Bochum. Der ehemalige jüdische Zwangsarbeiter musste beim Bochumer Verein schwerste Arbeit verrichten. In Schulen erzählte er oft von seinem Martyrium.

Für unzählige Schülerinnen und Schüler war er ein wichtiger Zeitzeuge, wenn es um die Gräueltaten während der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs ging. Jetzt ist der Holocaust-Überlebende Rolf Abrahamson im Alter von 96 Jahren gestorben. Dies teilt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Kreis Recklinghausen mit, deren Vorsitzender er viele Jahre lang war.

Rolf Abrahamsohn gehörte zu den wenigen deutschen Juden, die noch selbst über die NS-Zeit berichten konnten. Immer wieder kehrte der kleine Mann mit den neugierigen Augen dafür in den letzten Jahren nach Bochum zurück, wo er vor Schulklassen über sein Leben sprach.

Rolf Abrahamson im Alter von 96 Jahren gestorben

Besonders eng verbunden war er dem Zentrum für Stadtgeschichte (Stadtarchiv): Auf langen Gesprächen und Protokollen mit der ehemaligen Leiterin Ingrid Wölk basiert das Buch mit seinen Lebenserinnerungen. „Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist?“ erschien 2010. Darin werden die tägliche Todesangst und die Erniedrigungen, die Abrahamsohn als junger Mann zwischen 1933 und 1945 erfuhr, so authentisch und detailliert geschildert, dass man beim Lesen fröstelt.

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Abrahamsohn gehörte zu den wenigen deutschen Juden, die noch selbst über die NS-Zeit berichten konnten. Mehrmals im Jahr war er zu Gast in Schulen, um Jugendlichen von seiner grauenvollen Jugend während der Nazi-Diktatur zu erzählen. Diese führte den damals 17-Jährigen von seiner Geburtsstadt Marl aus ins Ghetto und KZ Riga, von dort über Stutthof und Buchenwald ins Außenlager des KZ Buchenwald beim Bochumer Verein, wo er schwerste Zwangsarbeit verrichten musste.

Schwerste Zwangsarbeit beim Bochumer Verein

Über 1600 Menschen, überwiegend Juden, mussten dort Zwangsarbeit leisten. „Wir waren den Bombenangriffen schutzlos ausgeliefert“, berichtete Abrahamsohn. Doch daneben erfuhr er auch Solidarität: So erinnerte er sich bei einer Begegnung mit Schülern mit Stadtarchiv an eine Bochumerin, die den Zwangsarbeitern Äpfel zusteckte. Sein Vater und sein Bruder wurden in Auschwitz ermordet.