Bochum-Querenburg. Einen wichtigen Brief konnte Bettina Dilger nicht mehr abgeben, weil die Briefkästen im Bochumer Unicenter überquollen. Was die Post dazu sagt.
Es war ein wichtiger Brief, den Bettina Dilger Anfang Februar im Unicenter in den Briefkasten werfen wollte. Gerichtet war er an die Knappschaft, es ging um das Pflegegeld ihrer Mutter. Umso größer war deshalb der Ärger, als Dilger den Briefkasten vor der ehemaligen Postfiliale nahe "Rossmann" erreichte: Der war nämlich schon voll bis oben hin.
"Der Briefkasten quoll total über, ich hätte dutzende Briefumschläge aus jeder Einwurfklappe ziehen können", ärgert sie sich. Wie ein überfüllter Altpapiercontainer sei er bis unters Dach mit Briefen vollgestopft gewesen. "Und das war bei beiden Briefkästen, die dort aufgestellt sind, der Fall", betont die Bochumerin.
Leerung soll täglich sein
Laut Beschriftung des Briefkastens soll die Leerung täglich um 17.30 Uhr erfolgen. Dilger war um 20.15 Uhr vor Ort. "Deshalb gehe ich davon aus, dass die ganze Woche keine Abholung erfolgt ist", sagt sie. Sonst hätten tausende von Briefeschreibern in weniger als drei Stunden diese Briefkästen in Rekordgeschwindigkeit vollstopfen müssen, so Dilger.
Das hält sie allerdings für äußerst unwahrscheinlich: "Seit dem Umzug von Netto herrscht in dieser Ecke vom Unicenter tote Hose, und und die mehr als dürftige Beleuchtung ist auch nicht gerade einladend", kritisiert sie. Für Dilger passt das ins Bild: Das Unicenter nimmt sie nämlich als "stark vernachlässigt" wahr - auf mehreren Ebenen.
Versetzen der Briefkästen
"Der Zustand des Unicenters wird mit dem ganzen Leerstand immer schlimmer. Für manche Menschen sind das richtige Angsträume", sagt sie. Die Briefkästen seien äußerst versteckt gelegen, müssten aus ihrer Sicht an anderen Stellen platziert werden.
"Sie liegen in einem Bereich des Leerstands. Der Briefmarkenautomat funktionierte außerdem monatelang nicht und ist nun verschwunden", ergänzt Dilger. Sie kennt das Unicenter von Kindesbeinen an, beobachtet nun nach und nach immer mehr Leerstände. "Bäcker, Reinigung, Supermarkt, Postbank, Fotoladen - alles weg", klagt sie.
Bochumerin: "Falle für wichtige Post"
Auch der Servicebereich der Sparkasse habe unter einem gesprengten Geldautomaten gelitten. An jenem Abend Anfang Februar suchte sich Dilger einen anderen Briefkasten, nahm dafür einen Umweg in Kauf.
Ihre Quintessenz: "Die Portoerhöhung bringt uns auch nicht mehr Service, wenn bestehende Briefkästen nicht mehr bedient oder von den Abholdiensten vergessen werden." Sei irgendwo kein Briefkasten vorhanden, sei klar, dass man einen suchen müsse. "Aber wenn der vorhandene Kasten nicht geleert wird, ist er eine Falle für wichtige Post", betont Dilger.
Post hat eine Erklärung
Ist dem so? Bei der Post betont Pressesprecher Rainer Ernzer: "Der Briefkasten wird fast täglich von einer Firma genutzt, welche vorher ihre Sendungen bei der Filiale abgegeben hat." Die Sendungsmenge, die die Firma einliefere, sei leider oft über der Kapazität der Briefkästen. Vergessen worden sind die Briefkästen also nicht. "Wir haben Verbindung mit der Firma aufgenommen und suchen nach einer Lösung", so Ernzer.
Der Kastenleerungsfahrer habe die Post ebenfalls schon auf die Problematik hingewiesen. "Er hat auch schon zusätzliche Leerungen vorgenommen", beteuert der Sprecher. Die Gefahr, dass Briefe auf diesem Weg verloren gehen, sieht nämlich auch die Post. "Deshalb suchen wir auch nach einer Lösung", betont der Sprecher erneut.
Anregung wird geprüft
Ein Versetzen der Briefkästen in einen belebteren Bereich des Unicenters, wie Dilger es angeregt hatte, wird laut Information des Pressesprechers geprüft. Eine Neuaufstellung des Briefmarkenautomaten hingegen nicht.
"Es gibt keine neuen Briefmarkenautomaten mehr. Briefmarkenautomaten sind auslaufend, sie werden kaum noch genutzt", sagt Ernzer. Die Kunden würden zunehmend Alternativen wie Handyporto oder Internetmarken nutzen. Wenn Kunden wie Bettina Dilger einen überlaufenden Briefkasten entdecken, bittet die Post um Meldung, um eine Sonderleerung vorzunehmen. Die Kontaktdaten dazu finden sich in der Infobox.
Briefkästen finden
Bei überlaufenden Briefkästen kann eine Meldung über das Kundentelefon der Post erfolgen. Der Kundenservice ist erreichbar unter 0228 4333112.
Hat man selbst nicht mehr die Möglichkeit, seine Sendung in den Briefkasten einzuwerfen, kann man sich über www.postfinder.de den nächsten, alternativen Briefkasten suchen.
Im Fall des Unicenters ist dieser fußläufig an der Ruhr-Universität gelegen.