Bochum. Das Kino im Hauptbahnhof Bochum ändert sein Programmschema: Ab sofort wird täglich ein anderer Film gespielt – vom Blockbuster bis zum Klassiker.

Herausfordernde Zeiten erlebt die Bochumer Kinoszene. Trotz Impfungen und 2G-Regel kehren längst nicht so viele Gäste wie erhofft in die Säle zurück. Die Maskenpflicht und die verführerischen Angebote diverser Streaming-Dienste tun ihr Übrigens gewiss dazu.

Ein deutliches Zögern bei den Besucherinnen und Besuchern spürt auch Sigrid Switala, Theaterleiterin im Metropolis. „Viele sind vorsichtig, weil sie nicht zwei Stunden lang mit fremden Menschen in einem dunklen Raum verbringen wollen“, sagt sie. Dabei seien Kinos sicher: „Wir haben überall starke Lüftungsanlagen. Die Ansteckungsgefahr in den Kinos ist absolut gering.“

Kinoszene in Bochum von Corona stark gebeutelt

Um wieder mehr Menschen fürs Kino zu begeistern, geht das Metropolis neue Wege. Statt die Filme wie üblich im wöchentlichen Rhythmus zu zeigen, werden sie hier ab jetzt in täglichem Wechsel gespielt. Das heißt: Sieben Tage die Woche gleicht das traditionsreiche Lichtspielhaus im Hauptbahnhof einer prallgefüllten Wundertüte.

Blick ins Kinoprogramm

Filmfans finden im Januar-Spielplan des Metropolis im Hauptbahnhof viele interessante Perlen. Etwa „Arrival“ am 16. Januar, „Blade Runner 2049“ am 17. Januar und „Don’t look up“ am 28. Januar.

Die Classic-Night am 26. Januar verspricht eine Überraschung. Welcher Klassiker gezeigt wird, wird vorher nicht verraten. Die Zuschauer können frei entscheiden, was ihnen der Film wert war und zahlen erst danach. Alle Infos: metropolis-bochum.de

Aktuelle Blockbuster (wie „Marvel’s Eternals“ am 9. Januar) stehen neben angesagten Arthaus-Filmen (wie „Der Rausch“ am 4. Januar). Und immer wieder gibt es die Gelegenheit, große Perlen der Filmgeschichte wiederzusehen: wie den Agatha-Christie-Krimi „Tod auf dem Nil“ mit Peter Ustinov am 11. Januar und den Klassiker „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ mit James Dean am 24. Januar.

Live-Übertragungen aus Bayreuth sehr beliebt

Kinobetreiber Michael Meyer sieht in der neuen Programmstruktur eine echte Chance: „Das Metropolis war bei vielen Kinogängern in letzter Zeit etwas aus dem Fokus geraten“, sagt er. „Gerade zu Corona-Zeiten hat es das Kino schwer, dabei genießt es bei vielen treuen Besuchern weiterhin großes Ansehen.“ So ist das Metropolis auch deswegen beliebt, weil es eines der ganz wenigen Lichtspielhäuser mit nur einem Saal ist.

Insbesondere die Live-Übertragungen großer Klassik-Events finden hier stets ein interessiertes Publikum: „Wenn wir im Sommer die Eröffnungspremiere aus Bayreuth live zeigen, dann ist es rappelvoll“, erzählt Sigrid Switala. „Viele Besucher merken einfach: Hier steckt Herzblut drin.“

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„Krieg und Frieden“ war 1957 der Eröffnungsfilm

Der große Saal im Hauptbahnhof blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Eröffnet wurde das Kino am 6. Juli 1957 als „BALI“ (kurz für Bahnhofs-Lichtspiele). Direkt die Premiere war ein Statement: Die Zuschauer freuten sich über den damals brandneuen „Krieg und Frieden“ mit Henry Fonda und Audrey Hepburn. Die Karten gab es unten in der Bahnhofshalle, wo sich vor den Vorstellungen lange Schlangen bildeten. Das längst geschlossene Kassenhäuschen ist mit seiner geschwungenen Form noch heute dort zu finden.

Im Jahr 1957 wurde das Metropolis-Kino im Hauptbahnhof Bochum unter dem Namen „BALI“ eröffnet. Die Karten gab es damals noch in der Bahnhofshalle, wo sich vor der Vorstellung von „Krieg und Frieden“ eine lange Schlange bildete.
Im Jahr 1957 wurde das Metropolis-Kino im Hauptbahnhof Bochum unter dem Namen „BALI“ eröffnet. Die Karten gab es damals noch in der Bahnhofshalle, wo sich vor der Vorstellung von „Krieg und Frieden“ eine lange Schlange bildete. © Stadt Bochum | Bildarchiv

Um vor allem den vielen Reisenden die Wartezeit auf den nächsten Zug zu verkürzen, wurden hier ab 9 Uhr morgens bis nach Mitternacht pausenlos Filme gezeigt: darunter Western, schlagkräftige Action, James Bond und Soft-Sex-Filme. „Pornos waren das nie“, betont Michael Meyer. „Höchstens mal die Sachen von Russ Meyer, die heute als Kultfilme gelten.“

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Drei Kinos im Umkreis von 500 Metern

Als „Metropolis“ bekam das Kino 1985 einen neuen Namen und eine neue Ausrichtung. Die MBS Kino GmbH unter Leitung von Wolfgang Braun setzte hier gemeinsam mit dem ehemaligen Cinema im Uni-Center auf ein gehaltvolles Programm aktueller Filmkunst. Seit dem Jahr 2000 betreibt Michael Meyer das Metropolis, kurz später kamen das Casablanca und vor vier Jahren das Capitol (ehemals Bofimax) auf der Kortumstraße hinzu.

Seither ist Meyer darum bemüht, jedem seiner Lichtspielhäuser mitten in der City ein eigenes Profil zu verleihen. Dass er sich mit gleich drei Kinos im Umkreis von nur etwa 500 Metern womöglich selbst Konkurrenz machen könnte, glaubt er nicht. „Das Angebot an Filmen ist riesig“, sagt er. „Im Metropolis wollen wir diese Vielfalt jetzt aufzeigen. Bei vielen Filmen bietet sich hier die letzte Gelegenheit, sie auf der großen Leinwand zu sehen.“