Bochum. Im Prozess um Betrug mit Corona-Tests ist ein zuständiger Arzt als Zeuge vernommen worden. Er verriet Details zum Geschäft von Medican in Bochum.

Im Medican-Prozess um gewerbsmäßigen Betrug in Millionenhöhe hat sich am Dienstag einer der drei beschäftigten Ärzte zu den Geschäften der Wattenscheider Firma geäußert.

Um Corona-Tests im Dezember 2020 durchführen zu dürfen, brauchten die Teststellen-Betreiber einen ausgebildeten Mediziner. Das sah das Gesetz damals vor. Über Freunde der Familie kannte der 48-jährige Angeklagte den plastischen Chirurgen. Auf einer Silvesterfeier 2017 hatte man sich kennengelernt, sich danach unregelmäßig gesehen, so heißt es vor dem Landgericht Bochum.

Im Dezember 2020 habe der Angeklagte dann bei dem plastischen Chirurgen angerufen, der in einer Klinik im Norden Deutschlands arbeitete. „Seine Mitarbeiter waren wegen des Lockdowns zu Hause. Kurz vor Weihnachten wollte er ihnen die Möglichkeit zum Arbeiten bieten“, sagt der 39-jährige Zeuge vor Gericht.

Der stimmt zu, als verantwortlicher Arzt Schulungen durchzuführen und „nach dem Rechten“ zu sehen. Ein Vertrag, der ein „Vor-Ort-Sein“ des Arztes suggeriert habe, sei nach seiner Beschwerde geändert worden. 2,50 Euro habe der Arzt anfangs für jede getestete Person bekommen. Damals musste ein Corona-Test noch aus eigener Tasche bezahlt werden. Knapp 40 Euro kostete ein Test.

Medican Bochum: Arzt ist bald nur noch für PCR-Tests und Schulungen zuständig

Mit dem Beginn der kostenlosen Bürgertests sei der Vertrag zwischen Medican und ihm mündlich aufgelöst worden. „Er brauchte für die Schnelltests keinen Arzt mehr.“ Der 39-Jährige sei dann nur noch für die Schulung der Mitarbeiter und die Auswertung der PCR-Tests zuständig gewesen. Seine Unterschrift findet sich dennoch unter jedem Schnelltest-Zertifikat.

12.500 Euro habe er für eine Arbeit nun bekommen. „Das war nicht die Summe, die ich mir erträumt habe“, sagt der plastische Chirurg. Weil die Zahl der Tests „rasant in die Höhe“ geschnellt seien, hätten zwei seiner Kollegen aus demselben Krankenhaus ebenfalls bei den Auswertungen der PCR-Tests geholfen.

Medican-Ermittlungen hatten Konsequenzen für den Arzt

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem vor, ärztliche Leistungen in Rechnung gestellt haben, obwohl es diese gar nicht gegeben habe. Dadurch seien Rechnungen höher gewesen. Insgesamt geht sie von einem Schaden in Höhe von 25,1 Millionen Euro aus. Davon möchte der plastische Chirurg nichts gewusst haben. Er sei nur gelegentlich vor Ort gewesen. Dass ein Corona-Test dann für den Betreiber mehr Gewinn gebracht habe, das sei ihm neu.

Der Chef bei Medican sei der angeklagte 48-Jährige gewesen, daran habe es keinen Zweifel gegeben. „Er hatte das Sagen. Sein Auftreten ist sehr dominant.“ Die Ermittlungen gegen Medican hätten auch für ihn und seine Kollegen Konsequenzen gehabt. Er habe Hass-Nachrichten in den sozialen Medien bekommen, Medien hätten das Krankenhaus in Oldenburg belagert.