Neu im Kino: Angelina Jolie spielt in „Eternals“ von Chloé Zhao, Léa Seydoux in „Die Geschichte meiner Frau“ und Kate Winslet in „Ammonite“.
Ewig lebende Außerirdische – Eternals – schufen das Universum, unser Sonnensystem, also auch die Erde und alles, was von Anbeginn darauf lebt. Erich von Daeniken schrieb vor einem halben Jahrhundert einige immens erfolgreiche Sachbücher dazu, und nur wenig später präsentierte der Marvel-Verlag seine Comic-Reihe „Eternals“ (Ewige), in der Außerirdische unter verdeckter Identität die Menschheit begleiten und von Zeit zu Zeit gedanklich nach vorn schubsen. Wer will da noch bestreiten, dass die alte Welt keinen Einfluss auf die neue hätte?
45 Jahre nach der Comic-Premiere kommt nun mit einem Corona-Jahr Verspätung der erste „Eternals“-Film in die Kinos und kann sich damit rühmen, dass seine Regisseurin, die in China geborene, in Großbritannien aufgewachsene, in den USA arbeitende Chloé Zhao, Oscar-Preisträgerin (für „Nomadland“) ist. Wobei das eine mit dem anderen nichts zu tun hat, der Film wurde ja vor zwei Jahren gedreht.
Die „Eternals“ sind in der Marvel-Verfilmung bedroht
Die Handlung ist wie immer bei Marvel in ihrer Ausgestaltung komplex, im Kern aber simpel. Böse, gefräßige Wesen machen Jagd auf die zehn Eternals, damit die nicht das Ende der Erde und all ihrer Lebewesen verhindern. Denn der gottgleiche Richter Arishem (der aussieht wie der Eiserne Gigant) will das Jüngste Gericht, um aus der bisherigen eine neue, bessere Welt erstehen zu lassen. Der Film dauert 158 Minuten und lässt sein enormes Produktionsbudget von 200 Mio. US-Dollar (etwa 170 Mio Euro, was ungefähr zwei kompletten Jahresetats der Filmstiftung NRW entspricht) in drei pompöse Kampfsequenzen und viele Oscar-würdige Trickspielereien einfließen.
Das dekorative Darstellerensemble um die Stars Angelina Jolie und Salma Hayek erfüllt die von Marvel und dem übergeordneten Disney-Konzern verordnete Diversität, weshalb es Fernost-Akteure gibt, einen Inder, einen Schwarzen, Kelten und Angelsachsen, leider keine Indios und keinen Araber, dafür jemand Schwules und eine Gehörlose. Weltenfamilie aus dem amerikanischen Katalog für politische Korrektheit. Weit weniger sensibel werden für den mystischen Handlungskosmos mesopotamische und antike europäische Mythenzyklen (von Gilgamesh über die Bibel bis König Artus) schamlos geplündert und für den Aufmerksamkeitskosmos einer global auskalkulierten Zuschauerzielgruppe zwischen zehn und zwanzig Jahren eingeschliffen.
Chloé Zhao, die auch am Drehbuch mitschrieb, beweist mit diesem Film, dass sie sich bis zur Gesichtslosigkeit den Vorgaben des Marvel-Präsidenten Kevin Feige unterordnen kann. Es ist nicht bekannt, wie stolz sie darauf ist.
„Die Geschichte meiner Frau“ von der herausragende Filmautorin Ildikó Enyedi
Europa kurz nach dem Ersten Weltkrieg: Der niederländische Handelskapitän Jakob Störr (charismatisch: der Holländer Gijs Naber) spricht in Folge einer Wette die Französin Lizzy (ebenso charismatisch: Léa Seydoux) an und unterbreitet ihr das Angebot, sie zu ehelichen. Die deutlich jüngere Frau sagt unverblümt zu. Die beiden heiraten, aber schon bald erkennt Störr, dass seine Frau zu außerehelichen Affären neigt. Das stellt die Ehe auf eine schwere Probe.
Den Zuschauer auch, denn in dieser meisterlich inszenierten Verfilmung von Milan Fürsts gleichnamigem Roman aus dem Jahre 1942 folgt die herausragende Filmautorin Ildikó Enyedi dem erzählerischen Ansatz einer psychologischen Umkreisung der Figuren und ihres Verhältnisses zueinander. Eingebettet in die gefällige Form eines historischen Kostümfilms entfaltet sich ein Liebesdrama von vielschichtiger Finesse.