Bochum. Gestoppt hat der Bund die Klimaförderung für Häuslebauer. Auch Bochumer trifft es. Die Rede ist von Vertrauensverlust und handwerklichen Fehlern.

Knall auf Fall hat die Bundesregierung vor einigen Tagen das Förderprogramm für energieeffiziente Gebäude gestoppt und damit landesweit für einen Aufschrei der Empörung gesorgt. Auch in Bochum. „Das ist eine Katastrophe“, kommentiert Bernadetta Brandenburg, Gebietsleiterin der Landesbausparkasse (LBS) Bochum.

Ausbleibende Bauförderung hat schwere Folgen

Denn: Auf einen Schlag fehlen Häuslebauern damit bis zu mehreren Zehntausend Euro. Und die müssen jetzt anders finanziert werden. Oder der Traum von den eigenen vier Wänden platzt.

Allein bei der LBS Bochum gibt es derzeit vier Betroffene, so die Gebietsleiterin. Insgesamt könnten in Bochum einige Dutzend Bauwillige betroffen sein.

Zum Glück ließe sich die Finanzierungslücke mit LBS-Mitteln schließen, heißt es bei der Bausparkasse; d.h. mit kreditfinanziertem Geld. Aber das bedeutet nicht nur eine größere monatliche Belastung für die Bauherrn. Das Vertrauen in den Staat sei erschüttert. „Die Betroffenen haben sich darauf verlassen, dass sie Fördergelder erhalten“, so Brandenburg.

Das Wichtigste für Bauherren ist Planungssicherheit

Das Wichtigste für Menschen, die bauen, sei nach ihrer Erfahrung nicht, ob sie 30 oder 40 Euro monatlich mehr bezahlen müssen, „sondern dass sie Planungssicherheit haben“. Und davon könne nun keine Rede sein. Dass Fördertöpfe irgendwann ausgeschöpft sein, sei nicht ungewöhnlich. Aber das müsse frühzeitig signalisiert werden.

Vollbremsung beim Klimaschutz

Der Präsident des Verbandes der Wohnungswirtschaft (GdW) hat bereits reagiert – und warnt die Bundesregierung: „Der plötzliche Stopp der Förderung bedeutet eine Vollbremsung beim Klimaschutz im Gebäudebereich.“

Der Verbandspräsident befürchtet nun, dass Immobilieninvestoren ihr Bauvorhaben nicht mehr verwirklichen, weil es sich nicht mehr lohnt. Schon jetzt gibt es in Deutschland einen Bauüberhang von rund 800. 000 Wohnungen, die zwar schon genehmigt, aber noch nicht gebaut sind.

Dirk Haarmann arbeitet seit 40 Jahren als Baufinanzierungsexperte für die LBS. „Aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt er. Bei zwei Kunden gehe es um jeweils 45.000 Euro, die nun in der Finanzierung ihre Gebäude fehlen. Und auch seine Familie sei von dem plötzlichen Stopp der Förderung betroffen. „Unsere Tochter wird an unserem Haus ein neues Dachgeschoss bauen. 50.000 bis 55.000 Euro dafür sollte aus dem Förderprogramm fließen. Aber daraus wird nun nichts.“

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Mehrbelastung von monatlich 200 Euro

Umgebaut werden soll trotzdem. „Ja, die Zinsen sind immer noch niedrig“, so Haarmann. Aber es ist schon ein Unterschied, ob man 50.000 Euro geschenkt bekommt oder sie finanzieren muss.“ Monatlich etwa 200 Euro müsse man dafür veranschlagen. Zusätzlich zu den weiteren Kreditkosten, die die meisten Häuslebauer beim Bau und Umbau stemmen müssen.

Die Familie Haarmann hat sich entschieden, trotzdem an der energieeffizienten, aber auch teureren Bauausführung fest zu halten. „Aber der eine oder andere könnte schon auf die Idee kommen, Abstriche beim Bau zu machen“, so der LBS-Experte. „Da kommen schnell Fragen danach auf, ob eine Dreifach-Verglasung oder eine Wärmedämmung wirklich nötig sind.“

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Markus-Bau-Chef übt heftige Kritik

Auch Karsten Koch befürchtet, dass Kunden an der der Energieeffizienz ihrer Häuser und Wohnungen sparen könnten. Der Geschäftsführer der Markus-Bau GmbH, einem Bochumer Generalunternehmer, der nach eigenen Angaben mehr als 9000 Wohnungen in mehr als 50 Städten realisiert hat, spricht daher auch von einem „Eigentor“ der Bundesregierung und von einem „handwerklichen Fehler“. Sein Urteil über das abrupte Aus der Förderung fällt eindeutig aus: „Das ist grottenschlecht gemacht.“ Und: Mit seiner Vermutung, der abrupte Fördermittelstopp könne sich negativ auf den Klimaschutz auswirken, steht Koch nicht alleine da („Vollbremsung beim Klimaschutz“).

Markus-Bau-Geschäftsführer Karsten Koch (M.) spricht im Zusammenhang mit der gestoppten Förderung von energieeffizienten Gebäuden von einem „handwerklichen Fehler“ des Bundes.
Markus-Bau-Geschäftsführer Karsten Koch (M.) spricht im Zusammenhang mit der gestoppten Förderung von energieeffizienten Gebäuden von einem „handwerklichen Fehler“ des Bundes. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Bei laufenden oder gerade abgeschlossenen Bauprojekten sei zwar kein Markus-Bau-Kunde betroffen. „Unsere Kunden haben die Förderung noch bekommen“, so der Geschäftsführer. Für die kommenden Projekte, allein in diesem Jahr baue das Unternehmen in Bochum 50 bis 70 Wohnungen, u.a. an der Königsallee und am Kellermannsweg in Weitmar, bleibe abzuwarten, ob Interessen auf Fördermittel hoffen dürfen.

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Seriöse Planung mit Förderung ist momentan nicht möglich

Denn: Ob erneut Mittel für energieeffiziente Gebäude fließen, ist ungewiss. Im Wirtschafts- und Klimaschutzministerium heißt es, sobald Haushaltsmittel bereitgestellt werden, würde die Förderung wieder aufgenommen. „Aber wann das ist, kann doch niemand sagen“, so Dirk Haarmann. Ganz zu schweigen von den Förderbedingungen. Sprich: Niemand kann momentan buchstäblich seriös mit einer Förderung rechnen.