Bochum. 700 Jahre Bochum, Daten der Stadtgeschichte. 10. November 1982: Mit „Die Hermannsschlacht“ schreibt das Schauspielhaus Bochum Theatergeschichte.

Das Schauspielhaus Bochum existiert seit über 100 Jahren. Tausende Aufführungen sind gespielt worden, einige wurden zu Klassikern des deutschen Bühnenkanons. Claus Peymanns Inszenierung der „Hermannsschlacht“ von Heinrich von Kleist zählt gewiss dazu. Am 10. November 1982 feierte das Stück Premiere, es wurde ein sagenhafter Erfolg bei Kritik und Publikum.

Kleists „Hermannsschlacht“ wurde in Bochum zum Riesenerfolg

Claus Peymann ging radikal vor, er befreite das seinerzeit als „Heldendrama“ etikettierte und kaum noch gespielte Stück um den Cherusker Hermann, der mit seinen Mannen die Römer besiegt und (angeblich) die deutsche Nation auf den Weg bringt, von jedem Pathos und symbolischen „Germanentum“. In erster Linie ging es ihn um die Wiederentdeckung und Wertschätzung der Kleist’schen Sprache, die Bühne im Großen Haus blieb fast durchgängig leer, Kleists Text sollte für sich allein wirken.

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Wenn man sich darauf einließ, wurde schnell klar, dass es in dem Stück beileibe nicht um heldische Überhöhung geht. Sondern um die Einsicht, dass jeder Krieg, auch ein vorgeblich gerechter Befreiungskrieg, Opfer kostet und zwangsläufig jene traumatisiert, die überleben. Das war vielleicht die Kernbotschaft dieser unheimlichen, unheimlich modernen Kleist-Adaption.

Gert Voss und Kirsten Dene brillierten als Hermann und Thusnelda

Groben Bühnenzauber, auch alles Schlachtengeklingel sparte der Regisseur im reduzierten Bühnenbild von Vincent Callara aus. Legendär wurde Peymanns Einfall, das Gemetzel im Teutoburger Wald entsprechend der Zeilen „Zerschellt ward nun das ganze Römerheer/Gleich einem Schiff, gewiegt in Klippen“ als grotesk hin- und herschwankendes, mit Musik unterlegtes Ballett zu zeigen

Ebenso genial: die Rollenbesetzung, allen voran Kirsten Dene und Gert Voss. Das Thuschen und ihr Herzens-Hermann spielten die Ehekomödie, die auch in dem Drama verborgen liegt, hinreißend aus.