Bochum-Grumme. An Tempo 30 halte sich an der Josephinenstraße und im Grummer Flüsseviertel kaum ein Autofahrer, klagen Anwohner. Sie fordern ein Eingreifen der Stadt Bochum.

Schon wieder überfährt ein Autofahrer die Bremsschwelle an der Josephinenstraße und heizt weiter Richtung Flüsseviertel. Auch ohne Radarmessgerät erkennt man mit bloßem Auge: Der schwarze Pkw hatte mehr als 30 Stundenkilometer auf dem Tacho.

"Die Strecke von der Josephinenstraße Richtung Wiemannskamp durch das Flüsseviertel
ist eine Rennpiste", sagt Georg Schyma-Vogt. Schon seit 1996 ist er Anwohner an der Josephinenstraße in Bochum Grumme. "Seit ich in Rente gegangen bin, fällt mir die Raserei noch mehr auf", sagt der Bochumer.

Mehr Schilder gefordert

Schyma-Vogt sieht - genau wie einige seiner Nachbarn - die Sicherheit von Anwohnern in Gefahr. "Die Unfallgefahr ist auch besonders für die Kindergartenkinder in Grumme hoch", findet er. Schyma-Vogt ist selbst auf "Fototour" entlang der Rennstrecke gegangen. "Ich bin der Meinung, dass es an Verkehrsschildern mit Tempo 30 mangelt", sagt der Bochumer und nennt betroffene Straßen: Diemelstraße, Ederstraße, Werrastraße, Weserstraße, Einmündung Böckenbergstraße/Sorpestraße sowie Volme-, Möhne und Lennestraße.

Extra Beschilderungen für die Tempo 30-Zone gibt es dort nicht - verkehrsrechtlich sind sie aber auch nicht von Nöten. Eine Tempo 30-Zone muss nur an Ein- und Ausfahrt beschildert sein. Auch Stadtsprecher Thomas Sprenger erinnert:"Tempo 30-Zonen sind nach den Vorgaben der Straßenverkehrs-Ordnung nur in den Einfahrtsbereichen mit einer Beschilderung zu versehen."

Rechtlich einwandfrei

Schyma-Vogt aber meint: "Ich fürchte aber, dass die Autofahrer ziemlich schnell vergessen, dass 30 gilt. Vielleicht wären Schilder quasi zur Erinnerung angebracht", schlägt Schyma-Vogt vor. Denselben Eindruck hatte auch Ulrike Pelchen, die sich im Oktober über Raser in Hordel beklagte.

Die Stadt entgegnet: "Zusätzlich wird die Regelung durch Markierung einer "30" auf der Fahrbahn verdeutlicht. Bei dieser Situation ist es jedem Fahrzeugführer möglich, zu erkennen, dass er sich in einer 30 km/h-Zone befindet und wann diese endet". Weitere Schilder kämen nicht in Betracht.

Unfallgefahr für Kinder

Allein mehr Schilder aber hält auch Schyma-Vogt nicht für ausreichend. "Trotz Anzeige der 30 Km/h-Zone und dem Hinweis "Achtung Kinder" in Richtung Diemelstraße wird die Geschwindigkeitsbegrenzung von vielen Pkw’s und Lkw’s nicht eingehalten", weiß er. Mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde seien die Autofahrer unterwegs.

Aus seiner Sicht braucht es deshalb weitere Maßnahmen: "Hier müssen viel häufiger Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden", fordert Schyma-Vogt. Neu ist die Forderung nicht: Bereits letztes Jahr hatten sich zahlreiche Anwohner über die Raserei an der Josephinenstraße beschwert.

Kein neues Thema

Auch die Lärmbelästigung durch die Raser war in der Vergangenheit bereits Thema, das vor allem rund um das Altenzentrum an der Kaiseraue. Erreicht hatten Bürger damals etwa, dass im unmittelbaren Nahbereich des Altenzentrums ein Zusatzschild "Altenheim" aufgehangen wurde.

Noch mehr hat sich getan: An der Josephinenstraße gibt es mittlerweile auch eine Geschwindigkeitstafel. Große Effekte hat das in den Augen von Schyma-Vogt für das gesamte Viertel jedoch noch nicht gebracht. Weitere Geschwindigkeitskontrollen hält die Stadt grundsätzlich für möglich - geringe Farbahnlängen, mangelnde Stellflächen für das Messfahrzeug, Berliner Kissen, Fahrbahneinengungen erschwerten Messungen aber technisch und machten Geschwindigkeitsübertretungen "eher unrealistisch".

Knapp 2700 Verkehrstote 2020 sind in Deutschland 2.719 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen - 10,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Rund 328.000 Personen wurden im Straßenverkehr verletzt.

Der historische Tiefstwert ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass wegen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf deutschen Straßen deutlich weniger Kilometer zurückgelegt wurden als im Vorjahr. Nach vorläufigen Berechnungen der Bundesanstalt für Straßenwesen sank die Gesamtfahrleistung aller Kraftfahrzeuge 2020 gegenüber dem Vorjahr um fast 11 Prozent.