Bochum-Hordel. Mit 50 km/h brettern Autofahrer durch die Tempo-30-Zonen in Hordel, klagt Leserin Ulrike Pelchen und fordert mehr Schilder. Was die Stadt sagt.

Schon wieder rast ein Auto durch die Dahlhauser Straße. Auch ohne Geschwindigkeitsmessgerät ist unschwer zu erkennen: Der rote Kleinwagen war mit mehr als 30 Kilometern pro Stunde unterwegs. Dabei herrscht an der Dahlhauser Straße und in den umliegenden Straßen Tempo 30.

"Hier wird gerast, viele Autofahrer halten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung", weiß Anwohnerin Ulrike Pelchen. Mit mindestens 50 bis 60 Stundenkilometern seien die Autofahrer unterwegs. Sie beobachtet die Raserei schon seit geraumer Zeit.

Erhöhtes Verkehrsaufkommen

"Durch die A40-Sperrung und eine Baustellensperrung an der Hüllerbachstraße hat sich das Verkehrsaufkommen in der Kappskolonie deutlich erhöht", berichtet die Hordelerin. Dass mehr Autos die Hordeler Straßen zum Ausweichen nutzen, ist für sie auch verständlich.

"Aber die Raserei nicht", sagt Pelchen. Schon häufig sei es zu brenzligen Verkehrssituationen, auch mit lautstarkem Gezeter, gekommen. "Es fehlt nur noch, dass es deshalb zu einer Schlägerei kommt."

Gefahren für Kinder

Viele junge Familien mit Kindern würden in der Siedlung wohnen, besonders für die Kinder, die Geschwindigkeiten von heranfahrenden Autos noch nicht gut einschätzen könnten, sei die Raserei eine Gefahr.

Die Entwicklungsforschung bestätigt: Die Fähigkeit, Geschwindigkeiten richtig zu beurteilen, entwickelt sich später als das Entfernungsschätzen. Die Schätzung von Geschwindigkeiten ist auch noch für ältere Kinder sehr schwierig - erst mit etwa 10 Jahren können Kinder Geschwindigkeiten einigermaßen richtig einschätzen.

Mehr 30-Schilder gefordert

"Mir scheint, als hätten viele Autofahrer nach dem Abbiegen in die nächsten zwei Straßen schon wieder vergessen, dass Tempo 30 herrscht", sagt Pelchen. Auch sie selbst will sich nicht davon freisprechen, schon einmal zu schnell gefahren zu sein, schlägt deshalb vor: "Wir brauchen mehr Tempo-30-Schilder."

Besonders wenn man aus der Fahrtrichtung Hordel in die Siedlung komme, mache nur ein einziges Tempo-30-Schild an der Overdycker Straße auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam. "Das ist zu wenig, das haben viele wie bei einem Mechanismus nach dem Abbiegen schon wieder vergessen", meint Pelchen.

Vorschläge für neue Schilder

Orte, an denen Tempo-30-Schilder Sinn ergeben würden, weiß Pelchen bereits: "Zum Beispiel, wenn man von der Unteren Heide Straße in die Schoppenkampstraße abbiegt, oder Am Heidekrug.".

Auch in ihrer Nachbarschaft hat Pelchen schon Ideen gesammelt: Von dauerhaften Blitzern bis hin zu Blumenkübeln, um Raser auszubremsen. Geschwindigkeitskontrollen würden zwar stattfinden, allerdings außerhalb der Stoßzeiten.

Von Stadt "abgewatscht"

Auch an die Stadt Bochum hat sich die Hordelerin gewandt. "Dort wurde ich aber abgewatscht und nur von einer Stelle an die andere verwiesen", ärgert sie sich. Auch ihr Vorschlag, in Zukunft vermehrt Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen, stieß nicht auf offene Ohren. "Vielleicht würden manche das Gaspedal dann nicht mehr ganz so weit reindrücken, wenn sie ein paar Mal geblitzt werden", hofft Pelchen.

Laut Stadt-Sprecherin Nina Christin Menken sind Geschwindigkeitsübertretungen in dem Bereich bekannt, rund um die Kappskolonie würden bereits Messungen durchgeführt. Das Verkehrszeichen für eine Tempo-30-Zone gelte aber für eine Zone, und ist nicht streckenbezogen. "Dementsprechend ist es grundsätzlich auch nicht notwendig, innerhalb einer derartigen Zone bei abzweigenden Straßen Wiederholungen zu zeigen", so Menken.

Bewusste Tempo-Missachtung

Die Tempo-30-Zone sei in den Eingangsbereichen sichtbar beschildert. "Zusätzlich werden üblicherweise an diesen Stellen Piktogramme „30" auf die Fahrbahn markiert", sagt Menken.

Weil die Straßen überwiegend von ortskundigen Fahrern genutzt würden, verspricht sich die Stadt von der Aufstellung zusätzlicher Schilder keinen Erfolg. Vielmehr sei anzunehmen, dass sich Fahrer "bewusst nicht an die Tempo-30-Regelung halten". Ein weiteres Schild an der Overdyker Straße will man aber prüfen.

Geringeres Unfallrisiko

Tempo-30-Zonen innerhalb geschlossener Ortschaften hat der Gesetzgeber in den 80er Jahren eingeführt. 30er Zonen befinden sich hauptsächlich in Wohngebieten, vor Kindergärten und Schulen sowie vor Seniorenheimen. Auch zur Luftreinhaltung gibt es Tempo-30-Zonen.

Tempo 30 senkt die Unfallgefahr: Das Unfallrisiko sinkt, je niedriger die Geschwindigkeit ist. Autofahrer sind eher in der Lage, auf unerwartete Verkehrssituationen zu reagieren und der Bremsweg ist kürzer.