Bochum. Die extreme Raserei auf der Kosterstraße in Bochum ist kein Einzelfall. Die WAZ listet ein paar weitere Fälle auf. Und eine kuriose Ausrede.

Der vor einer Woche geblitzte Raser von der Kosterstraße in Bochum-Stiepel (161 km/h) ist nicht der erste Fall dieser Art an dieser Stelle, einer hatte sogar eine kuriose Ausrede gehabt.

Im April 2016 war auf der Kosterstraße in Höhe Brockhauser Straße stadteinwärts ein Audi-Fahrer mit 162 km/h von einem Laser-Messgerät der Polizei erfasst worden. Der Autofahrer gab als Erklärung an: „Ich habe gerade mein Auto gewaschen und wollte es trocken fahren.“

Erlaubt waren 70 km/h. Somit war er 92 km/h zu schnell.

Anzeige wegen des Verdachts des illegalen Autorennens

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Am 11. Oktober war es erneut ein Audi (ein hochmotorisiertes Modell TT), der um 91 km/h zu schnell war. Den Führerschein durfte der 36-jährige Fahrer aus Hattingen zwar behalten, allerdings drohen ihm drei Monate Fahrverbot, zwei Punkte und 600 Euro Bußgeld zuzüglich Gebühren. Außerdem bekam er eine Strafanzeige wegen des Verdachts des illegalen Autorennens. Das droht auch Rasern, die ganz allein unterwegs sind.

Denn der erst seit 2017 geltende Strafparagraf §315 d („verbotene Kraftfahrzeugrennen“) besagt, dass sich auch jemand strafbar macht, der „sich als Kraftfahrzeugführer mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“.

Keine besonderen Raser-Stellen auf Bochumer Stadtgebiet

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Beschlagnahmt, wie es immer häufiger in solchen Fällen passiert, wurde der Audi TT allerdings nicht.

Schwerpunktstellen, an denen besonders häufig zu schnell gefahren oder gar gerast wird, kann die Bochumer Polizei nicht feststellen, wie sie am Montag auf Anfrage sagte. Das Problem sei über das ganze Stadtgebiet verteilt. Die Stadt hingegen, die auch selbst das Tempo kontrolliert, nennt als Beispiel diese Straßen: Herner Straße, Essener Straße, Berliner Straße und Castroper Hellweg.

Bis Ende September hat die Stadt, die auch die polizeilichen Kontrollen bearbeitet, rund 90.000 Verfahren wegen zu schnellen Fahrens eingeleitet. Dabei wurden Verwarn- und Bußgelder in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro festgesetzt. Im gesamten Jahr 2020 waren es 1,6 Millionen.

Beispiele für Raserei in Bochum und Herne

7200 Euro Geldstrafe wegen Raserei

Die letzte Verurteilung wegen illegalen Autorennens in Bochum gab es vor knapp einem Jahr wegen einer Raserei mit bis zu 136 km/h auf der Essener Straße.

Die Fahrer (28, 33) eines Mercedes AMG GT (462 PS) und eines Jaguar F-Type (494 PS) mussten je 7200 Euro Strafe zahlen (120 Tagessätze). Prozess- und Anwaltskosten kamen hinzu.

Hier ein paar Beispiele, wie sehr Raser immer wieder das Leben anderer und ihr eigenes auf Spiel setzen: Am 5. August 2021 wurde ein 18-jähriger Bochumer auf der Dorstener Straße in Herne mit 110 km/h von der Polizei erwischt. Erlaubt waren 50 km/h.

Auf derselben Straße war der Polizei im vorigen Januar ein 24-jähriger Bochumer aufgefallen. Sein Auto war nachts mit 131 km/h an einem Messgerät der Beamten vorbeigeschossen – in einer Tempo-50-Zone.

„Ich bin doch nur im ersten Gang gefahren, um das „Blubbern“ des Motors zu hören!“

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Um eine Ausrede nicht verlegen war auch ein 23-jähriger Raser, der 2018 mit einem geliehenen PS-starken Mercedes AMG über die Bochumer Alleestraße gekachelt war. Zwischen den einzelnen Ampelanlagen beschleunigte er auf rund 90 Km/h und überholte mehrere Autos im Slalom. An der Bessemerstraße wurde er von der Polizei gestoppt. Seine Erklärung: „Ich bin doch nur im ersten Gang gefahren, um das Blubbern des Motors zu hören!“

Erst vor einigen Wochen hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen jungen Fahrer eines PS-starken Audi erhoben. Vorwurf: Verbotenes Kraftfahrzeugrennen. Es geht um eine Raserei auf dem Bochumer Südring. Der Prozess soll demnächst beginnen.

In Bochum gibt es keine etablierte Raserszene

Eine etablierte Raserszene gibt es in Bochum zwar nicht, dennoch sind die Fallzahlen von entdeckten Autorennen in den vorigen Jahren deutlich angestiegen.

Raser müssen künftig mit deutlich schärferen Sanktionen rechnen als bisher, weil der Bußgeldkatalog verschärft wird.