Bochum. . Der Eisenbahnzulieferer Faiveley will seinen Standort von Witten nach Bochum verlegen. Wittens Bürgermeisterin Leidemann reagiert verschnupft.

Die Faiveley Transport GmbH aus Witten wird sich nach WAZ-Informationen im Gewerbegebiet Mark 51/7, dem früheren Opel-Werk in Laer, ansiedeln. Der Eisenbahnzulieferer, der u.a. die Bremsen für den ICE4 und den RRX herstellt, ist nach dem Automobilzulieferer Adler Pelzer damit das zweite große Wittener Unternehmen, das sich binnen weniger Monate für einen Wechsel nach Bochum entschieden hat.

Verschnupft hat darauf Wittens Bürgermeisterin und Wirtschaftsdezernentin Sonja Leidemann reagiert: „Wir nehmen schon wahr, dass es eine aktive Ansprache an Wittener Unternehmen durch die Bochumer Seite gibt.“

Keine ausreichend großen Gewerbeflächen in Witten

Sie räumt aber auch ein: „Es ist schade, wenn wir in Witten den Firmen keine genügend großen Gewerbeflächen zur Verfügung stellen können.“ Ähnliches ist aus der Bochumer Politik zu hören, in der auf die Funktion von Mark 51/7 als regionales Gewerbegebiet hingewiesen wird – eben auch für Firmen, die in ihrer Stadt keine Chance zur räumlichen Entwicklung hätten. Faiveley war vor zehn Jahren aus Remscheid nach Witten gekommen und ist derzeit Mieter in einer früheren Siemens-Halle, die dem Essener Immobilienentwickler Thelen gehört.

Zweiter großer Eisenbahnzulieferer

Faiveley wäre in Bochum der zweite große Bahnzulieferer. Die Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH stellt Radsätze u.a. für Hochgeschwindigkeitszüge her. Sie gehört seit 2017 zur chinesischen Full Hill Enterprise Limited.

Der Faiveley-Mutterkonzern Wabtec hat 2017 angekündigt, einen Teil der Produktion nach Tschechien zu verlagern; sich zugleich verpflichtet, im Ruhrgebiet zehn Millionen Euro in die Modernisierung zu investieren.

Zwar hüllt sich die Geschäftsführung von Faiveley ebenso wie die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bochum über den Standortwechsel noch in Schweigen. Aber nach WAZ-Informationen ist der Kauf des Grundstücks auf Mark 51/7, wo ein Investor für den künftigen Mieter Faiveley ein Werk errichten soll, bereits beschlossen und wird diese Woche festgezurrt.

Belegschaft ist erfreut über Umzug und Planungssicherheit

Am Dienstag hatte in Bochum der Ausschuss für Planung und Grundstücke die Änderung des Bebauungsplans für das frühere Opel-Gelände beschlossen und mit dem Zuschnitt größerer Flächen von 10.000 bis 20.000 Quadratmetern den Weg für die Ansiedlung freigemacht. Faiveley gehört zum US-Konzern Wabtec und erzielt nach Firmenangaben mit seinen 350 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 110 Millionen Euro. Produziert werden jährlich allein 35.000 bis 40.000 Bremsscheiben. Witten ist der größte deutsche Standort, zwei weitere Werke gibt es in Leipzig und in Elze bei Hannover.

Die Faiveley-Belegschaft ist dem Vernehmen nach erfreut über den Umzug, da sie Planungssicherheit für einen längeren Zeitraum und moderne, für die Herstellung von Eisenbahnbremsen und -kupplungen maßgeschneiderte Bedingungen schaffe. Die geplante Veränderung ist den Beschäftigten seit geraumer Zeit bekannt.