Bochum. 200 von 300 Beschäftigte des Bahnzulieferers Wabtec in Bochum bangen um ihren Arbeitsplatz. Die Belegschaft beklagt die „Gier“ des Unternehmens.
Beim Bahnzulieferer Wabtec in Bochum wächst die Empörung in den Reihen der Belegschaft. „Arbeit statt Gier! Wir bleiben hier“, skandiert ein Teil der etwa 120-köpfigen Schicht, die am Mittwochnachmittag nahezu komplett an einer Informationsveranstaltung von Betriebsrat und IG Metall auf dem Werksgelände teilgenommen hat.
200 von 300 Stellen sollen bei Wabtec Bochum wegfallen
Die Arbeitnehmer wollen die angekündigte Aufgabe der Produktion in Bochum bis spätestens Ende 2023 und die damit verbundene Streichung von 200 der 300 Stellen am Ort nicht hinnehmen. Der Zorn ist offenbar mehr als ein nachvollziehbarer Reflex auf angekündigte Stellenplatzverluste.
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„Die Fertigung wurde vor kurzem noch für einen Umsatz von allein 15 Millionen Euro im September gelobt, die Umsatzrendite kann sich auch sehen lassen“, so die Betriebsratsvorsitzende Tanja zum Dohme in ihrer Rede an die Kolleginnen und Kollegen. Sie verstehe die drohende Teilschließung daher überhaupt nicht, zumal die Belegschaft trotz des Firmenumzugs und trotz Corona die als oberste Maßgabe ausgegebene Prämisse erfüllt habe; „nämlich die Kunden zufrieden zu stellen.“
Zweistellige Umsatzrendite in diesem Jahr
Die Rede wird später von einem Umsatz des Wabtec-Standorts Bochum in Höhe von 135 Millionen Euro in diesem Jahr und einer Umsatzrendite von mehr als 15 Prozent sein. „Es gibt kein anderes Unternehmen in der Region mit einer derartigen Umsatzrendite“, so Mathias Hillbrandt, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper. Und auch die Auftragslage für das kommende Jahr sei gut. Manch einer fühlt sich erinnert an die Schließung des Nokia-Werks in Bochum-Riemke 2008 und die Verlegung der Produktion nach Rumänien. Die Wabtec-Bremsen sollen von 2024 an nur noch aus Italien und Indien kommen. „Dabei wird dort überhaupt nicht unser Qualitätsstandard erreicht“, heißt es am Mittwoch vor der Werkshalle.
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Die Betriebsratschefin erinnerte an die Grundsteinlegung vor gut einem Jahr auf dem Gelände im nördlichen Bereich von Mark 51/7, als der Präsident des Geschäftsbereichs Transit Brakes & Safety von Wabtec, Christopher Antes, geradezu begeistert gesagt habe, „diese neue Anlage wird den Raum bieten, den wir benötigen, um höchste Produktivitäts- und Qualitätsstandards sowie eine zukunftsorientierte Arbeitsumgebung für unsere Mitarbeiter zu schaffen.“
Betriebsrat und IG Metall bieten Zusammenarbeit an
Seit dem könne sich das Wettbewerbsfeld zwar verändert haben, räumt zum Dohme ein. Aber in einem solchem Ausmaß, dass nur die Schließung in Frage komme, legt sie mit einer rhetorischen Frage nach und beantwortet sie gleich selbst: „Das kann nicht sein.“ Empört ist sie darüber, dass die Geschäftsleitung die Mitarbeiter diesmal vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Dabei habe diese in der Vergangenheit mehrfach konstruktiv an Lösungen in schwierigen Lagen mitgearbeitet. Dazu gehöre etwa die Teilverlegung von Arbeitsplätzen nach Tschechien 2015/16, als Wabtec noch als Faiveley Transports in Witten angesiedelt war.
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„Auch jetzt sind wir bereit an Lösungen mitzuarbeiten“, so zum Dohme und IG-Metall-Sekretär Hillbrandt unisono. „Wir können über alles sprechen“, so der Gewerkschafter. „Aber nicht über die Vernichtung von 200 Arbeitsplätzen.“ Dafür erntet er den Beifall einer Belegschaft, die angesichts der drohenden Teilschließung zusammenrückt und sich kämpferisch gibt.