Bochum. Michael Bergmann ist neuer Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Er nimmt einen Teil der Reformen seines Vorgängers zurück.

Wie erwartet hat die IHK Mittleres Ruhrgebiet den bisher kommissarisch tätigen Chef Michael Bergmann zum neuen Hauptgeschäftsführer bestellt. Der 56-jährige Hattinger kündigt an, einen Teil des radikalen Reformprozesses der vergangenen Jahre wieder zurückzunehmen.

Massive Schwierigkeiten bei den Prüfungen

„Das ist keine grundsätzliche Abkehr von dem Weg, den ich auch mit eingeschlagen habe“, so Bergmann. Aber nach einigen Jahre müsse man einen kritischen Blick auf die neuen Strukturen werfen „und man muss ehrlich genug sein, wenn etwas schief gelaufen ist.“ Und das sei bei den Prüfungen der Fall. „Da ist es zu massiven Schwierigkeiten gekommen und das werde ich als Erstes revidieren“, so Bergmann. Zumindest in diesem Bereich werde es eine Rückkehr zur früheren Struktur geben, um organisatorisch besser aufgestellt zu sein und für mehr Rechtssicherheit zu sorgen.

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Das indes, so versichert er, sei keine Absage an die mittlerweile agile Organisationsform, die die früher starren Strukturen abgelöst haben. „Ich freue mich sehr darauf, die eingeschlagene Richtung zu verstetigen und auch neue Schwerpunkte zu setzen“, so der Jurist, der seit 25 Jahren bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet arbeitet. „Ich möchte, dass unsere IHK ein noch lebendigeres Netzwerk mit viel Raum für Austausch für Unternehmerinnen und Unternehmer wird. Dafür werden wir mit unserem Ehrenamt in einen Strategieprozess einsteigen, der die IHK als fachlichen Sparringspartner für die Unternehmen stärken wird.“

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IHK bleibt nun doch Mitglied im Dachverband

Bergmann folgt auf Eric Weik, der sechs Jahre lang als Hauptgeschäftsführer die Geschicke der Kammer gelenkt hat und der Anfang November überraschend seinen Abschied genommen hat. Aus Unternehmerkreisen ist zu hören, dass sich die Kammer unter seiner Ägide zunehmend von ihren Mitgliedern und den ursprünglichen Aufgaben entfernt habe. Auch da wird sein Nachfolger wohl Korrekturbedarf sehen. Sein Credo: „Die IHK Mittleres Ruhrgebiet ist verlässlich und mit klarem Kurs.“

Neubau ohne Kreditaufnahme und Beitragserhöhung

Der neue IHK-Chef wird nicht nur organisatorisch auf mehreren Baustellen tätig sein. Er kümmert sich mit seinem Team auch um den künftigen Sitz der Kammer in einem Neubau am Westpark in Bochum und um den Verkauf der Bestandsimmobilie.

„Es wird keine Kreditaufnahme und keine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für den Neubau geben“, versichert Michael Bergmann. Das Budget für den Neubau werde gebildet aus schon vorgenommenen Rückstellungen und aus dem Verkaufserlös für das Bestandsgebäude und das Grundstück am Ostring. Anfang 2022 beginne das Verkaufsverfahren, im Sommer soll es beendet sein.

Dann sei auch der aktuell laufende Ausschreibungsprozess für den Neubau beendet. Fünf Bieter werden ihre Vorschläge unterbreiten. Der Sieger aus dem Verfahren werde als Totalunternehmer sowohl die Planung als auch den Bau übernehmen. Das, so Bergmann, spare Zeit und Kosten.

Die IHK wird in dem Verfahren von einem Beratungsunternehmen begleitet. Dessen Prognose: Wenn alles glatt läuft, könnte der Umzug vom alten zum neuen Standort im dritten Quartal 2024 erfolgen. Bergmann: „Ein gesichertes Datum gibt es aber noch nicht.“

Das gilt auch für die Kammer-Struktur insgesamt. Unter seinem Vorgänger hatte die IHK Mittleres Ruhrgebiet Ende 2020 ihre Mitgliedschaft in der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gekündigt und damit, das räumt Bergmann ein, für große Verstimmungen in der IHK-Familie gesorgt. „Wir waren das schwarze Schaf.“

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Neuer Chef ist ein erfahrener IHK-Fachmann

Und das kehrt nun – um im Bilde zu bleiben – in die Familie zurück. Das indes nicht nur aus einer wie auch immer zustande gekommenen Einsicht, sondern auch per Gesetz. Denn: So wie alle 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland ist nun auch die Dachorganisation DIHK, die bis dato als Verein organisiert war, eine Körperschaft. Jede einzelne Kammer ist nur zur Mitgliedschaft verpflichtet.

Mit der Pflichtmitgliedschaft allein sei es allerdings nicht getan, heißt es im IHK-Sitz am Ostring in Bochum. Es hätten auch zahlreiche Gespräche gegeben, nachdem die IHK Mittleres Ruhrgebiet aber wieder „wohlwollend aufgenommen“ worden sei.

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Mit Michael Bergmann setzt die IHK wieder auf „einen erfahrenen IHK-Fachmann“, so Präsident Wilfried Neuhaus-Galladé. Er habe zuvor als stellvertretender Hauptgeschäftsführer „den Modernisierungsprozess maßgeblich vorangetrieben, verfügt über ausgezeichnete Netzwerke in der IHK-Organisation und durch seine mehr als 25-jährige Tätigkeit als Führungspersönlichkeit der IHK über enge Verbindungen in die regionale Wirtschaft und Politik.“ Die Findungskommission und das Präsidium hatten sich einstimmig für ihn ausgesprochen. Die Vollversammlung, das IHK-Parlament von 30.000 Unternehmen in Bochum, Herne, Witten und Hattingen, folgte diesem Vorschlag.