Bochum. Das Café Freiraum war einer der ersten Treffpunkte für schwule, lesbische und trans Jugendliche – noch immer öffnet das Café freitags um 16 Uhr.
Erst im Jahr 1994 wurden homosexuelle Handlungen in Deutschland vollständig entkriminalisiert. Nicht viel länger ist es her - es war Anfang der 2000er Jahre - dass Andrea Westhoff zum ersten Mal junge homo-, trans-, inter- und bisexuelle Menschen im Café „freiRAUM“ empfing. Gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitarbeitern tut sie das auch heute noch jeden Freitag von 16 bis 22 Uhr in den Räumlichkeiten der „Rosa Strippe“.
Das Café ist ein offener Treff, niemand muss sich hier an- oder abmelden, und trotzdem ist es für viele der Jugendlichen oft jahrelang ein wichtiger Anlaufpunkt. „Die meisten kommen mit einem schweren Rucksack hierher, sie haben viel erlebt“, berichtet Kommunikationswissenschaftlerin und Therapeutin Westhoff. Im geschützten Rahmen des Cafés können Besucher schweigen, reden, Darts und Gesellschaftsspiele spielen, kickern oder einfach nichts tun.
Das Besucheralter liegt zwischen 14 und 27
Sitzt man gemeinsam mit den Betreuern und Gästen auf der Sofa-Landschaft des Cafés, meint man, sich im Kreise einer harmonischen Familie zu befinden. Da sind die Gespräche über Schule, Freunde und Probleme, der obligatorische Ausflug zum Imbiss neben an und das anschließende Pizzaessen, der Hund, der einem um die Beine streift.
Das Alter der meist fünf bis zehn Besucher liegt zwischen 14 und 27, einige von ihnen kommen jede Woche aus umliegenden Ruhrgebietsstädten hierher. Im vergangenen Jahr bekamen die Gäste der Rosa Strippe die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung eigene Kurzfilme zu drehen. Gemeinsam mit der Filmemacherin Julia Backmann durchliefen sie vom Drehbuch bis zum Schnitt alle Schritte einer Filmproduktion. Die Premiere wurde im Endstation Kino gefeiert, die Filme sind ebenfalls auf Youtube auf dem Kanal der Rosa Strippe zu sehen.
Die Beratungsarbeit mit jungen Menschen hat sich stark verändert
Die Beratungsarbeit habe sich in den letzten zwanzig Jahren stark verändert, erzählt Andrea Westhoff. Sei das Coming-out damals noch der häufigste Beweggrund gewesen, Beratungsangebote zu nutzen, seien psychische Probleme und Krisen nun ein viel häufigeres Thema. Sie bemerke, dass der Druck auf junge Menschen immens gestiegen sei. Daher werde die Beratung nun auch vor allem von hauptamtlichen Mitarbeitern durchgeführt.
Auch interessant
Jugendtreffs für homo-, trans-, inter- und bisexuelle Jugendliche waren Ende der 1990er Jahre eine Rarität im Ruhrgebiet. Durch die Gründung des Café Freiraum entstand für viele ein wichtiger Ort des Austauschs. Befand sich das Café nach seiner Entstehung zunächst einige Zeit im benachbarten Gebäude des Paritätischen, zog es bald in die Räumlichkeiten des gemeinnützigen Vereins „Rosa Strippe“ um. Dieser setzt sich für Menschen mit lesbischen, schwulen, bi und trans Lebensweisen und gegen deren Diskriminierung ein. Mit Beratungsangeboten, Treffpunkten, Informationsveranstaltungen und Partys für Menschen jeden Alters.