Bochum. Der O-Werk-Campus im früheren Opel-Werk in Bochum wächst. 2022 wird das Büro der Zukunft gebaut – entworfen von einem Architekten aus New York.
Gebäude um Gebäude entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Opel-Werks in Bochum-Laer. Eines könnte aus der Ansammlung moderner Bürobauten noch hervorstechen: die sogenannte Brainfactory. Sie soll nächstes Jahr in direkter Nachbarschaft zum O-Werk, der früheren Opel-Verwaltung, entstehen.
Ausblick auf die Büronachfrage ist schwierig
Investor Landmarken AG spricht vom Büro der Zukunft und von der Antwort auf die Frage, „was ein Büro leisten muss, um nach Corona ein besseres Angebot als das Homeoffice zu machen, Talente an die Unternehmen zu binden und den Teamspirit in Unternehmen neu zu entfachen.“ Tatsächlich beschäftigt sich die Branche mit der Frage, wie viel Bürofläche in Zukunft überhaupt noch benötigt wird.
Das gilt auch für Bochum; eine Stadt, in der in den vergangenen Jahren viele neue Büros mit zigtausend Quadratmetern Fläche entstanden und weitere geplant sind. Die Frage ist: Werden sie noch gebraucht? „Da die weitere Entwicklung und damit auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie noch immer ungewiss sind, ist ein Ausblick auf das kommende Jahr schwierig“, heißt es im Cubion-Büromarktbericht. Der Immobilienvermittler gibt sich dennoch optimistisch, was die Vermarktung von Flächen betrifft.
Richtfest für ersten Bauabschnitt im Dezember
Auch die Landmarken AG ist offenbar davon überzeugt, dass das Interesse nach modernen Büros nicht abreißen wird. Während der erste Bauabschnitt seines O-Werk-Campus mit später einmal insgesamt 13 Gebäuden Form annimmt – Anfang Dezember soll das Richtfest für drei bereits vermieteten Gebäude gefeiert werden – werden schon der zweite und dritte Bauabschnitt geplant.
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Dazu gehört das Büro von morgen, die Brainfactory. Sie ist Teil des neuen Bürokonzepts „Spirit Offices“, das mit dem New Yorker Architekten Matthias Hollwich entstanden ist. „Die besten Mitarbeiter erwarten von Ihren Arbeitgebern nicht mehr nur ein gutes Gehalt und eine wichtige Mission, sondern gerade jetzt auch ein positives Arbeits- und Gemeinschaftserlebnis an inspirierenden Orten mit einer hohen Identität“, sagt Jochen Hermanns, Mitglied der Landmarken-Geschäftsleitung. Das Büro als reiner Arbeitsort der Aufgabenerfüllung habe ausgedient: „Qualifizierte Talente stehen den Konzepten von Arbeitsstelle und klassischem Büroalltag immer skeptischer gegenüber.“
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Neuer Bürostandard soll Mitarbeiter anziehen
Spirit-Office-Erfinder Hollwich wolle die Qualität von New Work und New York in deutsche Städte tragen, heißt es. Bei der Vorstellung des Projekts in Aachen sagte er: „Alle Arbeitnehmer sind Menschen. Sie wollen sich wohlfühlen, sie möchten motiviert werden.“
Attraktiv für viele Investoren
Mehrere Immobilienentwickler sind auf Mark 51/7 aktiv. So baut etwa die Hellmann Investment aus Düsseldorf demnächst die neue Firmenzentrale von Volkswagen Infotainment.
Der zweite große Entwickler neben Landmarken ist die Harpen-Gruppe aus Dortmund. Sie investiert in den nächsten Jahren insgesamt 110 Millionen Euro in drei weitere Projekte.
Der neue Bürostandard stehe für ein digitales Haus, das mitdenke, Gesundheit durch Sportmöglichkeiten und den Einsatz von gesunden Materialien fördere, und das durch viele Dienstleistungen und inspirierende Gemeinschaftsflächen das Wir-Gefühl stärke. So sind in der Brainfactory mit seinen 7000 Quadratmetern Bürofläche auch ein Fitnessstudio und eine Rösterei geplant.
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Gebäude soll Emotionen auslösen
Landmarken versteht das Office dabei offenbar auch als Referenzgebäude. Denn: Mietverträge wurden vor der Investitionsentscheidung noch nicht unterzeichnet. Das ist eher ungewöhnlich in der Branche. Aber: In Bochum sowie in Aachen und Köln, wo weitere Spirit Offices geplant sind, soll die Zukunft der neue Bürowelt gezeigt werden. „Das Büro steht jetzt im direkten Wettbewerb zum Homeoffice. Es muss dort also besser und anders sein als in meinem Zuhause“, so Architekt Matthias Hollwich. „Es wird in Zukunft viel mehr darum gehen, was ein Gebäude auslöst an Produktivität, Emotionen und Gemeinschaft. Die heutigen Arbeitgeber müssen die richtigen Werte leben, um die Talente anzuziehen und zu halten. Dazu gehöre auch eine nachhaltige Bauweise sowie klimaschonendes Energiemanagement.
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Virtueller Rundgang mit einer nostalgischen Erinnerung
Einen Einblick, wie es in dem ehemaligen Opel-Werk bald schon aussehen kann, gewährt Landmarken auf der Internetseite www.o-werk.com . Dort ist nicht nur im Flug über Laer Mark 51/7 als Gesamtensemble mit allen schon gebauten, geplanten und gedachten Gebäuden und Anlagen zu sehen. Der Investor ermöglicht auch eine virtuelle Tour rund um den O-Werk-Campus. Der 360-Grad-Blick um den Kreisverkehr am Ende der Suttner-Nobel-Allee erlaubt spannende Blicke etwa auf die geplanten Pavillons vor dem O-Werk, in denen Gastronomie (Kraftwerk) und eine bilinguale Kita für sechs Gruppen (Bauklötzchen) untergebracht werden sollen, die Suttner-Nobel-Allee Richtung Wittener Straße und enthält auch eine nostalgische Erinnerung. Im besagten Kreisverkehr fahren zwei Autos: ein Elektrofahrzeug und ein Opel Diplomat. Ein bisschen Opel bleibt eben auch im Büroquartier der Zukunft.