Bochum. Bochums größter Wohnungsanbieter VBW saniert Altbauten mit Fertigteilen. Damit ist er Vorreiter im Ruhrgebiet.

Neubaumaßnahmen geraten in Bochum zunehmend in die Kritik. Statt weiter Flächen zu versiegeln, so das Argument, sollten Bestandsgebäude besser umgebaut und energetisch saniert werden. „Das machen wir längst“, heißt es beim städtischen Wohnungsunternehmen VBW Bauen und Wohnen. Das sieht sich nun sogar als Vorreiter in einer ganz neuen Variante der Sanierung.

Fenster, Türen und Rollläden sind vormontiert

Zu sehen ist sie momentan an der Mörikestraße im Stadtteil Harpen. Dort werden die Gebäude Nummer 8 bis 14 nämlich mit vorgefertigten Fassadenelementen versehen. Mehr als zwei Tonnen schwer sind einige Elemente, die mit einem Kran an die vorgesehene Stelle gehievt und dort von Arbeitern montiert werden. Der Clou: Daran sind bereits Fenster, Türen und Rollläden vormontiert.

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„Wir sind die ersten im Ruhrgebiet“, sagt Norbert Riffel als Geschäftsführer der VBW Bauen und Wohnen. „Dieser Schritt ist mutig, aber ich bin stolz, dass wir hier mit diesem Piloten einen wichtigen und gemeinsamen Schritt mit den Stadtwerken Bochum und der B&O Bau NRW gehen.“

Geld- und Zeitersparnis

Ganz neu ist Vorproduktion von Bauelementen tatsächlich nicht. Viele Neubauten, so etwa die Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße, entstehen mittlerweile auf diese Weise. Nun soll es auch beim Umbau von Bestandsgebäuden eine Rolle spielen. Zu den Vorteilen gehören Zeit- und Geldersparnis.

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Mit einem Kran werden die passgenau vorgefertigten und vor Ort gelieferten Fassadenelemente an die richtige Position gehoben.
Mit einem Kran werden die passgenau vorgefertigten und vor Ort gelieferten Fassadenelemente an die richtige Position gehoben. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Serielle Sanierung“ und „Energiesprung“, sind die Stichwörter, unter denen diese neue Bauweise bekannt ist. Das Prinzip kennt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) „Um die CO2-Einsparziele im Gebäudebereich zu erreichen, brauchen wir Innovationen“, so Kuhlmann vor einigen Tagen bei der Baustellenbesichtigung an der Mörikestraße. „Dazu gehört das serielle Sanieren, das Gebäude schneller und effektiv auf einen klimaneutralen Standard bringt.“

Gewaltiges Potenzial für Klima und Wirtschaft

Er spricht von einer Sanierungslösung mit „gewaltigem Potenzial für Klima und Wirtschaft“, das zügig zur Marktreife gebracht werden müsse. „Die VBW als Eigentümerin und B&O als Bauunternehmen machen hier vor, was an Millionen Gebäuden in Deutschland noch passieren muss: schnelle und hochwertige Sanierungen, die für Mieterinnen und Mieter und für das Klima gleichermaßen gut sind.“

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Gerade Bochum wäre eigentlich ein gutes Pflaster dafür. Denn: Mehr als die Hälfte aller Gebäude in der Stadt stammen aus den 1950er und 1960er Jahren. Viele sind sanierungsbedürftig. Allerdings gehört nur ein geringer Teil Wohnungsunternehmen. Etwa 25 Prozent der Wohnungen sind selbst genutztes Eigentum, etwa 50 Prozent sind in der Hand privater Vermieter, die eine bis mehrere Wohnungen besitzen, aber keine ganz großen Bestände haben. Das dürfte die serielle Sanierung erschweren.

Nächstes Projekt in Grumme

Die VBW will als größter Vermieter der Stadt will aber weitermachen. „Wir sehen für die Zukunft Bedarf an seriellen Sanierungslösungen. Weitere Projekte sind in der Pipeline“, so Sprecher Dominik Neugebauer. So etwa an der Wichernstraße in Grumme. Die Ausschreibung für die Sanierungen dort laufen bereits. An der Mörikestraße sammle die VBW derzeit Erfahrungen. Aber: „Wir wollen und können uns weiter verbessern.“

Verbunden mit der Sanierungen sind zwar Mieterhöhungen. „Pro Quadratmeter wird der Mietpreis um 1,80 Euro angepasst“, so der VBW-Sprecher. „Jedoch stehen dem etwa 0,80 Euro Energiekosteneinsparungen gegenüber. Somit ergibt sich eine Anpassung der Gesamtmiete um etwa ein Euro pro Quadratmeter.“

Solarstrom vom eigenen Dach

Ursprünglich sei das Unternehmen von einer „geringeren Anpassung“, wie es heißt, ausgegangen. „Die höhere Nachfrage und das geringere Angebot von Rohstoffen auf den Markt lassen jedoch die Baukosten in der Summe ansteigen.“ Durch den Solarstrom vom eigenen Dach hätten die Kunden aber ein weiteres Einsparpotenzial.