Bochum. Die Jahrhundertflut im Juli hat dem ehrwürdigen Gebäude in Bochum schwer zugesetzt. Seither ist es geschlossen. So sieht es jetzt im Innern aus.

Ein knappes halbes Jahr ist es her, seit das Hochwasser der Ruhr im ehrwürdigen Haus Kemnade für eine Schneise der Verwüstung sorgte, und noch immer sind die Restaurierungsarbeiten in vollem Gange. Die Instrumentensammlung, die Spardosen-Ausstellung, die Scheune, das komplette Restaurant mitsamt Küche: Nichts war vor den schlammigen Wassermassen sicher, die sich in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli ihren Weg durch das historische Gemäuer bahnten und für einen bis dato nicht bekannten Schaden sorgten.

Auf rund 1,45 Millionen Euro werden die Renovierungskosten derzeit beziffert. Die gute Nachricht: Bis Ende März sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, danach könnte ins Haus Kemnade endlich wieder Leben einkehren. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagt Ulrich Taruttis von den Zentralen Diensten der Stadt Bochum, die als Eigentümerin für die Instandsetzung der weitläufigen Anlage auf Hattinger Gebiet zuständig ist. „Die Räume sind trocken und gelüftet. Der Wiederaufbau kann beginnen.“

Haus Kemnade: Wer zahlt für den Wiederaufbau?

Auf rund 1,45 Millionen Euro werden die Schäden beziffert, die das Hochwasser im vergangenen Juli auf Haus Kemnade hinterließ. Die Stadtverwaltung setzt darauf, dass ein Großteil der Schäden von einem nach dem Hochwasser aufgestellten Wiederaufbaufonds des Bundes übernommen wird.

„Die Fördermittel dafür werden wir jetzt beantragen“, sagt Bernhard Szafranek vom städtischen Kulturbüro. Direkt nach der Flut gewährte die Stadt den Betroffenen bereits eine Soforthilfe.

Haus Kemnade in Bochum von der Flut schwer getroffen

Nach anfänglicher Sorge um die historische Instrumentensammlung Grumbt, die ebenfalls zum Opfer der Flut wurde, hält sich der Schaden bei näherer Betrachtung in Grenzen. 1800 Exponate umfasst die riesige Kollektion mit Instrumenten aus aller Welt. Komplett zerstört und mittlerweile entsorgt wurden vier Klaviere. Ein Flügel befindet sich in der Restaurierung. „Eine thailändische Trommel konnten wir retten und trocknen“, sagt Bernhard Szafranek, Leiter des städtischen Kulturbüros. „Da hatten wir Glück, denn von diesen Trommeln gibt es auf der ganzen Welt nur drei Stück.“

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Jetzt ist die Hoffnung groß, dass die Instrumentensammlung am 1. April wiedereröffnet werden kann. Auch die Spardosen-Sammlung in der „Schatzkammer“ der Sparkasse soll die große Flut ebenfalls halbwegs glimpflich überstanden haben.

Eine thailändische Trommel aus der Instrumentensammlung Grumbt hat das Hochwasser knapp überlebt. Der Verlust wäre tragisch gewesen, denn auf der ganzen Welt gibt es von diesem Instrument nur drei Stück.
Eine thailändische Trommel aus der Instrumentensammlung Grumbt hat das Hochwasser knapp überlebt. Der Verlust wäre tragisch gewesen, denn auf der ganzen Welt gibt es von diesem Instrument nur drei Stück. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Renovierungsarbeiten nur mit Maske und Abstand

Als Bremsklotz während der Renovierungsarbeiten erwies sich allerdings die Pandemie: Masken tragen und Abstand halten gilt halt auch für Baufirmen. „Die Räume sind teilweise so eng, dass nicht 20 Firmen gleichzeitig hier arbeiten können“, erzählt Nicole Schmeink von den Zentralen Diensten. So habe bei den Planungen genau darauf geachtet werden müssen, dass nicht zu viele Arbeiter auf einmal vor Ort sind: „Das Risiko können wir nicht eingehen.“

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Beim Rundgang durch die leeren Räume ist immer wieder gut zu erkennen, wie hoch das Wasser damals stand. Die schwere Holztür am Eingang zu den Ausstellungsräumen glänzt jetzt zweifarbig, weil das Wasser auf etwa einem Meter Höhe die Farbe dort herausgeschwemmt hat. „Die Tür wollen wir in dieser gern Form erhalten, als Mahnmal und als ein Stück Zeitgeschichte.“

Weitgehend leergeräumt und getrocknet sind die Räume, die sonst die Spardosen-Sammlung der Sparkasse beheimaten.
Weitgehend leergeräumt und getrocknet sind die Räume, die sonst die Spardosen-Sammlung der Sparkasse beheimaten. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Gastronom Heinz Bruns dankt den vielen Helfern

Harte Monate liegen hinter dem Gastronomen Heinz Bruns. Nicht nur sein Traditions-Restaurant „Burgstuben“ wurde geflutet, auch die Partyscheune und die Keller seines Wohnhauses soffen ab. Seither kann er nur noch sporadisch Aktionen wie die „Reibekuchentage“ in einer Behelfsküche in der Scheune anbieten, vereinzelt finden auch noch Hochzeiten statt.

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„Erst mussten wir wegen Corona schließen, dann wegen des Hochwassers, bald vermutlich wieder wegen Corona: So viel Pech kann doch keiner haben“, sagt Bruns, der jetzt auf eine Wiedereröffnung im April hofft. Danken möchte er den vielen Helfern, die ihm nach der Flut tatkräftig unter die Arme griffen: „Sie haben mir den Mut gegeben, um überhaupt hier weiterzumachen.“