipmode Witten) und Michael Vogelsang (Volksbank Hattingen).
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Überhaupt wird bei der Kammer vieles auf „Anfang“ gestellt. Denn auch der Hauptgeschäftsführer ist erst seit kurzer Zeit im Amt. Michael Bergmann hat im November die Nachfolger für Eric Weik angetreten, der sechs Jahre lang als Hauptgeschäftsführer die Geschicke der Kammer gelenkt, sie neu organisiert und positioniert, dann aber überraschend seien Abschied genommen hat. Die Bestellung Bergmanns zum Hauptgeschäftsführer sei, so Böhme, eine wichtige Weichenstellung gewesen. Er stehe „für Verlässlichkeit, Orientierung und Sicherheit. Gerade in diesen Zeiten zentrale, unabdingbare Werte – auch für die Zukunft der IHK.“
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Scheidender Präsident rät zur Einmischung
Der scheidende IHK-Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé mahnte die neue Vollversammlung: „Nehmen Sie nicht alles hin. Nutzen Sie die Möglichkeit des Austausches, diskutieren Sie. Auch wir haben viel diskutiert – immerhin ist man nicht immer einer Meinung und es hängt viel von diesen Entscheidungen ab. Am Ende sind wir uns aber immer einig geworden. Am Ende ist es immer gut geworden.“