Bochum-Langendreer. Die Tage des Real-Marktes in Bochum-Langendreer sind gezählt. Bald ist Schluss, dann folgt Edeka – und ein Discounter. So geht es jetzt weiter.
Dieser triste und verregnete November-Freitag passt ins Stimmungsbild: Mitarbeiter wie Kunden des Real in Bochum-Langendreer sind gleichermaßen betrübt und traurig, dass der Markt in wenigen Tagen schließt. Am Dienstag, 30. November, wird zum letzten Mal unter diesem Namen geöffnet. Danach wird das ganze Gebäude umgebaut. Es folgt Edeka – und ziemlich sicher ein Discounter.
Bochum: Die letzten Tage des Real in Langendreer – ein Stimmungsbild
Der Real an der Hauptstraße (neben dem früheren Brauerei-Turm mit der Disco Matrix) ist auf seine letzten Tage zum Schnäppchenmarkt geworden: 25 Prozent auf Spirituosen, 50 Prozent auf Bierkästen, ein Tischventilator kostet statt 40 jetzt nur noch 8 Euro, die um 70 Prozent reduzierten Drucker waren nach einer Minute vergriffen. Alles muss raus. „Wir müssen ja bis nächste Woche auf Null kommen“, sagt Marktleiter Arndt Ortmann. Ein Fünftel der Ware sei noch da, neue gibt es seit ein paar Tagen schon nicht mehr.
Auch interessant
Die gute Nachricht: Für alle 84 Real-Mitarbeiter wurde eine gute Lösung gefunden. Die Hälfte der Belegschaft bleibt und wechselt zu Edeka, einige gehen zum Unternehmen Globus, das den Real-Markt im Hannibal-Center übernommen hat oder fangen bei Real in Castrop an, andere nehmen die Abfindung.
„Wir haben gut verhandelt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Marko Lieber. Real sei aber auch immer ein guter Arbeitgeber gewesen. Nicht ohne Grund waren viele Mitarbeiter seit Jahrzehnten im Markt in Langendreer beschäftigt. „Wir sind hier wie eine große Familie“, sagt Lieber und wischt sich ein paar Tränen weg. Sein Arbeitsplatz fällt weg, er arbeitet im Non-Food-Bereich, den es in Edeka-Märkten nicht gibt.
Auch interessant
Er werde schon anderswo unterkommen, zeigt sich Marko Lieber optimistisch, seine Frau aus der Drogerieabteilung bleibt am Standort, wechselt zu Edeka. Lieber ist seit seiner Kindheit mit dem Real in Langendreer verbunden. „Ich habe früher in der Tiefgarage und im Lager gespielt, später hier meine Ausbildung gemacht und bin bis heute geblieben.“ 1993, kurz bevor der Divi zum Real wurde, hat er angefangen.
Auch Andrea Bielefeld fällt der Abschied schwer, vor allem von den Kollegen. Die Leiterin der Non-Food-Abteilung ist seit 41 Jahren am Standort und bleibt Langendreer treu. „Ich habe noch fünf Jahre bis zur Rente und mache für Edeka weiter. Auch wenn die Umstellung auf Lebensmittel für mich schon groß ist.“ Jetzt nehme sie sich erstmal eine Auszeit. „Die brauche ist, um Abstand zu gewinnen.“ Im Februar fängt die 57-Jährige dann bei Edeka an, zunächst an einem anderen Standort.
Auch interessant
Denn das Gebäude an der Hauptstraße wird zunächst aufwendig umgebaut. Wie es heißt, will Edeka am 1. April 2022 neueröffnen. Das Unternehmen hält sich dazu mit Hinweis auf laufende Gespräche bedeckt. Ebenso Lidl, der immer wieder als der Discounter genannt wird, der neben Edeka in das 6000 Quadratmeter große Gebäude ziehen wird. Immerhin bestätigt Lothar Rungenhagen, Immobilienleiter der Lidl-Regionalgesellschaft Herne, „dass wir uns zum Standort in Langendreer noch in der Planungsphase befinden“, Daher könne man „aktuell keine Angaben machen“.
1976 als Divi gestartet
Real hat den Standort an der Hauptstraße 212 seit 45 Jahren. Er wurde am 1. Oktober 1976 unter dem Namen Divi eröffnet. Seit Oktober 1993 heißt der Markt Real.
Die Geschäfte in der Ladenzeile davor sind zum Teil schon länger geschlossen. Der Schlüsseldienst teilt per Aushang mit, künftig an der Alten Bahnhofstraße 1 anzufinden zu sein. Der Hähnchenwagen will ab 1. Dezember an der Unterstraße 11 (Nähe alte Post) stehen.
Konkretes scheint die Real-Belegschaft zu wissen. „Edeka wird zwei Drittel des Ladens übernehmen, Lidl eines“, verrät Marko Lieber. Marktleiter Arndt Ortmann, der in gleicher Funktion zum Real in Dülmen wechselt, liefert Zahlen dazu: „Der Edeka wird wohl 2500 bis 3000 Quadratmeter übernehmen.“ Beide wissen zu berichten, dass die vordere Ladenzeile und der Bereich bis zur jetzigen Information abgerissen wird. Lieber: „Edeka und Lidl sollen jeweils eigene Eingänge bekommen. Und der Parkplätze wird etwas größer.“ Ergänzt werden soll das Angebot durch eine kleine Bäckerei und einen Lotto-Laden, so Ortmann.
Auch interessant
Noch besser wäre ein Marktkauf auf der gesamten Fläche gewesen, findet Lieber. „Also ein Vollsortimenter, wie wir es sind. Der wird vor allem den älteren Menschen fehlen.“ Das bestätigt auch eine Kundin aus Langendreer, die nicht genannt werden möchte. „Das große Sortiment werde ich vermissen. Was mache ich denn dann, wenn meine Kaffeemaschine kaputtgeht?“