Bochum-Werne. Kurt Mittag wird seit Ende November nur unregelmäßig Post nach Bochum-Werne zugestellt. Die Post reagiert, doch es gibt einen seltsamen Vorfall.

Kurt Mittag ausBochum-Werne hat in letzter Zeit ziemlich lange warten müssen. Und als das Warten vorbei war, hat er sich ärgern müssen. Grund dafür: Seine Post kam nur unregelmäßig und mit großer Verzögerung – Fristen waren da teilweise versäumt. Denn Mittag ist Rechtsanwalt und bei Angelegenheiten wie Bußgeldbescheiden und Bearbeitungsfristen auf pünktliche Zustellung angewiesen.

„Gerade erst kam ein Brief vom Jugendamt mit einer Erledigungsfrist für morgen. Jetzt stehe ich unter Zeitdruck“, sagt Mittag. Abgeschickt wurde der Brief allerdings bereits fünf Tage zuvor. Mittag hat über Verspätungsfälle wie diesen Liste geführt. „Die Unregelmäßigkeiten kommen seit Ende November vor“, sagt er und gibt Beispiele: „Am 4. Dezember kam Post mit Poststempel vom 26. November und am 10. Dezember kam Post, die am 2. Dezember verschickt wurde.“ An mehreren Tagen sei gar keine Post gekommen.

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„Im Bereich Rüpings-, Anemonen- und Mohnweg, Hel- und Rüsingstraße und weiteren Straßen in diesem Gebiet erfolgt die Postzustellung meistens nur noch am Dienstag in den späten Nachmittagsstunden und in der Nacht von Freitag auf Samstag oder in der Nacht von Samstag auf Sonntag“, sagt Kurt Mittag.

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Über die Post vertriebene Werbung komme gar nicht mehr an. „Zeitschriften und Zeitungen, die über die Post vertrieben werden, treffen im Vergleich zu den früher üblichen Zustellterminen erst mit Verspätungen von 3 bis 10 Tagen ein. So erfährt man dann im Nachhinein, welche Termine für die vergangene Woche angekündigt waren“, ärgert sich der Rechtsanwalt. Die Problematik hätten ihm mehrere Anwohner bestätigt.

Post, die an Kurt Mittag zu spät zugestellt wurde, (Detailnbild) am Dienstag, 15. Dezember 2020 Alexa Kuszlik / FUNKE Foto Services
Post, die an Kurt Mittag zu spät zugestellt wurde, (Detailnbild) am Dienstag, 15. Dezember 2020 Alexa Kuszlik / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Mittag hat sich an die Post gewandt. Reaktion: Bislang keine. „Ich habe einen Briefzusteller auf die Unregelmäßigkeiten angesprochen“, sagt Mittag. Dieser habe ihm erklärt, dass der Zustellbezirk in Werne viel zu groß sei, sodass die Zusteller die Post nicht während der bezahlten Arbeitszeit überall zustellen können. Oft sei es so, dass spät abends viel Post noch nicht zugestellt sei. „Einige Kollegen würden dann irgendwann Schluss machen und die Post wird nicht zugestellt, so dass die Straßenzüge am Ende der Tour an diesem Tag ohne Post bleiben“, sagt Mittag.

Post bestätigt Problem bei der Zustellung in Bochum-Werne

Zwar würde in den Folgetagen versucht, diese liegen gebliebene Post neben der laufenden Post zuzustellen. Das gelinge jedoch nicht immer, sodass die Mengen an nicht zugestellter Post immer größer würden. „Laut dem Zusteller, der anonym bleiben möchte, versucht die Post mit zu wenig Personal die Postzustellung zu bewerkstelligen. Wenn dann noch Zusteller krank würden oder in Corona-Quarantäne müssen, breche das System mehr oder weniger zusammen“, sagt Mittag.

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So bestätigen möchte die Post das natürlich nicht. Pressesprecher Rainer Ernzer gibt aber zu: „Es ist tatsächlich zu Verzögerungen gekommen, denn wir haben für den Bereich deutlich mehr Krankheitsfälle als üblich gehabt und konnten die Ausfälle leider nicht vollständig ausgleichen.“ Dass die Uhrzeiten der Zustellung unterschiedlich seien und teilweise abends ausgeliefert würde, sei aber der Coronakrise geschuldet.

„Einwurftag + 1“

Die Brieflaufzeit in Deutschland beträgt im Inland auf dem Festland „Einwurftag + 1 Werktag“. 95 Prozent der Briefe kommen bei Zustellung mit der Deutschen Post am nächsten Werktag beim Empfänger an – sagt das Unternehmen.

Aufgrund der Corona-Pandemie komme es derzeit zu Laufzeitverzögerungen in einzelne internationale Zielländer. Gründe sind etwa Grenzkontrollen, der Wegfall von Flugverbindungen und auch Corona-Schutzmaßnahmen.

„Wir stellen aktuell in mehreren Wellen zu, damit weniger Kollegen auf einem Zustellraum zusammen sind“, erklärt Ernzer. Für Mittag hat er gute Nachrichten: „Seit dieser Woche ist alles wieder vernünftig besetzt und aufgearbeitet. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten.“ Ernzer erinnert jedoch daran, dass normale Briefsendungen nicht laufzeitgebunden und -garantiert sind. Es gäbe also keine Regressansprüche gegen die Post. „Wenn man etwa bei der Stadt aber anführt, dass Verzögerungen der Post geschuldet sind, wird meist mit Verständnis reagiert“, ergänzt Ernzer.

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Kurt Mittag darf also auf Besserung hoffen. Seine Frau habe noch eine seltsame Beobachtung gemacht, berichtet er: „Heute ist ein zivil gekleideter Mann in einem PKW vorgefahren und hat bei mir und im gesamten Straßenzug Post zugestellt“, sagt Mittag. Das Auto habe ein Bonner Kennzeichen gehabt. Dort sitzt die Konzernzentrale der Deutschen Post.

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