Bochum. Die Reisenden im Bochumer Hauptbahnhof müssen fortan auf einen Briefkasten verzichten. Post und Bahn geben sich gegenseitig die Schuld.

Verschmutzte Toiletten, Aufzüge, die monatelang defekt sind, und Beschwerden über mangelndes Auskunfts- und Aufsichtspersonal: Der Service am Hauptbahnhof lässt für viele Reisende zu wünschen übrig. Nun gibt es neuen Ärger: Seit über einer Woche sind der Briefkasten und der Briefmarken-Automat verschwunden. Die Bahn weist der Post die Schuld zu. Die reicht den schwarzen Peter zurück.

Jürgen Hoppe schreibt „gerne und viele Briefe“. Als langjähriger Pendler nutzte er häufig den Briefkasten im Hauptbahnhof. Umso erstaunter war der WAZ-Leser, als er vergangene Woche entdeckte: Der gelbe Kasten im seitlichen Eingangsbereich ist fort. Abmontiert. Ohne jeden Hinweis für Kunden.

Probleme mit der Technik

Jürgen Hoppe tat, was er so gerne tut. Er schrieb einen Brief an die Deutsche Post. Darin vermutet er, dass der alte Kasten demnächst einem „wunderschönen“ neuen Kasten Platz machen werde. Ein so großer Bahnhof ohne Post-Service: Das sei doch kaum denkbar.

Jürgen Hoppe irrt.

„Es ist richtig, dass wir den Briefkasten entfernt haben. Allerdings nicht, weil wir das so wollten, sondern weil die Bahn das ausdrücklich verlangt hat“, erklärt Post-Sprecher Rainer Erzner auf Anfrage der WAZ. Warum die Bahn den Briefkasten nicht mehr haben wollte? „Das ist uns nicht bekannt.“

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Dirk Pohlmann kennt die Antwort. „Es ist richtig, dass wir die Post um den Rückbau gebeten haben“, bestätigt der Bahn-Sprecher. Warum? „Weil es in Bochum immer wieder zu Querelen wegen des Briefmarken-Automaten kam. Der war monatelang defekt, wurde nicht repariert. Es gab regelmäßig Beschwerden unserer Kunden.“ Deshalb habe die Bahn handeln müssen, zumal es – anders als bei den anderen Dienstleistern im Hauptbahnhof – „keinerlei vertragliche Grundlage mit der Deutschen Post gibt. Das ist alles aus der alten Tradition von Bundesbahn und Bundespost entstanden“.

Für Bahn ist der Zug abgefahren

Für die Bahn ist der Zug abgefahren. „Es ist nicht vorgesehen, einen neuen Briefkasten im Bahnhof anzubringen“, teilt Sprecher Pohlmann mit. Immerhin könnte die Post aber alsbald unweit des Bahnhofs abgehen, stellt Post-Sprecher Erzner in Aussicht. „Wir sind in Gesprächen mit der Stadt über ein Grundstück in direkter Nähe. Wenn alles gut geht, wird dort noch im November ein Briefkasten aufgestellt.“

Einig sind sich Post und Bahn in einer Einschätzung: Ein so bedeutender Hauptbahnhof (täglich über 60 000 Reisende) ohne Briefkasten sei „schlecht für die Kunden“.

Zumindest hier dürfte WAZ-Leser Jürgen Hoppe zustimmen.