Bochum. Am Schauspielhaus erinnert ein Stolperstein an Hans Buxbaum. Als Jude, SPD-Mann und Schwuler wurde der Künstler vom NS-Regime dreifach verfolgt.
Dr. Hans Buxbaum: Auch, wer sich näher für die Geschichte des Theaters in Bochum interessiert, dürfte den Namen kaum kennen. Das ändert sich nun. Seit gestern holt ein Stolperstein auf dem Hans-Schalla-Platz das Andenken an den ehemaligen stellvertretenden Intendanten des Schauspielhauses zurück.
Der Künstler Gunter Demnig, Initiator der europaweit bekannten Erinnerungssteine für Verfolgte des Nazi-Regimes, platzierte das Messingklötzchen mit der Gedenktafel an Buxbaum, der von 1926 bis 1933 als Oberspielleiter der zweite Mann am Theater hinter Intendant Saladin Schmitt war.
Als Jude, Sozialdemokrat und Homosexueller wurde der Oberspielleiter vom NS-Regime gleich dreifach verfolgt.
Der Name Hans Buxbaum ist aus der Erinnerung der Stadt Bochum verschwunden
„Trotz seiner Verdienste für das Schauspielhaus Bochum ist Hans Buxbaum aus der Erinnerung der Stadt Bochum weitestgehend verschwunden. Vor diesem Hintergrund habe ich seine Geschichte erforscht und die Stolperstein-Verlegung angeregt“, so Jürgen Wenke bei der kurzen Feierstunde gestern Mittag auf dem Theaterplatz.
„Sozialdemokrat – schwul – jüdisch: Wer in einer dieser Kategorien verortet wurde, war in der NS-Zeit unmittelbar bedroht“, weiß Wenke, langjähriger Vorsitzender der „Rosa Strippe“, Bochumer Beratungsstelle zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Von Betätigungsverbot, Berufsverbot über strafrechtliche Verfolgung bis zu sozialer und gesellschaftlicher Ausgrenzung reichten die Willkür-Maßnahmen des Regimes. Engagement, sei es sozial, sei es politisch, sei es künstlerisch – in der Diktatur wurden Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu ideologischen und rassistischen Kategorien der Maßstab, ob ein Mensch Chancen auf Fortkommen, Leben und Unversehrtheit hatte oder nicht.
Im März 1933 wurde Hans Buxbaum „seines Amtes enthoben“
So im Falle von Hans Buxbaum. Noch Anfang 1933 wurden in der lokalen Presse seine gelungenen Inszenierungen von Molières „Der eingebildete Kranke“ und William Shakespeares „Komödie der Irrungen“ gefeiert. Zwei Monate später, am 11. März 1933, folgte wegen „nicht-arischer Abstammung“ seine Amtsenthebung. Über Straßburg und Hamburg gelangte Buxbaum nach London, wo er den Bombenkrieg überlebte.
Stolpersteine vorm Theater
Gunter Demnig (*1947) hat seit 1996 mehr als 75.000 Stolpersteine verlegt, die europaweit an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In Bochum wurden bislang rund 290 Steine verlegt.
Den ersten Bochumer Stolperstein ließ Demnig ebenfalls vor dem Schauspielhaus ein: Am 4. November 2004 wurde zu Ehren der Schauspielerin Terka Csillag, die 1943 den Nationalsozialisten zum Opfer fiel, ein Messing-Gedenkstein auf dem Hans-Schalla-Platz eingesetzt.
Nach 1945 kam er kurz nach Bochum zurück, fand das Theater, „sein Theater“, in Trümmern wie die ganz Stadt. Mochte der Bühnenmensch mit Leib und Seele auch Zukunftspläne in einem „befreiten Deutschland“ gehabt haben, umsetzen konnte er sie nicht. Am 24. Juni 1947 starb Hans Buxbaum in London an einem Herzinfarkt. Er wurde nur 53 Jahre alt.
Erstmals wird nun in Bochum, seiner prominentesten künstlerischen Wirkungsstätte, an den gebürtigen Bamberger erinnert. Der Stolperstein ist das eine. Das andere ist der Beitrag „Was bleibt, wenn der Vorhang fällt?“, den Jürgen Wenke verfasst hat und der im Internet abrufbar ist. Er schildert wesentliche Teile des Lebens- und Verfolgungsweges von Hans Buxbaum und seines Widerstandes gegen Hitler-Deutschland.