Bochum-Langendreer. Sechs uralte Kastanien werden bald gefällt. Dafür muss der Eigentümer viel Geld bezahlen. Der Verlust der Bäume schmerzt ihn aber noch viel mehr.
Ein paar Wochen haben sie noch, die sechs Kastanien, die die Auffahrt zum Hof Maiweg in Bochum-Langendreer säumen. Dann wird die Motorsäge angeschmissen. Eigentümer Dieter Maiweg mag gar nicht daran denken. Seit 78 Jahren lebt er auf dem historischen Gehöft und kennt keinen anderen Anblick als diese herrlichen Bäume. „Doch es muss sein“, sieht er ein.
Bochum: Sechs uralte Bäume werden gefällt – das sind die Gründe
Denn die Kastanien sind krank und laut Gutachter auch nicht mehr zu retten. „Die äußeren zwei der Baumreihe könnten vielleicht noch zwei, drei Jahre stehen bleiben, aber die anderen müssen gefällt werden“, hat sich Dieter Maiweg von den Fachleuten erklären lassen. Also fasste er den Entschluss, die ganze Reihe zu entfernen.
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Schweren Herzens. „Halb Langendreer hat hier im Herbst die Kastanien aufgesammelt“, weiß Dieter Maiweg. „Auch ich selbst natürlich. Da haben wir früher Figürchen draus gebastelt.“ Das wird künftig nicht mehr möglich sein. Gesammelt werden kann höchstens noch unter den Kastanien hinterm Haus. „Die habe ich als Kind selbst gepflanzt“, erzählt Maiweg.
Baumfällung: Eigentümer ist zum Handeln gezwungen
Der Land- und Forstwirt ist zum Handeln gezwungen. „Ich habe ja die Verkehrssicherungspflicht.“ Die früheren Stallungen hat Dieter Maiweg umgebaut; dort sind fünf Wohnungen entstanden, die er an Familien vermietet hat. Wenn jemandem etwas passiert, ist er dran.
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An vielen Kastanien platzt schon die Rinde ab. Zudem dringt roter Ausfluss nach außen. „Das ist ein Anzeichen dafür, dass die Bäume von innen krank sind“, hat Dieter Maiweg gelernt. Hinzu komme die Miniermotte. „Im Sommer schwirren hier ganze Schwärme um die Kastanien und legen ihre Eier auf den Blättern ab.“ Die geschlüpften Larven bohren sich in die Blätter hinein und fressen das Blattgewebe auf. „Das hat den Bäumen den Rest gegeben“, so Maiweg.
Älter als die Stadt Bochum
Der Hof von Dieter Maiweg ist 760 Jahre alt. Früher hieß er Hof Niederschulte. Zum 750. Jubiläum schrieb Hobby-Historiker Clemens Kreuzer ein Buch über den Hof. „Wir sind also älter als die Stadt Bochum“, sagt Dieter Maiweg im Hinblick auf den 700. Geburtstag von Bochum in diesem Jahr. Er selbst hat den Hof 1971 von seinem Vater übernommen.
Die Kastanien stammen aus der Zeit von 1860 bis 1880, sagt Dieter Maiweg. „Damals ist der Hof neu gebaut worden, da müssen dann auch die Kastanien gepflanzt worden sein.“
Nachdem er sich den Schaden durch Sachverständige hat bestätigen lassen, hat Dieter Maiweg schon im vergangenen Jahr bei der Stadt einen Antrag auf Fällung gestellt. Doch die Maßnahme musste zunächst durch einige politische Gremien. Denn die Bäume stehen – wie Maiwegs gesamter Hof – unter Denkmalschutz. „Ich kann nicht mal einfach nur ein Fenster austauschen, auch dafür benötige ich eine Genehmigung.“
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Im Januar will Maiweg die Kastanien fällen lassen. „Für das Gesamtensemble der denkmalgeschützten Hofanlage ist dies mit großem Bedauern wahrzunehmen“, heißt es aus dem Rathaus. „Für die Bäume als Bestandteil des Denkmales greifen weder die Baumschutzsatzung der Stadt Bochum noch die Eingriffsregelung nach Bundesnaturschutzgesetz.“ Zudem seien die Bäume nicht von der Naturdenkmalverordnung erfasst.
Neue Laubbäume sollen die Kastanien ersetzen
Anstelle der Kastanien sieht die Stadt neu zu pflanzende Linden vor. Maiweg will sich das indes noch offen lassen und von Experten Rat einholen. „Auf jeden Fall werden es Laubbäume sein, aber keine Kastanien mehr.“ Das Fällen der Bäume wird nicht günstig. Da liege er schnell im höheren fünfstelligen Bereich, sagt Dieter Maiweg. Noch schwerer aber wiegt der Schmerz über den ideellen Verlust. „Das tut mir in der Seele weh.“