Bochum. Neben Kaffeebechern, Taschentüchern und Trinkpaketen vermüllen immer mehr Corona-Masken die Umwelt in Bochum. Das ist auch gefährlich.

Sie sind inzwischen Teil des Stadtbildes geworden: Kaum einen Spaziergang kann man mehr durch Bochum machen, ohne auf dem Weg einer Corona-Schutzmaske zu begegnen. Nicht dort, wo sie hingehören - nämlich auf Mund und Nase sitzend -, sondern auf dem Boden, der Wiese, der Natur - achtlos weggeworfen.

Auch dem Umweltservice Bochum (USB) ist aufgefallen, dass sich der Straßenkehricht verändert hat. "Vor Pandemiebeginn hat man solche Masken nicht darin gefunden. Seit zwei Jahren gehören sie nun leider dazu, wie auch weggeworfene Verpackungen, To-Go-Becher, oder liegengelassener Hundekot", sagt Pressesprecher Jörn Denhard.

Nabu: Corona-Masken sind Gefahr für Vögel

Während die Masken für die USB-Mitarbeiter keine besondere Herausforderungen darstellen, können sie für Umwelt und Tiere gefährlich werden. Denn die Masken, die aus langlebigem Plastik bestehen, sorgen auch für mehr Mikroplastik.

"Bislang sind uns keine Vorkommnisse bekannt, bei denen Wildtiere verletzt wurden. Allerdings könnten gerade Vögel die Masken zum Nestbau verwenden und sich in Gummis oder Drähten verfangen", sagt Matthias Krisch vom Bochumer Naturschutzbund (Nabu). Die Gummibänder könnten sich beispielsweise um den Hals oder die Füße der Tiere verwickeln.

Bochum: Keine Vorfälle bei Tierärzten

"Die Gefahr ist weniger, dass die Tiere die Masken fressen, als vielmehr, dass sie sich dadurch verletzen", so Krisch. Am Kemnader See habe er bereits eine Ente beobachtet, die mit einer Angelschnur durch die Gegend geflogen sei.

Auch in Bochumer Tierarztpraxen verzeichnet man bislang keine Fälle von Tieren, die durch Masken in Gefahr gerieten - etwa, weil ein Hund eine Maske gefressen habe. "Bisher hatten wir keinen Fall dieser Art und erwarten deshalb auch in Zukunft eher keine Probleme damit", teilt beispielsweise die Kleintierpraxis "Baade und Weber" in Weitmar Mark mit.

Masken verschmutzen Umwelt in Bochum

Ein ähnliches Bild bei "Tiere in Not" in Bochum: "Uns ist so etwas nicht gemeldet worden", sagt Geschäftsführer Gerhard Kipper. Man sei spezialisiert auf Katzen und die interessierten sich gar nicht für Masken. "Katzen gehen da nicht dran, mit Futter wird eine Maske nicht verwechselt. Trotzdem ist das Wegschmeißen natürlich absolut nicht in Ordnung und bleibt klassische Umweltverschmutzung", sagt Kipper.

Das heißt auch: Selbst, wenn die Bochumer Tiere nicht in Gefahr sind, können andere Tiere am Ende die Leidtragenden sein. Ein britisches Forschungsteam hat das in elf Ländern untersucht und darüber in der Fachzeitschrift "Nature Sustainability" geschrieben.

Corona-Masken sind Restmüll

Von März bis Oktober 2020 stieg die Zahl der nicht ordnungsgemäß entsorgten Masken demnach um das 84-Fache an. Spitzenreiter war Großbritannien. Das langlebige Plastik kann sich in der Umwelt Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte halten. Die Folge: Mikroplastik kann in Erde und Wasser gelangen, im Meer können sich Fische und Schildkröten daran verschlucken.

"Masken sollten nach Gebrauch als Restmüll behandelt werden", erklärt USB-Sprecher Denhard deshalb noch einmal. Zu Hause gehörten sie in die graue Restmülltonne oder unterwegs in einen Papierkorb. "Am besten zusätzlich verpackt in einer Plastiktüte", rät Denhard. Über die Restmüll-Entsorgung würden die Masken in Müllverbrennungsanlage verbrannt, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen könne.

Bochum: Fremde Corona-Masken nicht anfassen

Beim Bochumer "Arbeitskreis Umwelt" (Aku) wäre man generell zu einer Müllsammelaktion bereit, fürchtet aber eine Ansteckung durch Masken. "Ich fürchte, da helfen nur härtere Strafen für solche, die Müll einfach in die Natur werfen", sagt Ingo Franke. Um Ansteckungen zu vermeiden, rät die "USB Bochum GmbH" dringend: "Masken nie direkt anfassen. Am besten Handschuhe oder Zangen benutzen", so Denhard.

Als stadtweite Aktion fällt der Frühjahrsputz in diesem Jahr aus. "Aber trotzdem kann man fast das ganze Jahr wie gewohnt individuelle Stadtputz-Aktionen anmelden", erinnert Denhard. Dann würden vom USB Zangen, Handschuhe, Warnwesten und Abfallsäcke zur Verfügung gestellt.

Stadtputz-Aktion anmelden

Individuelle Stadtputzaktionen etwa als Familie, Freundeskreis oder auch als Schule, Kita oder Verein können online angemeldet werden unter: www.usb-bochum.de/stadtputz/

Die Teilnehmerzahl ist auf 10 begrenzt. Die gesammelten Abfälle werden dann vom USB an einem verabredeten Punkt abgeholt.

In den vergangenen Jahren haben sich regelmäßig über 8000 Bochumer an der Aktion beteiligt.